Buchreihen

Montag, Mai 16, 2016

Meine Buchreihen

Hier schreibe ich mal ein paar Buchreihen auf, die ich angefangen (oder auch schon beendet) habe und die mir gut gefallen haben. 
Ich werde diese Liste natürlich immer aktualisieren, wenn ich wieder ein Buch gelesen habe, ein neues Buch einer Reihe erscheint oder ich eine neue gute Serie entdecke. 
Habt ihr gute Buchreihen gelesen, die hier fehlen? Lasst mir gerne Tipps und Anregungen in den Kommentaren da :) 

Ich lese gerne Reihen, weil man dann länger mit den Charakteren zusammen durch deren Welten reisen kann und gut ihre Entwicklung mitverfolgen kann. Harry, Ron und Hermine zu Beispiel haben mich meine ganze Kindheit und Jugend über begleitet, und tun das auch jetzt noch! 



J.K. Rowling - Harry Potter
  1. Der Stein der Weisen 
  2. Die Kammer des Schreckens 
  3. Der Gefangene von Askaban 
  4. Der Feuerkelch
  5. Der Orden des Phönix 
  6. Der Halbblutprinz 
  7. Die Heiligtümer des Todes 

     8. Das verwunschene Kind  --> zur Rezension


Jugendbücher


Cornelia Funke - Tinten- Trilogie 
  1. Tintenherz
  2. Tintenblut
  3. Tintentod 


Cassandra Clare - Chroniken der Unterwelt 
  1. City of Bones 
  2. City of Ashes
  3. City of Glas 
  4. City of Fallen Angels 
  5. City of Lost Souls 
  6. City of Heavenly Fire 


Stephenie Meyer - Twilight Saga 
  1. Twilight - Biss zum Morgengrauen 
  2. New Moon - Biss zur Mittagsstunde 
  3. Eclipse - Biss zum Abendrot 
  4. Breaking dawn - Biss zum Ende der Nacht 


Suzanne Collins  - Die Tribute von Panem Trilogie
  1. Tödliche Spiele
  2. Gefährliche Liebe
  3. Flammender Zorn



Krimis/ Thriller 


Linda Castillo - Kate Burkholder 
  1.  Die Zahl der Toten 
  2. Blutige Stille
  3. Wenn die Nacht verstummt
  4. Tödliche Wut
  5. Teuflisches Spiel
  6. Mörderische Angst
  7. Grausame Nacht 


Jussi Adler-Ohlsen - Carl Mørck, Sonderdezernat Q
  1. Erbarmen 
  2. Schändung 
  3. Erlösung 
  4. Verachtung 
  5. Erwartung
  6. Verheißung 


Jo Nesbø - Harry Hole 
  1. Der Fledermausmann 
  2. Kakerlaken
  3. Rotkelchen 
  4. Die Fährte
  5. Das fünfte Zeichen 
  6. Der Erlöser
  7. Schneemann
  8. Leopard
  9. Die Larve 
  10. Koma 


Camilla Läckberg - Erica Falck
  1. Die Eisprinzessin schläft 
  2. Der Prediger von Fjällbacka 
  3. Die Töchter der Kälte 
  4. Die Totgesagten 
  5. Engel aus Eis
  6. Meerjungfau
  7. Der Leuchtturmwärter
  8. Die Engelmacherin 
  9. Die Schneelöwin 


Stieg Larsson - Millennium
  1. Verblendung 
  2. Verdammnis
  3. Vergebung 
     4. Verschwörung (David Lagercrantz)


Simon Beckett - David Hunter 

  1. Die Chemie des Todes 
  2. Kalte Asche 
  3. Leichenblässe
  4. Verwesung 
  5. Totenfang 

Colin Cotterill - Dr. Siri
  1. Dr. Siri und seine Toten 
  2. Dr. Siri sieht Gespenster 
  3. Totentanz für Dr. Siri
  4. Briefe an einen Blinden 
  5. Der Tote im Eisfach
  6. Der fröhliche Frauenhasser
  7. Grabgesang für Dr. Siri
  8. Dr. Siri und der explodierende Drache 
  9. Dr. Siri und die Geistesfrau

#lovelybox

Mittwoch, Mai 11, 2016

Gestern ist dann also meine schon sehnlichst erwartete #Lovelybox angekommen. Ich habe mich gefreut, wie ein kleines Kind. Pakete auszupacken ist auch echt eine der schönsten Sachen der Welt, oder wie sehr ihr das? Und wenn es dann auch noch Bücherpost ist... Hach!


Aber was ist denn eigentlich eine Lovelybox?


#Lovelybox ist eine wunderbare Aktion von Lovelybooks. Dabei können Leser Themenvorschläge einsenden. Aus diesen Vorschlägen wird dann einer ausgewählt und dazu eine Buchbox mit 3 Büchern zusammengestellt. Das Thema wird immer bekanntgegeben, die ausgewählten Bücher aber bleiben geheim, bis man seine eigene Box in den Händen hält. Ja, und für diese Überraschungsbox kann man sich dann bei Lovelybooks bewerben und mit etwas Glück bekommt man drei schöne Bücher und viele vergnügliche Lesestunden geschenkt.
Für noch mehr Infos schaut euch dieses Infovideo an :) 

Schon drei mal hat es eine Lovelybox Verlosung gegeben, und nachdem ich die ersten beiden Runden leider verpasst habe, musste ich mich natürlich gleich für diesen Monat bewerben.
Und dann kam auch schon die Nachricht: Sie haben gewonnen! 

Das Thema dieses Mal war: "Das Gute liegt so nah - deutschsprachige Autoren warten darauf, von dir entdeckt zu werden". 

Die Lovelybox ist wunderhübsch und sehr liebevoll verpackt. Zunächst kam ein Brief zum Vorschein, dann die drei Bücher und drei schöne LovelyBooks Lesezeichen.





Die drei Bücher sind:
"Romeo & Romy" von Andreas Izquierdo
"Wenn's brennt" von Stephan Reich
"Wüste Welt" von Wolfgang Popp




Die Rezensionen dazu werden dann natürlich auf meinem Blog zu finden sein. Aber das wird wohl noch ein Weilchen dauern, weil mein SuB mal wieder überwältigende Ausmaße angenommen hat... Ich weiß auch gar nicht, wie das passieren konnte. Ich bin unschuldig, bestimmt! 


Ja, also das zu meiner #lovelybox. Ich hab mich auf jede Fall riesig gefreut und finde die Aktion echt super. 

Rezension

Rezension: "Sophia, der Tod und ich" von Thees Uhlmann

Montag, Mai 09, 2016

Verlag: KiWi
Seiten: 320
Preis: 18,99€ (Hardcover), 16,99€ (eBook) 

Bewertung: 5 Sterne 


Kurzmeinung

Jetzt schon ein Monatshighlight. Das Buch wird mich so schnell nicht wieder loslassen. 
Es ist eine Hommage an das Leben und bringt einen mit einem Schmunzeln dazu, seine eigene Einstellung neu zu überdenken. Und wer hätte schon gedacht, dass einen ein Buch über den Tod mehr als einmal laut zum Lachen bringen kann? 


Klappentext:

Wie kaputt muss man sein, um bei jemandem an der Tür zu klingeln und zu behaupten, man sei der Tod? Was wie ein schlechter Scherz beginnt, ist der Auftakt zu einem hinreißenden, nicht enden wollenden Wortgefecht zwischen dem Tod und dem Erzähler, in dem es um Liebe, Freundschaft und Glauben, um den Lakritzgeschmack von Asphalt und das depressive Jobprofil des Todes geht. Gemeinsam machen sich die beiden auf den Weg zur Mutter und zu Johnny, dem kleinen Sohn des Erzählers, den er seit Ewigkeiten nicht gesehen hat. Mit dabei: Sophia, die ruppig-souveräne und weise Exfreundin. Es ist eine Reise zwischen Himmel und Hölle, die geprägt ist von der Tollpatschigkeit, mit der sich der Tod begeistert durch die Welt der Lebenden bewegt, und Fragen aufwirft wie: Muss der Tod eigentlich pinkeln? Und wenn ja, wie macht er das? Und es geht um die große Frage, was denn besser ist, »to burn out or to fade away«?


Zum Buch

Zu Beginn des Buches klingelt wie gesagt der Tod bei unserem namenlosen Protagonisten und eigentlich sollte dieser dann nur noch 3 Minuten zu leben haben. Doch dann passiert etwas im großen Leben-Tod-Gefüge und der Protagonist darf noch eine Weile auf der Erde wandeln, allerdings nur mit dem Tod zusammen. Denn anscheinend gibt es einen neuen Bewerber für den Job des Todes und der aktuelle Tod muss den Bewerber im Kampf besiegen. Aber dazu später mehr. 
In dem Moment, in dem der Protagonist eigentlich sterben sollte, klingelt dann auch noch seine Ex- Freundin Sophia an der Tür und das bringt dann erst recht alles durcheinander. Und weil der Tod nun mal der Tod ist, muss Sophia jetzt mit ihrem sterbenden Ex-Freund und dem Sensenmann zusammenbleiben, ob sie will oder nicht. 
Dieses ungleiche Trio tritt nun eine Reise zur Mutter des Protagonisten an, um dann mit ihr zusammen bis in den Süden Deutschlands zu fahren, um den Sohn des Protagonisten vor dem neuen Tod zu retten, und damit der Protagonist seinen Johnny noch ein letztes Mal sehen kann. 

Und auf dieser Reise passiert unglaublich viel. Erzählt werden liebevoll einzelne Episoden, schöne Anekdoten, die sich aber mühelos in den Gesamtverlauf der Geschichte zusammenfügen. 
Der Protagonist realisiert erst jetzt, da er mit dem Tod konfrontiert ist, dass die letzten Jahre seines Lebens eigentlich nur so an ihm vorübergezogen sind. Er kam mir etwas "lebensmüde" vor, war nicht mehr begeistert vom Leben. Ganz anders der Tod. Dieser darf sonst immer nur 3 Minuten auf der Erde sein, bis er seinen Kandidaten auf "die andere Seite" bringen muss. Und nun ist er plötzlich mehrere Tag auf der Erde und kann sich für alles begeistern. Er erlebt viele erste Male, so zum Beispiel seine ersten Nudeln, seinen ersten Rausch, die erste Bahnfahrt und vieles mehr. Und alles kann ihn in Staunen versetzt und bringt ihm Freude. Und es ist unter anderem das Beobachten dieser Freude, die den Protagonisten aus seiner Lethargie erwachen lässt. Und das Gefühl, alles zum letzen Mal zu machen, verleiht den Situationen eine besondere Bedeutung und Tiefe. Es bringt ihn dazu, seine Entscheidungen, seine Beziehung zu ihm wichtigen Menschen zu überdenken und zu ändern. Und diese Entwicklung und Erkenntnis des Protagonisten mitzuverfolgen ist einerseits wunderschön und andererseits so traurig, weil es ja eigentlich zu spät ist. Aber ist es für solche Gedanken eigentlich je zu spät? 



Meinung

Wow, was für ein Buch. Es ist jetzt schon mein Monatshighlight. Ich muss sagen, es hat ein kleines bisschen gedauert, bis wir warm miteinander geworden sind, aber dann war es eine große Liebe. 
Wie Thees Uhlmann es schafft, die großen Fragen um Leben, Liebe und Tod mit einfachen Worten und Metaphern wie aus dem Alltag zu beschreiben, ist einfach großartig. Oft ist es vorgekommen, dass ich einen Satz das erste mal gelesen habe und es klang, wie ein ganz normaler Satz. Und wenn man ihn dann noch mal liest, merkt man, wie viel eigentlich dahinter steckt und wie Uhlmann es schafft, dass einem diese schlichten Sätze den ganzen Tag im Kopf bleiben und einen beschäftigen. 
Und das war es auch, was mir an dem Buch am besten gefallen hat und mich am meisten bewegt hat. Das hier die ganz großen Fragen behandelt werden. Was macht das Leben lebenswert? Wie verbringe ich die Zeit, die mir auf dieser Erde bleibt? Welche Menschen möchte ich in dieser Zeit um mich haben und wie behandele ich sie? Und um uns darüber nachdenken zu lassen braucht Thees Uhrmann keine hochtrabende, philosophische, schwere Sprache. Er schreibt im klaren, direkten norddeutschen Schnack und ist ganz nah am Alltag. Er hat in seinen Beschreibungen ein gutes Auge fürs Detail und lässt so Szenen vor dem inneren Auge entstehen, die so, oder so ähnlich wohl jeder kennt. 
Für mich ist "Sophia, der Tod und ich" ein Buch, dass ich auf jeden Fall noch mehrere Male lesen werde, und wahrscheinlich immer wieder neue Perlen entdecken kann. Und am Liebsten würde ich gleich eine ganze Liste von Zitaten rausschreiben, über die ich dann erstmal eine ganze Weile nachdenken müsste. 




Lieblingszitat:

Er: „Warum lieben die Menschen eine Blumenwiese?“
Ich: „Weil sie so schön bunt ist.“
Er: „Nein, weil sie nur vier Wochen lang so schön bunt ist. Und dann wird sie gelb, und dann ist sie tot. Ohne mich wäre es einfach nur eine Fläche mit bunten Punkten. Ich mache den ganzen Kram hier zu dem, was er ist. Ich bin der Grund, warum ihr morgens aufsteht. Ich bin die Angst, die euch lieben lässt. Ich bin das Ticken in eurem Kopf. Alles, was ihr am Leben liebt, bekommt durch mich erst seine Form. Die Angst, etwas zu verpassen. Was willst du verpassen, wenn du es immer nachholen kannst?“

(S. 248)

Rezension

Rezension: Schindlers Liste von Thomas Keneally

Freitag, Mai 06, 2016

"Wer auch nur ein einziges Leben rettet, der rettet die ganze Welt" -Vers aus dem Talmud 




Kurzmeinung: 

Gehört eindeutig in die Kategorie "Sollte man gelesen haben". Ein sehr wichtiges Thema, dass man nicht vergessen sollte, ist hier sehr gut aufgearbeitet, ohne zu beschönigen aber auch ohne zu sehr emotional zu werden.

Bewertung: 5 von 5 Sternen

Klappentext:

Oskar Schindler. Deutscher Industrieller, Geschäftsmann mit List und Verstand - ein Held ohne Heiligenschein. Er lebt in der Erinnerung von 1300 jüdischen Arbeitern, die Polens Konzentrationslager verlassen konnten, weil er eine Besessener war, ein Mann, der bereit war, für eine waghalsige phantastische Rettungsaktion alles zu riskieren. 

Inhalt:

Oskar Schindler, Bonvivant, Spekulant und Charmeur, ein Industriellensohn aus Mähren, Liebhaber schöner Frauen, brillanter Geschäftsmann, Parteimitglied, gut aussehender blonder Deutscher - dieser Mann übernimmt 1939 in Krakau eine "arisierte" Emailfabrik. Seine Arbeiter sind Juden, sie haben es gut bei ihm. Binnen kurzem ist Schindler mit jedem wichtigen Nazi in Krakau "befreundet", er macht grosszügige Geschenke, arrangiert ausschweifende Feste, besticht, wo es sich lohnt. 1942, bei der Auflösung des Krakauer Ghettos, sieht er mit an, wie Juden zusammengetrieben und auf der Strasse erschossen werden. Er sagt später dazu: "Seit damals musste jedem denkenden Menschen klar sein, was geschehen würde. Und ich nahm mir fest vor, das zu verhindern." Schindler verhindert es in den nächsten Jahren mit allen Mitteln. Er wird zur Hoffnung vieler, die vor allem unter der unglaublichen Willkür des KZ- Kommandanten Göth leiden. Und wenn er auch gegen den organisierten Massenmord nichts tun kann, so schafft er es doch, Personen, die er irgendwie für seinen Betrieb reklamieren kann, noch aus den Transportzügen und den Todeszellen der KZs herauszuholen. Ende 1944 scheint dies alles zusammenzubrechen. Sämtliche Lager um Krakau sollen aufgelöst, ihre Insassen nach Auschwitz gebracht werden. Und noch einmal hat Schindler Erfolg. Er bekommt die Genehmigung, seine Fabrik und seine Arbeiter nach Brünnlitz in Mähren überzusiedeln. Über tausend Juden stehen auf der Liste, sie entgehen dem sicheren Tod. Die Geretteten schmieden ihm aus eigenem Zahngold einen Ring, in den sie den Talmud-Spruch eingravieren: "Wer ein einziges Leben rettet, der rettet die ganze Welt."

Meine Meinung:

Wow, was für ein Buch. Es hat mich wirklich sehr bewegt und ich konnte davon nicht zu viel am Stück lesen, musste immer mal wieder Pausen machen und etwas anderes lesen.

Es ist auf jeden Fall ein besonderes Buch. Ich hab schon einiges über die NS Zeit gelesen. An diesem Buch hat mir besonders gefallen, dass es eine gewisse Distanz zu den Ereignissen bewahrt, was es ein bisschen erträglicher macht, darüber zu lesen. Generell hat es eigentlich mehr die Form eines historischen Berichts. Es werden viele Zahlen und Fakten genannt und man erfährt einiges an Hintergrundwissen. Das Buch beruht auf Interviews, offiziellen Dokumenten und den Berichten der Zeitzeugen. Es ist untergliedert in viele kleine Episoden, wenn die verschiedenen Personen ihre Begegnungen mit Schindler schildern. Dennoch liest es sich flüssig und Keneally schafft es gut, einen Bogen zu spannen und die einzelnen Berichte gut zu verbinden. Durch diese Form des Schreibens entsteht einerseits der Eindruck des Glaubhaften, andererseits aber schafft es die erwähnte Distanz zum Geschehen. Das habe ich als sehr angenehm empfunden. In anderen Romanen über die NS- Zeit baut man eine enge emotionale Beziehung zu den Protagonisten auf, was besonders bei diesem Thema dann sehr belastend sein kann. Ich finde, das Thema ist schon aufwühlend genug, ohne das dies durch besonders emotionale Schreibstile verstärkt werden müsste.


Ich wusste vorher nicht sehr viel über Schindler und hatte ihn so als klassischen "Helden" abgespeichert.

Zitat: "Dieser Bericht möchte vermeiden, aus dem lebenslustigen Schindler einen Heiligen zu machen" (S.301) Und das ist auch gelungen. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Schindler auch Parteimitglied war und ein großes Hakenkreuz am Kragen trug. Auch stellt das Buch klar, dass Schindler am Anfang mit seiner Fabrik große Gewinne machen konnte, dadurch, dass die Juden dort wie Sklaven arbeiteten.

Aber es wird auch klar, dass selbst Schindler als Parteimitglied vorher keine Vorstellung von dem Ausmaß des Grauens und der Gewalt hatte. Heute liest man von KZs und Vernichtungsanlagen als Tatsachen, aber damals waren solche grauenvollen Dinge sich bestimmt nur schwer vorzustellen. Es kommt dann zu dem sehr schicksalhaften Moment, wo Schindler eine willkürliche Erschießung der Juden im Krakauer Ghetto beobachtet. 


"Seit damals musste jedem denkenden Menschen klar sein, was geschehen würde. Und ich nahm mir fest vor, das zu verhindern, soweit es in meiner Macht stand."

Und was er danach alles für "seine Juden" getan hat, ist wirklich großartig. Den Parteileuten gegenüber brachte er zwar immer das Argument, er brauche ja seine ausgebildeten Arbeiter, um Waffen für die Wehrmacht herzustellen, doch eigentlich ging es ihm nur darum, möglichst viele Leben zu retten.

Wie sehr er sich von jedem Profit- Gedanken gelöst hatte ist deutlich daran zu sehen, dass seine letzte Fabrik eigentlich nur zum Schein Fabrik war, aber eigentlich ein sicheres Lager für seine jüdischen Arbeiter. Die Fabrik produzierte nämlich kaum etwas, und wenn, dann nur mangelhafte Ware. 

 "Jetzt weiß ich, dass mit meinen Granaten kein armes Schwein ins Jenseits befördert wird" (Schindler, S. 294)


Einen interessanten Aspekt, über den ich vorher nie nachgedacht hatte fand ich auch, dass die Massenvernichtung nicht nur aus moralischen Gründen kaum zu glauben war, sondern weil es auch aus kriegsführerischer Sicht völlig irrational war. In Kriegszeiten dringen an der Front benötigte junge Männer, Waffen, Bahnwagons etc. zu verwenden, um einen unbewaffneten und ungefährlichen "Feind" zu bekämpfen. Aber wie verquer diese Logik der SS Leute war, kommt in dem Buch an vielen Stellen deutlich zutage. Zitat: 

"Den meisten [Juden] bedeutet der Stacheldraht nur ein Requisit, anhand dessen sie sich überzeugen konnten, dass sie gegen ihren Willen hier [im Lager] waren" (S.145) 

Oder als Göth schildert, wie er sich nach der Erschießung einer Jüdin beschwingt fühlt. 

"Das dies eine krankhafte Reaktion war, hätte er nicht geglaubt. Er meinte, so fühle man sich nun mal nach einer rechtschaffenen Tat." (S.149)

Auch die Grausamkeit des Machtmissbrauch, der oft unerwartet an so große Macht gekommenen jungen Männer wird deutlich.

Was mich auch sehr schockiert hat ist die Tatsache, dass kurz vor Kriegsende, als die Niederlage schon abzusehen war, die SS nicht etwa ihre grausamen Taten eingestellt haben, sondern im Gegenteil besonders viel gemordet haben und Beweise vernichteten, indem sie Leichen verbrannten.

Wie sehr waren die SS Leute in ihrem Wahn, dass sie in Schindler keinen Helden sahen, sondern einen braven Parteigenossen, der unschuldig vom "jüdischen Virus" befallen war - einer Mischung aus Bazillen und Hexerei.

Auch über das Schicksal der Juden ist mir wieder viel bewusst geworden. Was sie für unvorstellbare Grausamkeiten erlebt haben. Die absolute Hilflosigkeit, wenn man sich an keine Regeln halten kann, nichts Schutz bietet und man sich einfach willkürlichen Tötungen gegenübersieht.

 "Wer beim Appell aufgerufen wurde, wusste nicht, was er zu erwarten hatte - eine Brotration oder eine Kugel" (S.301)

Das Leben in den Lagern, dass man eigentlich gar nicht Leben nennen kann... 

"Hier [in Ausschwitz] war die Moral nicht nur außer Kraft gesetzt, sie war förmlich umgekehrt worden. [...] wo Wörter das Gegenteil dessen bedeuten, was sie ausdrückten. Die Keller hießen Desinfektionsräume, die Gaskammern Bäder [...]" (S. 273).

Und wie im schrecklichen Lager- Alltag kaum für zwischenmenschliche Regungen Platz ist. 

"Wer denkt schon an Komplimente, wenn die Läuse in Scham- und Achselhaaren kribbeln? Man machte kurzen Prozess, das galt für die Frauen nicht weniger als für die Männer" (S. 202)

Unvorstellbar, wie das erlebte die Überlebenden verändert haben muss. Selbst nach der Befreiung haben viele Juden die Lager nicht verlassen mögen. 

"Was für eine Gedanke - einfach zum Tor hinaus und nach Brünstig einkaufen gehen. Nicht wenige waren unfähig, diesen Gedanken zu fassen" (S. 330) 


Insgesamt bietet das Buch auf jeden Fall sehr viel Stoff zum Nachdenken. Da sind die großen Fragen um Moral, Schuld, Vergebung, Rache.

In seiner Abschiedsrede an die Juden in seinem Lager ruft Schindler sie dazu auf, zwischen Schuldlosen und Schuldbeladenen zu unterscheiden. Sie sollen nicht alle bestrafen, für etwas, was eine kleine Personengruppe im Namen des deutschen Volkes getan habe. Viele Deutsche seien nicht damit einverstanden gewesen oder haben gar nichts davon gewusst.
Und auch das natürlich wieder ein schwieriges Thema, über das man viel nachdenken und diskutieren kann.

Womit ich mich auch länger beschäftigt habe, ist die Frage nach Pragmatismus versus Idealismus. Was ist "besser": Dem Regime offen seine Verachtung zu zeigen und dafür dann vielleicht erschossen zu werden, ohne ein einziges Leben gerettet zu haben? Oder wie Schindler als Parteimitglied mit den SS Leuten lieb Kind zu sein, mit Ihnen zu trinken, ihnen Geschenke zu machen und dafür mehr als 1000 Leben zu retten? 

"An dem jeweiligen Charakter dieser beiden Männer [Schindler und dem SS Mann Bosko] gemessen, war der Abscheu, den sie gegen das System empfanden gleich groß, auch wenn Bosko ihn zeigte, indem er die Uniform ablegte und Schindler, indem er sein Parteiabzeichen ansteckte um Göth Cognac zu bringen." (S. 187)

Fazit:

Ich kann die Lektüre nur jedem empfehlen. Ich finde es sehr wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Mit all dem Wissen, was wir über diese Zeit haben, ist es mir unbegreiflich, wie es in Europa überhaupt rechtsgerichtete Parteien in Parlamenten geben kann. Und leider ist diese Problematik ja im Moment wieder sehr aktuell. Meiner Meinung nach, sollte man nie aufhören, die NS Zeit aufzuarbeiten und darüber zu lesen, damit wir aus diesem schrecklichen Abschnitt der Geschichte lernen können.

Rezension

Rezension: "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann

Freitag, April 29, 2016

Verlag: Rowohlt (rororo)
Seiten: 304
Preis: 9,99€ (Taschenbuch, eBook) 

Bewertung: 3,5 Sterne


Kurzmeinung: 

Sehr interessanter Schreibstil mit viel indirekter Rede. Gibt spannende Einblicke in das Leben und Schaffen von Gauß und Humboldt. Eine Hommage an zwei große Wissenschaftler, die zeigt, wie verschieden man Erkenntnis gewinnen kann. 






Klappentext:

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts machen sich zwei junge Deutsche an die Vermessung der Welt. Der eine, Alexander von Humboldt, kämpft sich durch Urwald und Steppe, befährt den Orinoko, kostet Gifte, zählt Kopfläuse, kriecht in Erdlöcher, besteigt Vulkane und begegnet Seeungeheuern und Menschen­fressern. Der andere, der Mathematiker und Astronom Carl Friedrich Gauß, der sein Leben nicht ohne Frauen verbringen kann und doch in der Hochzeitsnacht aus dem Bett springt, um eine Formel zu notieren - er beweist auch im heimischen Göttingen, dass der Raum sich krümmt. Alt, berühmt und ein wenig sonderbar geworden, treffen sich die beiden 1828 in Berlin.



Mehr zum Buch: 


Humboldt und Gauß wachsen sehr unterschiedlich auf. Humboldt von Anfang an privilegierter. Gauß kommt aus eher armen Verhältnissen und muss sich von Anfang an stärker beweisen, zum Beispiel, als er seinem engstirnigen, schlagenden Lehrer zeigen muss, dass er klüger ist und mehr Förderung braucht als die anderen Schüler.  
Gauß ist seiner Meinung nach ein großer Geist in einem schwächlichen Körper. Er setzt sich ungern Gefahren aus, verlässt seine Heimat nur äußerst ungern. Er vermisst die Welt von seinem Schreibtisch aus. 
Für Humboldt hingegen kann es nicht weit genug weggehen und aufregend genug sein. Er erklimmt die höchsten Berge, kämpft sich durch den Dschungel und geht bis an seine körperlichen Grenzen.  Fast zwanghaft muss er alles was er sieht mit seinen Messinstrumenten erfassen und notieren.
Durch die Darstellung dieser Unterschiede gewinnt der Leser interessante Einblicke in die verschiedenen Herangehensweisen dieser beiden großen Forscher. 


Meinung: 


Es ist auf jeden Fall anders, als die meisten Bücher, die ich sonst so lese. Schon allein der Schreibstil macht es zu etwas Besonderem. Die Benutzung der indirekten Rede und die vielen detailreichen Beschreibungen. Leider ergeben sich durch die manchmal doch ausufernden Beschreibungen einige Längen. 
Aber man erfährt viel Interessantes über die Zeit Humboldts und Gauß'. Wie sich das Weltbild und die Forschung entwickelt haben. Und wie diese beiden großen Wissenschaftler vollkommen verschiedene Ansätze hatten, die Welt zu entdecken und wie sie sich gegenseitig beeinflusst haben. 
Wer sich für diese Themen interessiert, dem kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen. 



Erster Satz: 

"Im September 1828 verließ der größte Mathematiker des Landes zum erstenmal seit Jahren seine Heimatstadt, um am Deutschen Naturforscherkongress in Berlin teilzunehmen." 



Lesemonat

Lesemonat || April

Montag, April 25, 2016

Meine gelesenen Bücher im April

Anzahl: 6 Bücher 
gelesene Seiten: 2.648



1. Erlösung -- Jussi Adler-Ohlsen (4,5 Sterne)

--> der dritte Band der Reihe um Carl Mørck und Sonderdezernat Q. Ich konnte es kaum aus der Hand legen, ein echter Page Turner 

Klappentext:
Der Hilfeschrei im Inneren einer verwitterten Flaschenpost blieb jahrelang unentdeckt. Dann landet die Botschaft im Sonderdezernat Q für unaufgeklärte Fälle. Ihre mühsame Entzifferung führt Carl Mørck und seinen Assistenten Assad auf die Spur eines entsetzlichen Verbrechens: Der Hilfeschrei, mit menschlichem Blut geschrieben, ist offenbar das letzte Lebenszeichen zweier Jungen, die Jahre zuvor entführt worden waren. Doch wer sind diese Jungen? Warum haben ihre Eltern nie eine Vermisstenanzeige aufgegeben? Sind sie womöglich noch am Leben? Bald steht fest: der Täter läuft noch immer frei herum


2. Die Vermessung der Welt -- Daniel Kehlmann (3,5 Sterne)

--> sehr interessanter Schreibstil mit viel indirekter Rede. Gibt spannende Einblicke in das Leben und Schaffen von Gauß und Humboldt. Eine Hommage an zwei große Wissenschaftler, die zeigt, wie verschieden man Erkenntnis gewinnen kann. 
Die Rezension dazu gibts hier

Klappentext:
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts machen sich zwei junge Deutsche an die Vermessung der Welt. Der eine, Alexander von Humboldt, kämpft sich durch Urwald und Steppe, befährt den Orinoko, kostet Gifte, zählt Kopfläuse, kriecht in Erdlöcher, besteigt Vulkane und begegnet Seeungeheuern und Menschen­fressern. Der andere, der Mathematiker und Astronom Carl Friedrich Gauß, der sein Leben nicht ohne Frauen verbringen kann und doch in der Hochzeitsnacht aus dem Bett springt, um eine Formel zu notieren - er beweist auch im heimischen Göttingen, dass der Raum sich krümmt. Alt, berühmt und ein wenig sonderbar geworden, treffen sich die beiden 1828 in Berlin.


3. Der Rosie- Effekt -- Graeme Simsion (3 Sterne)

--> deutlich schwächer als der Vorgänger, aber immer noch unterhaltsam und kurzweilig zu lesen. Das ein oder andere Schmunzeln kann man sich nicht verkneifen. 

Klappentext:
O Baby! Für Don, den unwahrscheinlichsten romantischen Helden, den es je gab, geht’s nach dem Happy-End geht’s erst richtig los.
Don Tillmans »Ehefrau-Projekt« hat geklappt. Er lebt mit Rosie in New York. Und Rosie ist schwanger. Don will natürlich der brillanteste werdende Vater aller Zeiten sein, stürzt sich in die Forschung und entwickelt einen wissenschaftlich exakten Schwangerschafts-Zeitplan für Rosie. Aber seine ungewöhnlichen Recherchemethoden führen erstmal dazu, dass er verhaftet wird. Was Rosie auf keinen Fall erfahren darf, um ihre Beziehung nicht zu belasten. Also muss Don improvisieren, seinen Freund Gene einspannen und Lydia, die Sozialarbeiterin, davon überzeugen, dass er ein Superdad sein wird. Bei alledem übersieht er fast das Wichtigste: seine Liebe zu Rosie und die Gefahr, sie genau dann zu verlieren, wenn sie ihn am meisten braucht.


4. Verachtung -- Jussi Adler-Olsen (4 Sterne) 

--> der vierte Band der Reihe um Carl Mørck und Sonderdezernat Q. Auch wieder super spannend, dabei gesellschaftskritisch, aber auch mal zum Schmunzeln 


Klappentext:

Eine Reihe vermisster Personen aus dem Jahr 1987, die durch eine Person und deren entsetzliches Schicksal verbunden sind: Nete Hermansen. Eine junge Frau ohne jede Chance auf ein selbstbestimmtes Leben, von Menschen grausam misshandelt, wird zwangssterilisiert durch einen fanatischen Arzt und verbannt nach Sprogø, der Insel für ausgestoßene Frauen. Sie nimmt grausam Rache... 


5. Die Ungehörigkeit des Glücks -- Jenny Downham (4 Sterne) 

--> Ein wunderschöner Roman über Familie, über Liebe und das Vergessen. Übers Mensch Sein, das Fehler Machen und das Verzeihen.
Für alle, die das Thema Alzheimer oder auch LGBT interessiert.
Meine Rezension dazu findet ihr übrigens hier.  

Klappentext:
Das Leben der 17-jährigen Katie nimmt eine dramatische Wendung, als ein Anruf ankündigt, dass ihre Großmutter Mary bei ihr zu Hause einziehen wird. Ihre Mutter Caroline hat dem widerwillig zugestimmt, denn sie hatte seit vielen Jahren keinen Kontakt zu Mary und ist nicht gut auf sie zu sprechen. Katie muss mit der ihr fremden Großmutter das Zimmer teilen. Und sie fängt an, sich für Marys Geschichte zu interessieren. Katie will dem Familiengeheimnis auf die Spur kommen. Das ist nicht einfach, weil Mary an Alzheimer leidet. Doch Katie erkennt verblüffende Ähnlichkeiten zwischen sich und Mary: beide haben eine ungehörige Vorstellung vom Glück … 

6. Briefe an einen Blinden -- Colin Cotterill (3 Sterne) 

--> der vierte Fall für Dr. Siri, einem Pathologen, dem die Geistern der Verstorbenen erscheinen. Ein mäßig spannendes, aber kurzweiliges Buch. Kann man gut lesen, muss man aber nicht. 
Ich habe vor einiger Zeit den ersten Band der Reihe gelesen und hab dieses Buch in der Bücherei gesehen und mitgenommen, weil ich dachte, dass dies der zweite Band sei. War es nicht, naja, hab es aber trotzdem gelesen und  Hintergrundgeschichte war zum Verstehen nicht nötig. 

Klappentext:
Welches Rätsel verbindet einen blinden Zahnarzt , einen wahrsagenden Transvestiten und einen laotischen Leichenbeschauer?
Als ein blinder Zahnarzt von einem Holzlaster überfahren wird, staunt Dr. Siri zunächst nur über die Todesursache: In Laos gelten zwei Fahrzeuge auf einer Straße bereits als Verkehrschaos. Dann entdeckt der Leichenbeschauer bei dem Toten einen Brief, der eine mit unsichtbarer Tinte geschriebene Botschaft enthält. Dr. Siris Neugier ist geweckt, und als er der Sache nachgeht, kommt er einem brisanten Geheimnis auf die Spur. Bei seinen Ermittlungen konsultiert er den Kartenleger und Transvestiten Tante Bpoo, schwimmt mit einem Delphin und verliert sein Herz an eine bezaubernde Frau ...



Rezension

Die Ungehörigkeit des Glücks - Jenny Downham [Rezension]

Samstag, April 23, 2016




Verlag: C.Bertelsmann
Seiten: 479
Preis: 19,99€ (Gebunden)  15,99€ (eBook)

Bewertung: 4 Sterne

Kurzmeinung: 

Ein wunderschöner Roman über Familie, über Liebe und das Vergessen. Übers Mensch Sein, das Fehler Machen und das Verzeihen.
Für alle, die das Thema Alzheimer oder auch LGBT interessiert.

Klappentext:

Aktuell und zeitlos zugleich, zutiefst menschlich und authentisch – einfach große Frauenunterhaltung.

Das Leben der 17-jährigen Katie nimmt eine dramatische Wendung, als ein Anruf ankündigt, dass ihre Großmutter Mary bei ihr zu Hause einziehen wird. Ihre Mutter Caroline hat dem widerwillig zugestimmt, denn sie hatte seit vielen Jahren keinen Kontakt zu Mary und ist nicht gut auf sie zu sprechen. Katie muss mit der ihr fremden Großmutter das Zimmer teilen. Und sie fängt an, sich für Marys Geschichte zu interessieren. Katie will dem Familiengeheimnis auf die Spur kommen. Das ist nicht einfach, weil Mary an Alzheimer leidet. Doch Katie erkennt verblüffende Ähnlichkeiten zwischen sich und Mary: beide haben eine ungehörige Vorstellung vom Glück …


Mehr Infos zur Handlung:

Mary liebt Café Besuche - genau wie ich! 
Es geht also um 3 Generationen von Frauen. Carolines und Katies Alltag wird auf den Kopf gestellt, als ihre Mutter und Großmutter Mary bei Ihnen einzieht. Es bedeutet für sie ein Umdenken und Reflektieren ihrer alten Verhaltensmuster. Katie, die ja bis dahin nicht mal wusste, dass sie eine Großmutter hat, nimmt sich vor, mehr über die Geschichte ihrer Familie herauszufinden. Schnell entwickelt sich eine wunderschöne Beziehung zwischen ihr und Mary. Katie kümmert sich wirklich sehr rührend und ihre Oma und schreibt für sie ein Erinnerungsbuch, in dem sie Marys Geschichten aufschreibt und ihr dann später wieder vorliest. Die sehr brave und angepasste Katie wird durch Mary inspiriert, mehr zu sich selbst zu stehen und mutiger zu sein.
Auch Caroline durchläuft eine Veränderung, als sie sich endlich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt und ihren lang gehegten Groll nach und nach aufgibt. Sie muss lernen, die Mauern um sich herum einzureißen und Gefühle zuzulassen.
Die Geschichte wird aus Sicht der Enkelin Katie und der Großmutter Mary geschrieben. Außerdem gibt es 2 Erzählzeiten: Neben den Kapiteln in der Gegenwart gibt es auch immer wieder Rückblicke zu Marys Kindheit und Jugend und auch ihr späteres Leben, in dem auch ihre Schwester Pat eine große Rolle spielt.

Meinung:

Besonders gut gefallen hat mir an dem Buch, dass es eine Geschichte wie aus dem Leben ist. Von Anfang an fühlt man sich wie mitten im Geschehen. Die Charaktere sind wundervoll komplex dargestellt und durchweg menschlich. Jeder hat seine Stärken und Schwächen, macht Fehler und verletzt andere, weil man nicht über seinen Schatten springen kann. Als Leser ärgert man sich manchmal über die Charaktere, aber man kann niemandem als "den Bösen" hinstellen, weil man immer die Motive und Beweggründe der Charaktere nachvollziehen kann. Das finde ich unglaublich gelungen. Die Familiendynamik ist sehr komplex dargestellt.
Ebenso gefallen hat mir der herrlich unaufgeregte Erzählstil. Bei vielen Rezensionen hab ich gelesen, dass die Leser das Buch langweilig fanden. Ja, es ist kein Pageturner, aber langweilig fand ich es kein bisschen. Es ist eben eine sehr realitätsnahe Geschichte. Sie erzählt aus dem Alltag des Familienlebens, aus dem Alltag in der Betreuung eines dementen Angehörigen. Und das ist nicht immer super spannend, aber ich finde, die Autorin hat das Zusammenleben der drei Generationen sehr einfühlsam geschildert.
Mein Lieblingscharakter ist Mary. Durch die aus ihrer Sicht geschriebenen Kapitel gewinnt man wertvolle Einblicke in das Empfinden einer an Demenz erkrankten. Es muss schrecklich sein, wenn einem seine wertvollen Erinnerungen langsam aus dem Gedächtnis schwinden. Und trotzdem bleibt Mary so optimistisch. Alles am ihr hat so eine Leichtigkeit. Mir gefällt auch, dass bei ihr manchmal so etwas Kindliches durchkommt, dadurch, dass sie sich nicht mehr um soziale Zwänge schert. Außerdem ist sie so voller Weisheit und lässt uns daran teilhaben. Oft habe ich mir Stellen markiert und Zitate von ihr rausgeschrieben. Sie war so eine starke und emanzipierte Frau, ist ihr Leben lang allein klar gekommen, hat sich durchgekämpft. Und nun ist sie auf andere angewiesen, wird bevormundet. Das hat mich wirklich sehr berührt.
Katie ist auch ein guter Charakter; sie macht über das Buch hinweg eine Entwicklung durch, die man als Leser recht gut nachvollziehen kann. Zwischendurch waren mir ihre Liebesdramen aber ein bisschen zu platt geschrieben, da hat die Tiefe gefehlt. Die LGBT Thematik ist im Prinzip ein spannender Ansatz, aber die Umsetzung hätte für mich noch etwas geschmeidiger erfolgen können.
Caroline ist ein spannender Charakter, der am Anfang sehr viele Asympathien auf sich zieht. Ich hätte es toll gefunden, wenn auch mal Kapitel aus ihrer Sicht geschrieben worden wären. Aber durch die Rückblicke bekommt man nach und nach ein besseres Bild von ihr. Sie ist wirklich ein sehr komplexer Charakter, der mir im Laufe des Buches immer besser gefallen hat.
Die Männer im Buch bleiben etwas blass. Da gibt es einmal Chris, Katie Bruder, der an einer ominösen Krankheit leidet, die wiederholt thematisiert wird, ohne jedoch je richtig erklärt zu werden. Als Leser habe ich mich dich ganze Zeit gefragt, warum man dieses Element in die Geschichte einbauen musste, bis relativ zum Schluss die Bedeutung für die Handlung deutlich wird. Dann gibt es noch Steve, den (Ex-) Mann von Caroline, über den man so gut wie gar nicht erfährt; und Pats und Marys Vater, der wieder ein interessanterer Charakter ist.
Und Jack, den verstorbenen Lebensgefährten von Mary. Er findet mehr Platz im Buch und ist ein sehr sympathischer Charakter. Er stirbt am Anfang des Buches, erscheint Mary aber an verschiedenen Stellen und taucht auch in den Rückblicken auf. Ein sehr liebevoller Mann, der Mary wirklich sehr geliebt haben muss. Eine meiner absoluten Lieblingsstellen im Buch ist die, als Katie in Marys Wohnung Klebezettel von Jack findet, die er für Mary geschrieben hat, wenn sie sich im Alltag in ihrer Wohnung nicht mehr zurecht fand. Was für eine romantische Geste.
Insgesamt also ein Buch voller spannender, verschiedener Charaktere, die meist sehr differenziert und nachvollziehbar beschrieben werden.

Lieblingszitat:

Mary: ' Einer Erinnerung hinterjagen ist wie durch Nebel spähen. Man weiß, dass sie da ist, aber nicht, ob sie freundlich oder furchtbar ist, ob sie überhaupt der Realität entspricht, und sie ist ständig in Bewegung. Man erhascht kurze Blicke darauf, verlockende oder quälende Bruchstücke. ''


Lesemonat

Lesemonat || März

Montag, April 18, 2016

Meine gelesenen Bücher im März



1. Der Solist -- Steve Lopez  (4 Sterne)

--> Geheimtipp, interessante Einblicke in das Leben mit Schizophrenie und das Gesundheitssystem und Obdachlosigkeit in USA

Klappentext: 
Auf dem Weg in sein Büro bei der Los Angeles Times hastet Steve Lopez durch das Armenviertel der Stadt, als er Nathaniel Ayers hört, der sich auf einer Violine, die nur noch zwei Saiten hat, das Herz aus seiner Seele geigt. Lopez bleibt stehen, spricht mit ihm und schreibt eine Kolumne über den verstörten, aber brillanten Musiker, der ein hochbegabter Student des Elitekonservatoriums Juilliard School war, bevor er an Schizophrenie erkrankte. Damit beginnt eine ungewöhnliche Freundschaft, die das Leben beider Männer grundlegend verändert.




2. Monsieru Ibrahim und die Blüten des Koran -- Eric-Emmanuel Schmitt  (4,5 Sterne)

--> wunderschön und poetisch -eine Geschichte über Freundschaft, Familie, Glaube und Hoffnung 

Klappentext:
Die hinreißende Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft. Manchmal klaut Moses, der in Paris lebt, Konserven im Laden von Monsieur Ibrahim und glaubt, dass dieser nichts merkt. Doch der hat         den jüdischen Jungen schon längst durchschaut. Denn Monsieur Ibrahim, der für alle nur »der Araber an der Ecke« ist, sieht mehr als andere. Er ist ein verschmitzter Weiser, der viele Geheimnisse kennt - auch die des Glücks und des Lächelns.


3. Der Auftrag -- Friedrich Dürrenmatt  (3,5 Sterne)

--> Für mich als großen Dürrenmatt Fan natürlich wieder ein Genuss. Außerdem ein spannendes Format -eine ganze Geschichte in 24 Sätzen

Klappentext:
Getrieben von Satz zu Satz, in vierundzwanzig Sätzen, gerät eine Filmjournalistin, indem sie den Auftrag annimmt, das Schicksal einer jungen Frau zu rekonstruieren, in Gefahr, das gleiche Schicksal zu erleiden, indem sie, bedroht vom Beobachter, den sie beobachtet, in einer Welt, wo alle alle beobachten, in die Falle geht, die sie sich selber gestellt hat. 



Über mich


Hallo, ich bin Julia, 28, und der Bücherwurm hinter dem Blog Leselust.
Seit 2016 blogge ich hier über Bücher, Literaturevents und was mich sonst so beschäftigt.
Ich liebe Bücher, Kaffee, das Meer und Musik.
Wenn ihr mehr über mich wissen wollt, dann schaut bei "Über mich" vorbei oder schreibt mir auch gern. Ich habe immer ein offenes Ohr für euch.