Die Kinder sind Könige - Delphine de Vigan [Rezension]

Dienstag, Mai 17, 2022

Kurzmeinung:

Mit "Die Kinder sind Könige" ist Delphine de Vigan mal wieder ein großartiger Roman gelungen, der mich rundum begeistern konnte. Das Thema (Influencer, Kinder in den sozialen Medien, Monetarisierung) ist sehr aktuell und das ein oder andere Mal habe ich mich als aktive Instagramnutzerin sehr ertappt gefühlt. Das Buch wühlt auf, macht wütend, fassungslos und traurig.  Das Buch ist messerscharfe Beobachtung und scharfe Gesellschaftskritik, aber auch unglaublich interessant und spannend zu lesen. Eine absolute Leseempfehlung!

Influencer Geld Social Media Entführung


Klappentext:

Mélanie war als junges Mädchen ein großer Fan von Formaten wie ›Big Brother‹. Sie hatte stets davon geträumt, gesehen und berühmt zu werden. Jahre später, als Mutter zweier Kinder, ist es ihr gelungen: Sie ist eine erfolgreiche Youtuberin mit Tausenden von Followern. Objekt ihrer Videos und Posts sind ihre Kinder, die auf Schritt und Tritt gefilmt werden. Seit Kurzem kommt ihre kleine Tochter dem Filmen jedoch immer unwilliger nach. Mélanie tut das als eine Laune ab. Denn wie könnte man die unendliche Liebe, die ihnen aus dem Netz entgegenkommt, als Last empfinden? Kurz darauf verschwindet Kimmy nach einem Versteckspiel spurlos. Wie, fragt sich die ermittelnde Polizeibeamtin Clara, soll man einen Verdächtigen ausmachen bei einem Kind, das Tausende Menschen kennen und mehrfach täglich sehen? Schnell begreift sie, dass ihre Methoden der Ermittlung in der virtuellen Welt vollkommen nutzlos sind … 

 

Meine Meinung:

"Die Kinder sind Könige" war mein vierter Roman von de Vigan und sie konnte mich wieder zu 100% überzeugen. Wie gewohnt schreibt die Autorin in einem mitreißenden, spannenden Stil und behandelt ein interessantes Thema, nämlich das der Influencer und hier insbesondere der Kinderstars. In der Geschichte spielen zwei Frauen die Hauptrollen, die sehr unterschiedlich sind. Dadurch wird das Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet. Auf der einen Seite haben wir Mélanie, Mutter der beiden Kinder-Influencer Kimmy und X und der kreative Kopf hinter ihrem YouTube und Instagram Kanal. Auf der anderen Seite gibt es Clara, die für die französische Polizei arbeitet und das Verschwinden der kleinen Kimmy untersucht.

Die Erzählperspektive wechselt in den verschiedenen Kapiteln zwischen den beiden Frauen. Im Verlauf der Geschichte lernen wir die beiden Frauen immer besser kennen, erfahren etwas über ihre Vergangenheit, ihren Blick auf die Welt und verstehen ihre Motive für ihre Handlungen immer besser. Wir erfahren, wie Mélanies Leben verlaufen ist, was sie antreibt, ihr Glück in der Selbstinzenierung im Internet und durch die Aufmerksamkeit von völlig Fremden zu suchen. Wir lesen davon, wie der YouTube Kanal der Kinder entstanden ist, wie er immer erfolgreicher wurde und was das mit Mélanie, den Kindern und der ganzen Familie gemacht hat. 

Zwischen den Berichten von Clara und Mélanie gibt es in dem Roman immer wieder auch andere Formate und Erzählarten, wie z.B. Vernehmungsprotokolle oder Transkripte von Instagramstories. Das bringt Abwechslung und lockert die Geschichte auf. Gleichzeitig bringt es neue Informationen und steigert die Spannung. Diese stieg im Verlauf der Geschichte so sehr, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen mochte. Ich wollte unbedingt erfahren, was mit Kimmy passiert ist und wie es so weit kommen konnte.

Nur den letzen Teil fand ich etwas schwächer. Zuvor wurde das Thema mit Andeutungen und Anstößen behandelt, so dass die Leser*innen sich selbst Gedanken dazu machen konnten. Im letzten Teil hatte ich manchmal ein bisschen den Eindruck vom „erhobenen Zeigefinger“ und dass die Autorin mich zu sehr mit der Nase auf etwas stoßen will. Obwohl man sagen muss, dass es von der Geamtkonstruktion der Geschichte schlüssig war und schon zu den Figuren und ihren Entwicklungen gepasst hat, was die Autorin sie hat sagen lassen. Nur die Figur der Mutter fand ich teilweise nicht so ganz authentisch. Für mich war ihr Verhalten manchmal nicht ganz nachvollziehbar und mehr als einmal dachte ich "Das kann doch nicht ihr ernst sein. So naiv kann doch niemand sein?!" Aber in ihrer Überspitzen Darstellung hat die Figur hat auf jeden Fall sehr viel in mir ausgelöst und mich zum Nachdenken gebracht. 

 

Influencer Roman Buchbesprechung Bestseller

Fazit:

"Die Kinder sind Könige" von Delphine de Vigan ist ein sehr interessanter, spannender Roman über das Thema (Kinder-)Influencer, Selbstdarstellung im Internet und dessen Monetarisierung. Die Handlung des Romans ist überspitzt dargestellt und kann aber gerade dadurch aufrütteln und den Finger in die Wunde legen. Das Buch hat definitiv viele Gefühle in mir ausgelöst und mich zum Nachdenken gebracht –auch über meinen eigenen Umgang mit den sozialen Medien.

 

Biblio
Verlag: Dumont
Autorin: Delphine de Vigan
Übersetzung: Doris Heinemann
Seiten: 320
 
 

Plauderecke: 

Habt ihr schon von dem Buch gehört? Oder habt ihr es sogar schon gelesen? Falls ja: wie hat es euch gefallen? Falls nein: konnte ich euch neugierig auf das Buch machen?
 

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