Auf Null - Catharina Junk [Rezension]

Sonntag, März 19, 2017

Kurzmeinung:

Schon jetzt eins meiner Highlights 2017. Das Buch ist ganz anders, als andere Bücher aus dem SickLit Bereich. Herrlich sarkastisch, aber auch mit einem hohen Maß an Selbstreflexion nimmt uns die Protagonistin Nina mit auf ihren Weg zurück ins Leben. Und der ist gar nicht so leicht, denn wie soll man sich denn nun verhalten? Extra vorsichtig? Oder sich gerade wild und verrückt ins Leben stürzen? Und lohnt sich das alles überhaupt, wo doch der Krebs wahrscheinlich eh bald zurückkehren und sein Werk beenden wird? Und was passiert, wenn dann auf einmal auch noch Liebe mit im Spiel ist?

Bewertung: 5 Sterne

Verlag: Kindler (Rowohlt)
Seiten: 396
Preis: 19,95€ (Hardcover), 16,99€ (eBook), 9,99€ (Taschenbuch)

Klappentext:

Gesund – aber nicht geheilt. Das ist Ninas Diagnose nach überstandener Leukämie.
Für die Zwanzigjährige klingt das wie: Freu dich bloß nicht zu früh. Ohnehin hat die Krankheit alles verändert. Mit ihrer besten Freundin Bahar ist sie zerstritten, ihr Bruder ist streng gläubig geworden, und Nina würde eher einem Hütchenspieler vertrauen als ihrem eigenen Körper. Dann lernt Nina Erik kennen und ist schneller in ihn verliebt, als ihre Angst vor einem Rückfall es erlaubt. Aber wie soll Liebe funktionieren, wenn einem der Mut zum Leben fehlt? 


Zum Buch:

Ich habe schon einiges aus der "SickLit" Ecke gelesen und finde es oft sehr bewegend und inspirierend von dem Schicksal der Menschen und ihrem Kampf mit der Krankheit zu lesen. In letzter Zeit gab es da zum Beispiel "Mein bester letzter Sommer" von Anne Freytag oder das schon etwas ältere "Beim Leben meiner Schwester" von Jodi Picoult.
"Auf Null" von Catharina Junk ist da anders. Das Buch beginnt da, wo die anderen aufhören. Nina wird als geheilt aus dem Krankenhaus entlassen, das nach ihrer Leukämie Diagnose für ein Jahr zu ihrem neuen Wohnort wurde. Dabei war die 20-jährige doch nach Münster gekommen, um zu studieren. Doch die Krankheit hat ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Jetzt kann Nina nach Hause und ihr Leben weiterleben, das ja vorher irgendwie "auf Pause" stand und um das sie die letzten 12 Monate so hart gekämpft hat.
Doch so ganz traut die sie dem Frieden nicht. Wie soll sie sich auf ihren Körper plötzlich wieder verlassen, der sie doch vorher so schmerzlich verraten hat. Und wie soll sie einfach so weitermachen, wenn doch plötzlich nichts mehr sicher ist.
Wie soll sie mit dieser zweiten Chance umgehen?
Soll sie die Angst hinter sich lassen, und sich ins voll Leben stürzen? Verrückt sein, alles ausprobieren und nur noch genießen?
Oder soll sie jetzt besonders vorsichtig sein, sich vollkommen gesund ernähren und eine sinnstiftenden Job finden?


Meine Meinung:

Ja, in dem Buch geht um Krebs, beziehungsweise um das Leben nach Krebs und der Angst vor einem Rückfall. Und trotzdem erzeugt die Geschichte beim Leser keine bedrückte Stimmung. Im Gegenteil, ich musste oft schmunzeln oder sogar laut lachen. Der Humor in dem Buch trifft zu 100 Prozent meinen Geschmack und ich liebe die sarkastischen Sprüche, mit denen Nina die teils wirklich bescheuerten "Krebs- Bemerkungen" der anderen abschmettert. Dennoch reflektiert sie ihr Verhalten und fragt sich, ob sie durch ihren Sarkasmus und die bissigen Sprüche nur ein Mittel sind, um bloß niemanden zu nah an sich heranzulassen. Diese Balance fand ich großartig.
Ebenso die Beziehungen. Keine einzige Beziehung in diesem Buch ist klischeehaft.
Die beste Freundin, Bahar, mit der sich Nina zerstritten hat.
Die Schulfreundin, mit der sie sich aus Gewohnheit immer noch trifft, aber wo beide schließlich feststellen, dass sie sich eigentlich nichts mehr zu sagen haben.
Dann gibt es da noch die Romanze mit Erik, mit dem es einfach nicht so recht klappen will. Erik ist nicht der Held in schimmernder Rüstung, der Nina rettet und plötzlich ist alles gut. Nein, die beiden näheren sich ganz langsam, manchmal etwas ungeschickt an. Und Ninas Krankheit steht ihr hier wieder im Weg, da sie sich nicht traut, sich wirklich auf jemand anderen einzulassen, sich dieses Glück nicht zugesteht.
Besonders gelungen fand ich auch die Rolle von Ninas kleinem Bruder. Schnell wird klar, das Theo oft zu kurz gekommen ist, wenn die Eltern sich um Nina gekümmert und gesorgt haben. Theo flüchtet sich in die Religiosität und findet dort Anschluss und Geborgenheit. Seine Schwester hingegen kann zunächst nicht zu ihm durchdringen.
Obwohl die Geschichte mit viel Humor und Biss erzählt wird, ist mir an der ein oder anderen Stelle auch eine Träne über die Wangen gerollt, denn es ist eben ein schwieriges Thema und Verlust ist schmerzhaft. Auch das wird thematisiert, steht aber nicht so dramatisch und stark im Mittelpunkt, so dass ich mich als Leser gut darauf einlassen konnte und nicht emotional erpresst gefühlt habe.
Dieses Buch bietet eine ganze Bandbreite an Gefühlen und nimmt den Leser mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt. Dabei war ich die ganze Zeit so mitgerissen, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Das ist der Autorin wirklich großartig gelungen.


Fazit: 

Auf Null von Catharina Junk -eine Geschichte, die bewegt und einen so schnell nicht loslässt. Die Mut und Hoffnung macht, aber auch die harten Seiten des Kampfes gegen den Krebs aufzeigt. Und verdeutlicht, dass dieser Kampf nach der Genesung noch lange nicht vorbei ist.
Ein Buch, das mal erfrischend anders an das Thema herangeht. Mit einer charmanten und glaubwürdigen Protagonisten, mit der man mitfiebert und mitleidet, die einen zum Lachen und zum Weinen bringt.


Mein herzlicher Dank gilt dem Rowohlt Verlag für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplars.


Weitere Rezensionen zu dem Buch: 

Goldblatt (wegen der ich dieses Buch unbedingt lesen musste)
Lottas Bücher
Books in my world

Das könnte dich auch interessieren: 

Mein bester letzter Sommer - Anne Freytag (Rezension) 
Sophie, der Tod und ich - Thees Uhlmann (Rezension)


Plauderecke

Habt ihr das Buch auch schon gelesen? Konnte es euch auch so begeistern? Oder lest ihr überhaupt Bücher aus dem SickLit Genre?

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8 Kommentare

  1. Hallo,

    dieses Buch steht schon seit einer Weile auf meiner Wunschliste. Den Ansatz, dass es um das Leben nach der Krankheit und mit all den ganzen Konsequenzen geht, finde ich nämlich auch interessant.
    Ab und an lese ich gerne SickLit, wenn sie nicht zu schmalzig oder kitschig geschrieben ist.
    Deine Rezension hat mir gut gefallen und stünde das Buch nicht schon auf meiner Wunschliste würde ich es jetzt lesen wollen.

    Liebe Grüße
    Julia

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    1. Hallöchen Julia,
      Oh, das freut mich aber. Dieses Buch ist wirklich ganz und gar nicht schmalzig, sondern wirklich eher trocken und herrlich sarkastisch. Dabei aber eben gleichzeitig doch auch reflektiert über dieses wichtigen Themen. Wirklich ein tolles Buch. Ich wünsche dir ganz viele schöne Lesestunden mit der Lektüre.
      Liebst, Julia

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    2. Trocken und sarkastisch klingt gut. Sowas lese ich wenn es gut geschrieben ist dann wirklich gerne.

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  2. Hey,
    tolle Rezension!
    Ich warte aktuell auf das TB, das bald erscheint, jedoch unter einem anderen Titel (warum auch immer).
    Ich finde das Thema sehr interessant und bin gespannt auf die Umsetzung, zumal es ja irgendwie mit dem "danach" beginnt.

    Liebe Grüße,
    Nicci

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    1. Hallo Nicci,
      Ja, das mit dem anderen Titel hat mich auch sehr verwirrt... Wer weiß, was die sich dabei gedacht haben.
      Den Ansatz, dass es eben nicht wie "klassische SickLit" die Krankheit an sich, sondern das Leben danach betrachtet, fand ich auch sehr interessant. Und ich wurde nicht enttäuscht. Vor allen Dingen, weil in Rückblenden ja doch auch immer von dem Kampf gegen den Krebs berichtet wird. Eine wirklich gelungene Mischung, wie ich finde.
      Auf die Lektüre kannst du dich auf jeden Fall freuen.
      Liebe Grüße, Julia

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  3. Argh, auf meiner Wunschliste steht das Buch auch schon seit Erscheinen. Nach der Rezension bekommt man doch noch viel mehr Lust es zu lesen. Damals hat mich die Leseprobe auch schon richtig überzeugt.

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    1. Ja, ja, ja! Unbedingt lesen! :) Es lohnt sich wirklich, dieses Buch zu lesen und ich wünsche dir jetzt schon viel Spaß bei der Lektüre. Schön, dass meine Rezension die Vorfreude bei dir noch ein bisschen steigern konnte. Bin gespannt, was du dann zu dem Buch sagst.
      Liebe Grüße, Julia

      PS. Sehr Geldbeutel- freundlich ist das Buch übrigens gerade auch als Taschenbuch erschienen. ;)

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  4. Das Buch klingt klasse. Die meisten Romane in dieser Richtung beschäftigen sich ja eher mit der Diagnose und wie dann damit umgegangen wird, aber ich habe mich schon lange gefragt, wie man damit umgeht, wenn man das bereits hinter sich hat und ob man dann wieder ganz normal ins Leben einsteigen kann. Super, dass das Buch diese Perspektive bietet. Auch dass die Beziehungen so realistisch sein sollen, überzeugt mich.
    Das Buch habe ich mir vor kurzem ertauscht und freue mich nun umso mehr darauf! :)

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