Krankheit

Fuchsteufelsstill - Niah Finnik [Rezension]

Mittwoch, Juni 28, 2017

Rezension Selbstmord Autismus psychische Störungen Psychiatrie Leselust Blog Kurzmeinung:

Konnte leider meine (zugegeben) sehr hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Dennoch ein interessantes und sehr authentisches Buch über das Besiegen von Ängsten und der Frage: Was ist schon "normal"?

Bewertung: 3 Sterne


Klappentext:

Die siebenundzwanzigjährige Juli steht mitten im Leben – manchmal sogar ein bisschen zu sehr. Sie ist Autistin und jeder Tag bedeutet eine gewaltige Masse an Emotionen, die es zu meistern gilt. Als Juli nach einem missglückten Suizidversuch auf eine psychiatrische Station kommt, trifft sie dort auf die überschwänglich-herzliche Sophie und auf Philipp, der mal mehr und mal weniger er selbst, aber stets anziehend für Juli ist. Die drei nehmen Reißaus und verbringen ein gemeinsames Wochenende, nachdem nichts mehr so ist wie zuvor.


Meine Meinung:

In diesem Buch werden viele wichtige Themen angesprochen. Es geht um Freundschaft und Liebe, um Ängste und um Tod. Aber vor allem geht es um die Frage, was eigentlich normal und was verrückt ist.
Das geschieht allerdings, ohne die psychischen Leiden der drei Protagonisten zu sehr in den Fokus zu rücken. Ihre besonderen Stimmungen, Verhalten und Wahrnehmungen werden einfach als Teil von ihnen beschrieben, ohne sie zu bewerten. Und vor allen Dingen, ohne sie zu romantisieren. Das ist bei Büchern über psychische Störungen nämlich meiner Meinung nach oft die Gefahr. Jemand ist zum Beispiel Autist und wird als ganz besonders mit besonderen Fähigkeiten dargestellt. Es stimmt zwar, diesen Aspekte gibt es, aber die andere Seite, die Ausgrenzung und das Leid, wird dann oft vergessen. Nicht so in "Fuchsteufelsstill", wo eine sehr differenzierte Darstellung der Thematik erfolgt. Auch das Thema Suizid und seine Motive werden behandelt und auch sehr differenziert betrachtet. Das ist wirklich eine Gratwanderung, die Niah Finnik äußerst gut gelungen ist. Gerade der kühle, sachliche Blick mit dem die Protagonistin Juli die Dinge betrachtet ist sehr gut geeignet, solche schwierigen Themen darzustellen, ohne sie verklärt zu betrachten, aber auch nicht zu verurteilen.
Auch der Aufenthalt in der Psychiatrie wird gut dargestellt. Die Ängste vor Stigmatisierung, die Anstrengungen, sich die ganze Zeit erklären und reflektieren zu müssen. Die Autorin, selbst Autisten, gibt sehr gute und authentische Einblicke und findet gute Metaphern für psychische Vorgänge.


Was ist eigentlich normal?

Und auch die Diskussionen, was als normal und was als "gestört" angesehen wird, ist sehr interessant. Wer legt die Definitionen fest? Sind diese Einteilungen naturgegeben oder doch nur Mensch gemacht? Diese eigentlich komplexen und schwierigen Gedanken werden aber immer mit einem Augenzwinkern dargestellt, sodass das Buch trotzdem keine schwere Lektüre ist.
Herrlich fand ich zum Beispiel, als Juli sich wundert, warum Zwanghaftigkeit eine Störung ist, Intoleranz aber nicht. Kurzerhand schreibt sie einen imaginären DSM 5 Eintrag über Intoleranzitis. (S. 142) bei dem ich laut lachen musste.


Es könnte so schön sein, aber...

Das alles klingt ja nach einem großartigen Buch, oder? Und das könnte "Fuchsteufelsstill" auch sein. Warum gibt es dann "nur" drei Sterne, fragt ihr euch?
Wegen des Schreibstils. Mit dem bin ich nämlich leider überhaupt nicht klar gekommen und der hat mich mit dem Buch kämpfen lassen und mir viel meiner Lesefreude genommen.
Immer wieder schweift die Protagonistin Juli ab in Gedankenwelten, in die ich ihr einfach nicht folgen konnte oder wollte. Und dann wird das Lesen anstrengend.
Autismus zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass das Gehirn die Umgebung ungefiltert wahrnimmt und die Betroffenen eine Informationsflut zu verarbeiten haben.
Das macht die Gedankenausschweifungen, bei denen Juli von einem Aspekt zum nächsten, vom Hundertsten ins Tausendste kommt, zwar wahrscheinlich sehr authentisch, gleichzeitig hat es aber eben auch mein Lesevergnügen stark reduziert.
Außerdem ist die nüchterne, analytische, manchmal fast schon emotionslose Schilderung zwar für viele der angesprochenen Themen sehr geeignet. Aber auf der anderen Seite sind mir dadurch die Charaktere auch nicht wirklich ans Herz gewachsen. Ich habe ihre Entwicklungen interessiert, aber doch eher distanziert verfolgt.


Rezension Leselust Bücherblog Suizid Psychiatrie Freundschaft Selbstmord


Fazit:

In "Fuchsteufelsstill" gelingt Niah Finnik eine authentische und differenzierte Darstellung von psychischen Störungen und menschlichem Leid. Doch trotzdem ist die Botschaft eine positive, da in jeder Zeile Hoffnung, Kampfgeist und Lebensfreude mitschwingen. Und auch ernste Themen werden mit einem Augenzwinkern dargestellt und lassen den Leser nicht nur einmal schmunzeln.
So richtig gern gelesen habe ich das Buch leider trotzdem nicht, weil ich sehr mit dem Schreibstil zu kämpfen hatte und mir das ziemlich die Lesefreude verdorben hat.


Verlag: Ullstein (Fünf)
Seiten: 304
Preis: 14,99€ (Taschenbuch), 12,99€ (eBook)

Meinen herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

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Ich fühle was, was du nicht fühlst - Amelie Fried 
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Plauderecke:

Habt ihr das Buch schon gelesen? Gehört ihr auch zu den begeisterten Fans des Buches, oder ging es euch eher wie mir?

Neuerscheinungen

Neuerscheinungen Sommer 2017 -Teil 1

Montag, Juni 26, 2017

Ich habe mal wieder in den Verlagsvorschauen gestöbert. Wie immer gibt es so viele tolle neue Bücher, dass man sich kaum entscheiden kann. Bei den "Recherchen" für diesen Post hat meine Wunschliste auch gleich wieder ordentlich Zuwachs bekommen.
Eine Auswahl an vielversprechenden Titel habe ich euch hier mal zusammengestellt.

Roman Thriller Buchtipp Buchempfehlung Leselust Buchblog


Und weil es viel zu viele tolle neue Bücher gibt, habe ich gleich noch einen zweiten Teil mit Sommer- Neuerscheinungen für euch vorbereitet.
Hoffentlich sind ein paar Inspirationen für euch dabei und ihr könnt euch mit gutem Lesestoff für den Sommer eindecken.

Freundschaft

Als wir unbesiegbar waren - Alice Adams [Rezension]

Montag, Juni 19, 2017

Alice Adams Roman Leselust Blog Liebe Liebesroman Studenten Kurzmeinung:

Ein netter Roman, der mich aber erst gegen Ende wirklich fesseln konnte. Wir begleiten vier Freunde auf dem Weg durch ihr Leben, durch Höhen und Tiefen. Durch Herausforderungen in der Liebe und Familie. Aber eben auch durch ihren Alltag.


Bewertung: 3 Sterne




Klappentext:

An der Universität sind Eva, Benedict, Sylvie und Lucien unzertrennlich. Als sie Ende der Neunzigerjahre ihr Studium beenden, glauben sie sich am Beginn eines aufregenden Lebens. Die Welt wird für sie nur das Beste bereithalten. Eva plant eine Karriere im Finanzbusiness. Sie will sich sowohl von ihrem Vater, einem bekennenden Sozialisten, als auch von ihrer unerwiderten Liebe zu Lucien befreien. Benedict verschreibt sich der Wissenschaft und hofft weiterhin, Eva für sich zu gewinnen – auch wenn er nicht so genau weiß wie. Die Geschwister Sylvie und Lucien dagegen
streben vor allem eines an: ein freies Leben ohne Verpflichtungen und Verantwortung.
Doch im Laufe der Jahre sehen die Freunde sich nur noch sporadisch, alle vier sind damit beschäftigt, ihre Träume und Pläne, die das Leben zu vereiteln scheint, zu retten. Zerbrochene Beziehungen und verhinderte Karrieren bringen sie schließlich wieder zusammen, jedoch ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatten.


Meine Meinung:

In dem Buch geht es um vier Freunde, die gerade ihr Studium und damit ihre gemeinsame unbeschwerte Zeit beendet haben. Über zwei Jahrzehnte begleiten wir zwei Männer und zwei Frauen nun auf ihrem Weg durchs Leben. Durch Höhen und Tiefen, aber größtenteils auch durch ihren Alltag. Die Geschichte ist dabei in Abschnitte unterteilt, die uns abwechselnd in das Leben je einer der Vier eintauchen lassen. Das Lesen gestaltet sich durch die großen Zeitsprünge zwischen den Abschnitten manchmal etwas schwierig und mehrmals musste ich beim Lesen zurückblättern, um nicht durcheinander zukommen.

Das Buch liest sich sonst recht nett. Der Schreibstil ist nicht außergewöhnlich und lässt sich fließend lesen. Die einzelnen Protagonisten werden uns nach und nach näher gebracht und so entstehen immer komplexere Charakter. Manche waren mir beim Lesen sympathisch, andere überhaupt nicht. Aber auf jeden Fall konnte ich mir von allen vier ein Bild machen und sie haben mich als Figuren erreicht.

Die Handlungen variieren sehr zwischen Banalität und Alltagsleben, aber dann auch immer wieder Wendepunkten und dramatischen Höhen und Tiefen.

Auf der einen Seite musste ich etwas über Hedgefonds und die Arbeit als Banker lernen, ob ich nun wollte oder nicht. Auf der anderen Seiten taucht man aber auch ein in komplexe Gegenüberstellungen von Lebensstilen und Ideologien. Es werden verschiedene Lebensansicht auf abstrakterer Ebene gegenübergestellt, wenn die Bankerin Eva ihrem sozialistischen Vater gegenüber den Kapitalismus verteidigt. Leider gehen diese Ausführungen auch nicht sehr in die Tiefe, da hätte man mehr draus machen können.


Liebesgeschichte Leselust Blog Rezension Leseprobe Liebe Vorablesen


Fazit:

Ich habe das Leben dieser sehr unterschiedlichen Freunde gern mitverfolgt. Die Charaktere sind gelungen dargestellt und ihre Entwicklung glaubwürdig. Wirklich gepackt hat mich das Buch aber erst gegen Ende.


Meinen herzlichen Dank an Vorablesen und den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar.

Verlag: Dumont
Seiten: 336
Preis: 20,00€ (Hardcover),  14,99€ (eBook)


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Plauderecke:

Habt ihr das Buch schon gelesen? Was haltet ihr generell von Entwicklungsromanen? Habt ihr in dem Bereich vielleicht noch einen Buchtipp für mich?

Biografie

Die Fotografin - William Boyd [Rezension]

Freitag, Juni 09, 2017

Biografie Roman Amory Clay zweiter Weltkrieg Vietnam Krieg EmanzipationKurzmeinung:

Ein großartiges Buch über eine starke Frau. William Boyd versteht es, Fakten und Fiktion zu verweben und erzählt einfühlsam vom spannenden und ereignisreichen Leben der Amory Clay.

Bewertung: 4 Sterne


Klappentext:

Ein Klick, die Blende schließt – der Startschuss zu einem neuen Leben. Mit sieben hält Amory Clay ihre erste Kamera in Händen, eine Kodak Brownie Nummer 2, und mit ihr sind alle Weichen gestellt. Amory Clay, Fotografin, Reisende, Kriegsberichterstatterin. Statt als Gesellschaftsfotografin in London zu reüssieren, lässt Amory alles Vertraute hinter sich und beginnt 1931 ein Leben voller Unwägbarkeiten in Berlin. Ein Berlin der Nachtclubs, des Jazz, der Extravaganz und Freizügigkeit – und der ersten Anzeichen von Bedrohung und Willkür.


Meine Meinung:

Ich habe dieses Buch so gerne gelesen. Die knapp 600 Seiten habe ich innerhalb weniger Tage verschlungen. William Boyd schreibt über das Leben einer starken, selbstbewussten und abenteuerlustigen Frau. Und über ihr Leben gibt es wirklich viel zu berichten. Angefangen als Gesellschaftsfotografin in London, reist sie dann nach Deutschland und besucht Berliner Nachtclubs auf der Suche nach einem Skandal. Ihr Weg führt sie weiter nach New York, Paris, Saigon und schließlich in ein einsames Häuschen an der Küste Schottlands.

All diese aufregenden Episoden aus Amor Clays leben sind so nah und eindrücklich geschildert, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Ich habe Amory gern auf ihren Reisen begleitet, habe mit ihr gelitten, mich mit ihr verliebt, gefreut und war immer gespannt, was das Leben als nächstes für sie bereithält.

William Boyd zeichnet das Porträt einer starken Frau, die mutig ist, für sich einsteht und für ihren Traum kämpft. Zur Zeit des zweiten Weltkrieges war der Beruf des Fotografen, besonders des Kriegsfotografen, immer noch Männerdomäne und Amory Clay muss auf ihrem Weg zu Anerkennung viele Rückschläge einstecken. Doch sie gibt nicht auf. Doch Boyd zeigt auch die verletzliche, unsichere Seite dieser Frau und schafft so ein komplexes und glaubhaftes Bild.

Bereichert wird dieser Roman außerdem durch zahlreiche Bilder, die Amory Clay in ihren jeweiligen Lebensabschnitten aufgenommen hat. Viele Bilder von Soldaten und Kriegen, aber auch Schnappschüsse von Familienmitgliedern und Liebhabern geben dem Leser einen zusätzlichen Einblick und lassen ihn noch tiefer in die Geschichte eintauchen.


Rezension Buchtipp Biografie Leselust Blog Krieg Emanzipation

Fazit:

Ein biographischer Roman, spannend, berührend, und sehr unterhaltsam. Diese Lektüre kann ich nur jedem empfehlen.


Verlag: Berlin Verlag
Seiten: 560
Preis: 24,00€ (Hardcover), 19,99€ (eBook), 12,00€ (Taschenbuch)

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Plauderecke

Lest ihr auch gerne Biographien oder Bücher, über das Leben interessanter Persönlichkeiten? Wenn ja, habt ihr vielleicht Empfehlungen für mich, welches Buch ich nicht verpassen sollte?

Familie

Ich fühle was, was du nicht fühlst - Amelie Fried [Rezension]

Montag, Juni 05, 2017

Leselust Buchtipp Missbrauch Nazi Musik Synästhesie Klavier Erziehung Familie Liebe Kurzmeinung:

Bei diesem Buch bin ich zwiegespalten. Einerseits gibt es sehr interessante und komplexe Charaktere und es werden viele spannende Themen behandelt. Das alles verpackt in einem wunderschönen Schreibstil.
Allerdings wird das zentrale Thema viel zu schnell abgehandelt und zu unreflektiert dargestellt.

Bewertung: 3 Sterne

Verlag: Heyne  ||  Seiten: 400
Preis: 16,99€ (Taschenbuch)

Klappentext:

Die 13-jährige India lebt mit ihren Hippie-Eltern und ihrem Bruder Che in der bürgerlichen Umgebung einer süddeutschen Kleinstadt. Intelligent und mit spöttischem Scharfblick betrachtet sie die Welt der Erwachsenen und durchschaut deren Lebenslügen. Ihr Nachbar, ein Musiklehrer, überredet sie zu Klavierstunden und entdeckt ihre große musikalische Begabung. Während ihre Eltern mit einer Ehekrise beschäftigt sind und Che in die Kriminalität abzudriften droht, entsteht zwischen India und ihrem Lehrer eine einzigartige Verbindung, getragen von der Liebe zur Musik. Doch in einem einzigen Moment zerstört er ihr Vertrauen, und India steht vor einer furchtbaren Entscheidung: Ihr Geheimnis öffentlich zu machen – oder für immer zu schweigen.

Zum Buch:

Die Geschichte wird aus Sicht der 13-jährigen India erzählt. Als Leser merkt man schnell, das India anders ist, als andere Kinder in ihrem Alter. Mit ihren Klassenkameraden kann sie nicht so viel anfangen und zur Beruhigung zählt sie Primzahlen. Ihr Blick auf die Welt ist herrlich klar und schonungslos ehrlich. Sie sieht Sachen, die andere übersehen würden. Auf der einen Seite besitzt sie eine große Empathie und emotionale Intelligenz. Auf der anderen Seite ist sie aber sozial so ungeschickt.
"Ich nahm mein Ausgeschlossenen hin wie eine unheilbare Krankheit und versuchte nichts, um mich bei den anderen beliebter zu machen." (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 69)
Dabei sehnt sie sich eigentlich danach, einfach dazuzugehören.

Zur Familie gehören außerdem der Künstler Vater, der eigentlich hauptsächlich für seine Kunst lebt und kein echtes Interesse an den anderen zeigt und seine Rolle als Vater nur spielt.
"Er war recht gut, als Vaterdarsteller, und andere ließen sich von ihm täuschen. Aber mir konnte er nichts vormachen, ich spürte sein Inneres Unbeteiligten, die Unsicherheit, das fehlende Interesse."  (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 10)

Die Mutter ist eine "Suchende" und verbringt ihre Zeit mit Meditation und der Frage nach dem Sinne es Lebens. Sie ist auch viel zu sehr mit sich beschäftigt, um auf die Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen.
"Weil die Momente, in denen sie sich mit mir beschäftigte so selten und deshalb kostbar waren, ließ ich alles mit mir geschehen." (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 35)
Indias 16-jühriger Bruder Che leidet unter diesen Umständen am meisten. Ihm fehlen Grenzen und Regeln. Er weiß nicht so richtig, wer er ist und wo er hingehört. Er sucht verzweifelt nach Orientierung und versucht, seinen Platz zu finden. Dabei gerät er auf die schiefe Bahn und rutscht vom einen ins andere Extrem.
"Ich spürte schon damals, dass Che um ihre Liebe bettelte die, er -hätte er sie bekommen- wahrscheinlich gar nicht hätte annehmen können."  (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 39)
Alles in allem also ein eher unkonventionelles Elternhaus, wenn man es nett ausdrücken möchte. Nicht so nett, sprechen manche Nachbarn auch von emotionaler Verwahrlosung.
Neben der Hippie- Familie, wird auch noch die typisch bürgerliche Familie von nebenan portraitiert. Doch die oberflächliche Idylle trügt und auch hier schlummern hinter der heilen Fassade einige Probleme und Konflikte.


Meine Meinung:

In diesem Buch steckt so viel drin und größtenteils hat es mir wirklich unglaublich gut gefallen.
Die Sprache ist wunderschön und es gibt so viele tolle Zitate in dem Buch, dass ich beim Lesen kaum vorangekommen bin, weil ich mir gefühlt jeden zweiten Satz rausschreiben musste.
"Deshalb haben wir euch immer große Freiheit gelassen. Aber Freiheit beinhaltet nicht die Freiheit, andere zu verletzen." (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 145)

Die Themenvielfalt in dem Buch ist bemerkenswert. Es geht um Familie, Erziehung, Freundschaft und erste Liebe. Aber auch um Kunst, Musik, um Religion und Glauben. Um Emanzipation. Um Synästesie. Aber auch die Aufarbeitung bzw der Umgang mit der Nazi- Vergangenheit wird thematisiert.


Rezension Missbrauch Synästesie Leselust Blog Leseprobe Musik Klavier Nationalsozialismus


"Die Welt war so viel komplizierter, als sie erschien. Wie konnte man auf den Gedanken kommen, sie in handliche Kästchen zu füllen und Etikette mit der Aufschrift richtig und falsch daraufzulegen?"  (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 88)

Zwischendurch hat die Geschichte aber leider auch einige Längen. Es gibt ausführliche Schilderungen von Dingen, die für den Verlauf der Handlung nicht unbedingt nötig gewesen wären. Dennoch habe ich auch diese Stellen meist gern gelesen, weil sie eben trotzdem schön geschrieben waren.

-- Achtung, die folgenden Abschnitte könnte kleine Spoiler enthalten-- 
Der "Spoiler" ist aber ein wichtiger Punkt, der mir an dem Buch nicht gefallen hat, deswegen war es für mich wichtig, das hier aufzugreifen und zu besprechen. 

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Klappentext schon viel zu viel von der Handlung verrät. Der Klappentext lässt vermuten, dass der Missbrauch das Hauptthema des Buches sein wird. So ist es aber nicht. Der Missbrauch geschieht erst im letzten Viertel des Buches. Und so kommt es, das man als Leser quasi die ganze Zeit darauf wartet und immer eine dunkle Vorahnung hat. Ich hatte Thema die ganze Zeit im Hinterkopf und habe das Buch nach Hinweisen abgesucht, wann dieser Teil der Handlung wohl geschehen wird.

Wenig Raum für das Hauptthema
Negativ aufgefallen ist mir außerdem, dass der Missbrauch so kurz abgehandelt wurde.
Die buddhistischen Rituale der Mutter werden über mehrere Seiten ausführlich beschrieben, aber der Missbrauch wird in einem Absatz abgehandelt? Bitte was? Ein weiteren Absatz lang hadert India mit sich, in einem weiteren Absatz vertraut sie sich ihren Eltern an. Und das war es dann auch fast schon. Ein so sensibles Thema hätte findet ich eine ausführlichere und komplexere Darstellung verdient. Obwohl die Vorbereitung des Übergriffes schon sehr gelungen war. Man kann den typischen Verlauf erkennen: Das Auserwähltsein, dann einen Pakt schließen, ein Geheimnis haben. Das wird gut dargestellt. Eine ähnlich ausführliche Entwicklung hätte ich mir für den Verlauf nach dem Übergriff gewünscht.
Ich verstehe allerdings nicht, warum man diese Handlung schon im Klappentext andeuten muss, wenn es erstens nicht so relevant für die Handlung ist und zweitens erst so spät im Buch passiert.

Eine fragwürdige Message
Aber am meisten gestört hat mich die Message des Buches. India wird missbraucht, vertraut sich schließlich ihren Eltern an, und die glauben ihr nicht. Niemand glaubt ihr. Schon allein das ist ungeheuerlich. Dann missbraucht der Lehrer auch noch zwei weitere Mädchen, und auch denen wird nicht geglaubt. Sie werden von der Schule geschmissen, während der Lehrer sich bejubeln lässt. Was ist das denn für eine Aussage?
Ich als erwachsene Leserin kann das reflektieren und weiß, dass es in solchen Fällen leider manchmal wirklich so läuft.
Aber was ist, wenn das Buch junge Mädchen lesen, die eine ähnliche Situation erlebt haben? Sollen die sich dann denken, dass es eh nichts bringt, sich jemandem anzuvertrauen, weil ihnen eh niemand glauben wird und es nur negative Konsequenzen für sie haben wird? Also lieber runterschlucken und so tun, als wäre nichts passiert? Das ist nämlich der Eindruck, der in dem Buch vermittelt wird. Und das finde ich wirklich problematisch.
Deswegen kann ich dieses Buch leider nicht uneingeschränkt weiterempfehlen.


Fazit:

Eigentlich ein großartiges Buch, das durch seine schöne Sprache, seine Themenvielfalt und die komplexen Charaktere besticht.
Leider kann ich das Buch dennoch nicht uneingeschränkt weiterempfehlen, da mit dem Thema Missbrauch in meinen Augen nicht sorgfältig genug umgegangen wurde.

Meinen herzlichen Dank an den Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.

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Plauderecke: 

Habt ihr das Buch schon gelesen? Und hat es euch gefallen? Bin ich zu sensibel, was die Umsetzung des Themas Missbrauch angeht, oder seht ihr das auch so? Eure Meinung würde mich wirklich interessieren.


Lesemonat

Lesemonat || Mai

Mittwoch, Mai 31, 2017

Hallo ihr Lieben,
Wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, habe ich entschieden, den Monatsrückblick etwas ausführlicher zu gestalten und nicht nur die gelesenen Bücher zu nennen, sondern auch was sonst so auf dem Blog passiert ist oder was ich sonst so im Netz entdeckt habe. Außerdem habe ich auch versucht, etwas mehr Struktur reinzubringen.
Was haltet ihr davon? Findet ihr die Neuerung gut, oder sind die zusätzlichen Infos überflüssig?

Was macht der SuB? 

Diesen Monat habe ich immerhin 3 Bücher vom SuB gelesen. Allerdings sind dafür auch 3 neue Bücher bei mir eingezogen, das heißt insgesamt +/- 0 für den SuB. Ich gebe zu, es gab schon mal bessere Monate, aber es gab auch schon viel schlimmere.


Neu im Regal


Roman Thriller Jugendbuch Buchtipp Leseempfehlung


Gelesene Bücher

Diesen Monat habe ich ganze 6 Bücher gelesen. Ingesamt komme ich damit auf 2.429 Seiten, also 79 Seiten pro Tag. Damit bin ich sehr zufrieden.

1. Hier bin ich - Jonathan Safran Foer (4 Sterne)

Roman Judentum USA Sex Ehe Familie--> Stellenweise etwas langatmig, aber dann wieder sehr bewegende und brillante Abschnitte, die dieses Buch zu einem absoluten Highlight machen.

Klappentext:
Wie können wir all die Rollen, die wir zu spielen haben, glaubhaft unter einen Hut bekommen? Wie gleichzeitig Sohn, Vater und Ehemann sein? Oder Mutter, Ehefrau und Geliebte? Erwachsener und Kind? Oder gar Amerikaner und Jude? Wie können wir wir selbst sein, wenn unser Leben doch so eng mit allen anderen verbunden ist?

»Hier bin ich« erzählt von vier turbulenten Wochen im Leben einer Familie in tiefer Krise. Julia und Jacob haben sich auseinandergelebt, doch wie könnten sie sich trennen, ohne dass ihre drei Söhne darunter leiden oder gar sie selbst? Immer wieder diskutieren sie alle Szenarien durch, kümmern sich aufopferungsvoll um den inkontinenten Hund und die bevorstehende Bar Mitzwa des ältesten Sohns. Gerade als die israelische Verwandtschaft zur Familienfeier in Washington, D.C. eintrifft, ereignet sich ein katastrophales Erdbeben im Nahen Osten, das die Invasion Israels zur Folge hat. Die Fragen »Was ist Heimat? Was bedeutet Zuhause?« stellen sich noch einmal ganz neu, auch für Jacob.




2. Die Vegetarierin - Han Kang (1 Stern)

Sex Kunst Psychische Störung Emanzipation --> Für mich persönlich viel zu skurril, bizarr, abstrus. Konnte mit dem Buch leider nichts anfangen. Ich mochte weder die blutigen Szenen, noch die erotischen. Die Geschichte lässt mich verwirrt und mit einem schalen Nachgeschmack zurück.

Klappentext:
Ein seltsam verstörendes, hypnotisierendes Buch über eine Frau, die laut ihrem Ehemann an Durchschnittlichkeit kaum zu übertreffen ist – bis sie eines Tages beschließt, kein Fleisch mehr zu essen.
Yeong-Hye und ihr Ehemann sind ganz gewöhnliche Leute. Er geht beflissen seinem Bürojob nach und hegt keinerlei Ambitionen. Sie ist eine zwar leidenschaftslose, aber pflichtbewusste Hausfrau. Die angenehme Eintönigkeit ihrer Ehe wird jäh gefährdet, als Yeong-Hye beschließt, sich fortan ausschließlich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt entfernt. »Ich hatte einen Traum«, so ihre einzige Erklärung. Ein kleiner Akt der Unabhängigkeit, aber ein fataler, denn in einem Land wie Südkorea, in dem strenge soziale Normen herrschen, gilt der Vegetarismus als subversiv. Doch damit nicht genug. Bald nimmt Yeong-Hyes passive Rebellion immer groteskere Ausmaße an. Sie, die niemals gerne einen BH getragen hat, fängt an, sich in der Öffentlichkeit zu entblößen und von einem Leben als Pflanze zu träumen. Bis sich ihre gesamte Familie gegen sie wendet.



3. AchtNacht - Sebastian Fitzek (2 Sterne)

Thriller Killer Mob Mordlust Rezension Leselust Blog Spannung --> Ein Anfang mit Sogfaktor. Danach herrscht leider nur mäßige Spannung. Die Handlung wirkt konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Die Grundidee ist aber sehr interessant.
Gegen Ende wird es dann auch wieder spannender und die Auflösungen ist sehr gelungen. Zur AchtNacht Rezension.

Klappentext:
Es ist der 8. 8., acht Uhr acht. Sie haben 80 Millionen Feinde. Werden Sie die AchtNacht überleben?

Stellen Sie sich vor, es gibt eine Todeslotterie. Sie können den Namen eines verhassten Menschen in einen Lostopf werfen. In der „AchtNacht“, am 8. 8. jedes Jahres, wird aus allen Vorschlägen ein Name gezogen. Der Auserwählte ist eine AchtNacht lang geächtet, vogelfrei. Jeder in Deutschland darf ihn straffrei töten - und wird mit einem Kopfgeld von zehn Millionen Euro belohnt.
Das ist kein Gedankenspiel. Sondern bitterer Ernst.
Es ist ein massenpsychologisches Experiment, das aus dem Ruder lief.
Und Ihr Name wurde gezogen!



4. The Couple Next Door - Shari Lapena (3 Sterne)

Thriller Baby Entführung Ehe Spannung --> Das nur 6 Monate alte Baby verschwindet -was für ein schreckliches Szenario. Der Albtraum aller Eltern sehr realistisch und packend dargestellt. Das Buch ist wirklich gut geschrieben und lässt sich in einem Rutsch durchlesen. Die Charaktere sind sehr undurchsichtig und nichts ist so, wie man zunächst vermutet. Das Ende ist mir ein bisschen zu dick aufgetragen. Ansonsten ein wirklich gelungener Thriller.

Klappentext:
Jedes Paar hat seine Geheimnisse. Manche sind tödlich ...

Deine Nachbarin möchte nicht, dass du dein Baby zur Dinnerparty mitbringst. Dein Ehemann sagt, das sei schon in Ordnung. Ihr wohnt ja gleich nebenan. Außerdem habt ihr ein Babyfon und könnt abwechselnd nach der Kleinen sehen. Deine Tochter schläft, als du das letzte Mal nach ihr siehst. Doch jetzt herrscht Totenstille im Haus. Du rennst ins Kinderzimmer - und dein schlimmster Alptraum wird wahr: Die Wiege ist leer.

Es bleibt nur eins: die Polizei zu rufen - doch wer weiß, was sie finden wird ...



5. Ich fühle was, was du nicht fühlst - Amelie Fried (4 Sterne)

Emanzipation Familie Liebe Jugend Missbrauch Nationalsozialismus--> Bei diesem Buch bin ich zwiegespalten. Einerseits gibt es sehr interessante und komplexe Charaktere und es werden viele spannende Themen behandelt. Das alles verpackt in einen wunderschönen Schreibstil.
Allerdings wird das zentrale Thema viel zu schnell abgehandelt und zu unreflektiert dargestellt.
Zur Rezension "Ich fühle was, was du nicht fühlst"

Klappentext:
Die 13-jährige India lebt mit ihren Hippie-Eltern und ihrem Bruder Che in der bürgerlichen Umgebung einer süddeutschen Kleinstadt. Intelligent und mit spöttischem Scharfblick betrachtet sie die Welt der Erwachsenen und durchschaut deren Lebenslügen. Ihr Nachbar, ein Musiklehrer, überredet sie zu Klavierstunden und entdeckt ihre große musikalische Begabung. Während ihre Eltern mit einer Ehekrise beschäftigt sind und Che in die Kriminalität abzudriften droht, entsteht zwischen India und ihrem Lehrer eine einzigartige Verbindung, getragen von der Liebe zur Musik. Doch in einem einzigen Moment zerstört er ihr Vertrauen, und India steht vor einer furchtbaren Entscheidung: Ihr Geheimnis öffentlich zu machen – oder für immer zu schweigen.



6. Anonym - Poznanski/ Strobel (4 Sterne)

Thriller Hamburg Spannung Killer Darknet --> Ein sehr spannender Thriller. Interessante Idee und gelungene Umsetzung. Tolle Ermittler und die Einblicke aus drei Perspektiven machen einen besonderen Reiz aus.
Etwas Besonderes ist es mit Sicherheit auch, dass bei diesem Buch zwei Autoren zusammengearbeitet haben. Das Experiment ist auf jeden Fall gelungen und ich freue mich auf weitere Fälle für Buchholz und Salomon.
Zur Rezension "Anonym".

Klappentext:
Du verabscheust deinen Nachbarn? Du hast eine offene Rechnung mit deiner Ex-Frau? Du wünschst deinem Chef den Tod? Dann setze ihn auf unsere Liste und warte, ob die anderen User für ihn voten. Aber überlege es dir gut, denn manchmal werden Wünsche wahr...

Es ist der erste gemeinsame Fall von Kommissar Daniel Buchholz und seiner Kollegin Nina Salomon, und er führt sie auf die Spur des geheimnisvollen Internetforums "Morituri". Dort können die Mitglieder Kandidaten aufstellen und dann für sie abstimmen. Dem Gewinner winkt der Tod. Aber das Internet ist unendlich, die Nutzer schwer zu fassen. Nur der Tod ist ausgesprochen real, und er ist näher, als Buchholz und Salomon glauben...


Auf dem Blog


Auslosung der Gewinner
Vor kurzem hatte mein Blog seinen ersten Jahrestag und anlässlich dieses großartigen Ereignisses wollte ich mich bei meinen Lesern bedanken und habe ein paar Bücher verlost.
Diesen Monat gab es dann die Auslosung der glücklichen Gewinner.

Rezensionen
Diesen Monat habe ich auch wieder fleißig rezensiert und meine Meinung zu folgenden Bücher kundgetan:






Ins Netz gegangen 

In dieser brandneuen Kategorie möchte ich euch gern interessante Artikel und Beiträge vorstellen, über die ich im Netz so gestolpert bin. Hier werde ich also ein paar Links sammeln, die ich selbst interessant fand und von denen ich denke, dass sie auch für euch spannend sein könnten.


Takis Würger schreibt im Spiegel über seine Erlebnisse in Cambridge. 
Wer meine Rezension zu "Der Club" gelesen hat, oder mir auf einem der social Media Kanäle folgt, der wird nicht umhingekommen sein, es zu bemerken: Das Büchlein hat es mir ganz schön angetan. Und auch der Autor, den ich auf der Leipziger Buchmesse treffen durfte, war mir unglaublich sympathisch. In diesem Artikel berichtet er von seiner Zeit in der Elite-Uni und seinen Erfahrungen, die auch die Grundlage für sein Buch bilden. Spannend für alle, die das Buch gelesen haben. Aber auch für alle, die sich dafür Interessieren, was sich hinter den Türen der elitären Studentenclubs so abspielt.

Blogparade Geheimtipps
Aleshanee hat eine Blogparade gestartet, um kleine aber feine Bücher aus ihren Nischen zu holen und den Geheimtipps ihre verdiente Aufmerksamkeit zu bescheren. Eine tolle Aktion, bei der ich gerne mitmache.

Leseratten sind die besseren Menschen
Wir haben es natürlich schon immer gewusst, aber nun gibt es auch den ersten wissenschaftlichen Beleg, das wir Bücherverrückten echt super Typen sind. :)

Janine vom Blog Kapriziös entdeckt Our Shared Shelf, den Lesekreis von Emma Watson. 
Emma Watson ist nicht nur eine großartige Schauspielerin, sondern auch UN-Sonderbotschafterin für Frauen- und Menschenrecht. Durch ihr Interesse an diesen Themen hat sie viele thematisch passende Bücher gelesen und einen Lesekreis bei Goodreads gegründet.
Ich selbst habe davon vor längerer Zeit auch schon mal gehört und wollte mir immer mal die Bücherliste ansehen und mal etwas davon lesen. Durch Janine ist mir "Our Shared Shelf" jetzt wieder ins Bewusstsein gerückt und ich habe gleich mal "Der Report der Magd" auf meine Wunschliste gesetzt.

#MakeTwitterGreatAgain
Auf Twitter wurde die letzten Tage ganz viel Liebe verteilt. Die Mädels von Herzpotential haben die Aktion "MakeTwitterGreatAgain" gestartet und mit passendem Hashtag posten Twitteraner jetzt schon seit einigen Tagen liebe Worte und Komplimente an ihre liebsten Menschen. Eine grandiose Idee, die sehr schnell großen Anklang gefunden hat.

Plauderecke

Wie gefällt euch die neue Gestaltung des Lesemonats? Ist es zu viel, oder mögt ihr die neuen Links und Infos?
Und natürlich interessiert mich auch diesen Monat, was ihr so gelesen oder im Netz entdeckt habt. Habt ihr vielleicht auch eines der hier vorgestellten Bücher gelesen?
Ich freue mich über eure Meinungen und Kommentare. :)

Rezension

Anonym - Poznanski/ Strobel [Rezension]

Montag, Mai 29, 2017

Rezension Leselust Darknet Killer Spannung Leseprobe Hamburg Kurzmeinung: 

Ein sehr spannender Thriller. Interessante Idee und gelungene Umsetzung. Tolle Ermittler und die Einblicke aus drei Perspektiven machen einen besonderen Reiz aus.

Bewertung: 4 Sterne


Klappentext: 

Du verabscheust deinen Nachbarn? Du hast eine offene Rechnung mit deiner Ex-Frau? Du wünschst deinem Chef den Tod? Dann setze ihn auf unsere Liste und warte, ob die anderen User für ihn voten. Aber überlege es dir gut, denn manchmal werden Wünsche wahr...
Es ist der erste gemeinsame Fall von Kommissar Daniel Buchholz und seiner Kollegin Nina Salomon, und er führt sie auf die Spur des geheimnisvollen Internetforums "Morituri". Dort können die Mitglieder Kandidaten aufstellen und dann für sie abstimmen. Dem Gewinner winkt der Tod. Aber das Internet ist unendlich, die Nutzer schwer zu fassen. Nur der Tod ist ausgesprochen real, und er ist näher, als Buchholz und Salomon glauben...



Zum Buch: 

Die Idee ist so simpel wie brillant: Ein Unbekannter eröffnet ein Internetforum in dem jeder User einen Todeskandidaten nominieren kann und es regelmäßig öffentliche Abstimmungen gibt, wer hingerichtet werden soll. Der Admin der Seite, Trajan, sieht sich als Exekutive und macht Hamburg zu seiner Arena. Dabei versetzt er Hamburgs Bewohner wahlweise in Blutrausch oder Todesangst.
Auf der anderen Seite stehen Kommissar Daniel Buchholz und seine neue Kollegin Nina Salomon, die erst zu Beginn der Ermittlungen aus Bremen zum Team dazukommt. Viel Zeit zum Eingewöhnen hat Nina also nicht, und so kommt es zu einigen Reibereien zwischen ihr und ihren Kollegen.
Zunächst glauben viele bei der Internetseite an einen makaberen Scherz und nehmen die Seite nicht ganz ernst. Doch als die nächste Todesliste veröffentlicht wird, beginnt für die Ermittler ein Wettlauf gegen die Zeit.



Meine Meinung: 

Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Neben der interessanten Grundidee des Falls haben mir besonders die verschiedenen Perspektiven gefallen, aus denen man die Geschehnisse geschildert bekommt.
Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht der Ermittler Nina Solomon und Daniel Buchholz geschrieben.
Aber zwischendurch gibt es auch einige Kapitel aus einer dritten Perspektive, der des Mörders. Das fand ich besonders reizvoll.
Ab und zu habe ich beim Lesen etwas den Faden verloren und war gerade so in die Perspektive von Nina eingetaucht, dass ich beim nachten Kapitel nicht gleich gemerkt habe, dass jetzt ja wieder Daniel erzählt. Aber das bekommt man dann doch recht schnell mit.

Das führt mich dann gleich zu den Charakteren im Buch. Mir waren zwar nicht alle Personen gleich sympathisch, aber sie wurden alle sehr gut eingeführt und ich hatte schnell ein Bild von allen vor Augen, dass dann nach und nach immer komplexer wurde.
Daniel Buchholz und seine Kollegen in Hamburg sind ein eingespieltes Team, Nina Salomon kommt aus Bremen neu ins Team dazu. Mit ihrer rauen, schnippischen Art macht sie sich anfangs nicht gerade Freunde. Besonders der sehr korrekte Buchholz ist zunächst wenig begeistert von seiner neuen Kollegin.
Die Streitereien zwischen den beiden haben aber genau das richtige Maß und nehmen nicht zu viel Platz in der Handlung ein. Im Gegenteil, das Geplänkel lockert die sonst doch sehr dunkle Stimmung angenehm auf und bringt eine kleine Portion Humor in die Ermittlungen.

Der Fall an sich ist absolut spannend und gut erdacht, ohne dabei konstruiert zu wirken. Die Idee ist sowohl interessant, als auch sehr erschreckend. Die Umsetzung ist gelungen und wirkt erschreckend realistisch.
Zufällig habe ich vor kurzer Zeit AchtNacht von Sebastian Fitzek gelesen und rezensiert. Das Buch hat eine ganz ähnliche Thematik, ist in der Umsetzung aber völlig anders. AchtNacht hat mir leider nicht gut gefallen. Wie man die Grundidee aber auch sehr gelungen umsetzen kann, dass zeigen Ursula Poznanski und Arno Strobel in "Anonym" auf beeindruckende Art und Weise. Und für mich war es ein spannendes Erlebnis, zwei Bücher mit so ähnlicher Thematik und doch so unterschiedlicher Umsetzung hintereinander zu lesen.

Anonym hat mir wirklich sehr gut gefallen. Ein weiterer Pluspunkt für mich Persönlich war der Schauplatz Hamburg.
Ich habe beim Lesen mal wieder gemerkt, wie viel es ausmacht, wenn man die Schauplätze der Handlung kennt. Als Hamburgerin habe ich mich immer total gefreut, wenn Orte genannt wurden, die ich kenne. Ich hatte das dann gleich so detailreich vor Augen und konnte mich viel besser in die Szenerie hineinversetzen. Es hat sich irgendwie alles vertraut angefühlt und die Lektüre hat direkt ein bisschen Heimweh nach Hamburg ausgelöst, obwohl die Handlung natürlich alles andere als ein Anreiz ist.


Leselust Buchblog Rowohlt Wunderlich Darknet Mord Spannung Leseprobe



Fazit: 

Ein Thriller, in den man sehr schnell den Einstieg findet und den man dann kaum noch aus der Hand legen mag. Die Idee ist spannend und erschreckend realistisch.
Durch die verschiedenen Perspektiven und die gelungen herausgearbeiteten Charaktere hebt sich das Buch von der Masse ab. Ebenso durch die Zusammenarbeit zweier Autoren an einem Buch. Dieses Experiment ist auf jeden Fall geglückt und ich freue mich schon sehr auf den nächsten Fall von Buchholz und Salomon.


Mein herzlicher Dank an den Verlag für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars.

Verlag: Wunderlich (Rowohlt) 
Seiten: 384
Preis: 19,95€ (Hardcover), 16,95€ (eBook)

Das könnte dir auch gefallen: 

AchtNacht- Sebastian Fitzek [Rezension]
Totenfang - Simon Beckett [Rezension]
Selfies - Jussi Adler-Olsen [Rezension]
Bittere Wunden - Karin Slaughter [Rezension]




Plauderecke: 

Kennt ihr das Buch? Und was sagt ihr zu dieser beängstigenden Idee?
Habt ihr vielleicht auch AchtNacht gelesen und könnt auch ein paar Parallelen ziehen?
Und können euch bekannte Schauplätze in Büchern auch so begeistern?
Ich freue mich auf den Austausch mit euch. :)

Liebe

Wir sehen uns am Meer - Dorit Rabinyan [Rezension]

Dienstag, Mai 23, 2017

Israel Palestina Liebe Liebesroman Judentum Islam Leselust Blog Buchtipp Kurzmeinung:

Sanft und leise erzählt die Autorin die Geschichte von einer Liebe, die eigentlich nicht hätte sein dürfen. Zwischen zwei Menschen, die ihre Herkunft trennt. Mögen die Umstände auch sehr außergewöhnlich sein, so ist es im Kern doch eine rührende Liebesgeschichte.

Bewertung: 3 Sterne

Verlag: KiWi
Seiten: 384
Preis: 19,99€ (Hardcover),17,99€ (eBook), 10,99€ (Taschenbuch)


Klappentext:

Romeo und Julia heute: Von der unmöglichen Liebe zwischen einer Jüdin und einem Palästinenser

Die Tel Aviverin Liat lernt in New York den Maler Chilmi kennen, der aus Ramallah stammt. Die beiden verlieben sich, wohl wissend, dass ihre Liebe keine Zukunft hat: Wenn die Zeit in New York vorbei ist, wird auch die Beziehung, die eigentlich nicht sein darf, zu Ende gehen. Doch Liat und Chilmi haben die Rechnung ohne ihre Gefühle gemacht …


Zum Buch:

Die Israelin Liat trifft in New York den Palästinenser Chilmi. Und die beiden verlieben sich, trotz allem, was sie eigentlich trennen müsst. Doch ihre Liebe hat ein Verfallsdatum, denn Liat ist nur für begrenzte Zeit in den USA. Und wenn sie New York verlässt, muss sie auch Chilmi hinter sich lassen. Oder kann ihre Liebe stärker sein, als die Feindschaft zwischen ihren Völkern?


Meine Meinung:

In dem Buch schildert die junge Israelin Liat ihre Begegnung mit Chilmi, den sie in New York kennen und lieben lernt. Von Anfang an ist da eine sehr starke Anziehung zwischen ihnen, obwohl sie genau weiß, dass es eigentlich nicht sein darf.
In sehr poetischen Bildern beschreibt die Autorin Dorit Rabinyan, wie sich die Beziehung zwischen den beiden Liebenden entwickelt. Wie sie mit sich ringen und rational abwägen und doch nicht gegen ihre Gefühle füreinander ankommen.
Während Liat und Chilmi immer mehr Zeit miteinander verbringen, lernen sie auch die jeweils andere Kultur besser kennen. Allerdings bringt ihre Herkunft auch einiges an Konfliktpotential und es kommt zu Missverständnissen und Reibungen. Diese Szenen haben mir persönlich immer besonders gut gefallen, weil hier eine starke Spannung aufgebaut wurde, die diesen Roman von anderen Liebesgeschichten abhebt. Man spürt nicht nur einen Leidensdruck der Protagonisten, die hin- und hergerissen sind zwischen ihrer Liebe zueinander und der Liebe zu ihrem Heimatland und ihrer Kultur. Sondern man erfährt auch noch einiges über die Geschichte der Länder, die Entstehung des Konflikts.
Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin führt den Leser mit leiser Stimme durch die Geschichte, aber immer sehr nah an den Personen. Mit poetischen Bildern und viel Raum für Details entwickelt sie eine Szene, eine Stimmung. Manchmal bleibt dabei allerdings die Handlung auf der Strecke und Rabinyan verliert sich zu sehr in einzelnen Beschreibungen.

Wovon der Roman lebt, das sind die Bilder, die so meisterhaft gezeichnet werden und die Stimmungen, die sich unweigerlich auf den Leser übertragen. Das ist die Nähe zu den Protagonisten, das Eintauchen in ihre Gefühls- und Gedankenwelt. Und das ist der Autorin wirklich außerordentlich gut gelungen.


Fazit:

Eine Geschichte, die gerade durch die Zartheit und Intimität besticht, mit der sie erzählt wird. Allerdings verliert sich die Autorin manchmal zu sehr in einzelnen Details, so das auch einige Längen entstehen. Insgesamt aber eine schöne und ungewöhnliche Liebesgeschichte, die außerdem noch interessante Einblicke in die Feindschaft Zweier Völker und die jeweiligen Kulturen bietet.


Das könnte dir auch gefallen: 

Vom Ende der Einsamkeit - Benedict Wells [Rezension]
--> auch eine außergewöhnliche Liebesgeschichte
Stalins Kühe - Sofi Oksanen [Rezension]
--> eine Buch, bei dem man auch viel über die Geschichte eines anderen Landes und eine andere Kultur lernen kann


Plauderecke: 

Interessieren euch bei Büchern Einblicke in fremde Kulturen und die Geschichte anderer Länder? Oder ist das nur unnötiges Nebenwerk und lenkt von der eigentlichen Liebesgeschichte ab?
Falls ihr es schon gelesen habt, möchte ich natürlich auch eure Meinung zu dem Buch hören.

Rezension

Ragdoll - Daniel Cole [Rezension]

Freitag, Mai 12, 2017

"Ragdoll - Dein letzter Tag" von Daniel Cole (Ein New-Scotland-Yard-Thriller, Band 1)


Buchtipp Rezension Buchempfehlung spannender Thriller Spannung Leseprobe Kurzmeinung:

Die perfekte Mischung aus Spannung und Humor. Genau so wünsche ich mir einen Thriller.
Das Ermittlerteam hat eine interessante Dynamik und auch jeder Charakter für sich ist faszinierend.
Auch der Fall ist reizvoll und es wird schon im Prolog eine große Spannung aufgebaut. Insgesamt konnte ich dieses Buch kaum aus der Hand legen und habe es regelrecht verschlungen. Allerdings gab es auch hier und da ein paar Stellen, die mich nicht 100 prozentig überzeugt haben. Das tut dem Leseerlebnis insgesamt aber keinen Abbruch und das Ende hat mir auch sehr gut gefallen.

Bewertung: 4,5 Sterne


Verlag: Ullstein
Seiten: 480
Preis: 14,99€ (Taschenbuch), 12,99€ (eBook)


Klappentext:

Der umstrittene Detective William Oliver Layton-Fawkes, genannt Wolf, ist nach seiner Suspendierung wieder in den Dienst bei der Londoner Polizei zurückgekehrt. Wolf ist einer der besten Mordermittler weit und breit. Er dachte eigentlich, er hätte schon alles gesehen. Bis er zu einem grausigen Fund gerufen wird. Sechs Körperteile von sechs Opfern sind zusammengenäht zu einer Art Lumpenpuppe, einer »Ragdoll«. Gleichzeitig erhält Wolfs Exfrau eine Liste, auf der sechs weitere Morde mit genauem Todeszeitpunkt angekündigt werden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, doch der Ragdoll-Mörder ist der Polizei immer einen Schritt voraus. Und der letzte Name auf der Liste lautet: Detective William Oliver Layton-Fawkes ...



Meine Meinung:

Schon mit mit dem Prolog hat mich dieses Buch gepackt. Er ist nicht aus der Sicht der Ermittler geschrieben, sonder gibt einen anderen Blickwinkel. So bekommt man schnell einen Überblick über die Ereignisse, aber eben trotzdem auch persönliche Eindrücke. Ich war von der ersten Seite an gefesselt.
Nach und nach wird man dann mit dem Ermittlerteam bekannt gemacht -und jeder Ermittler ist eine Type für sich.
Da haben wir zunächst Wolf, den verbitterten Einzelgänger, an dem die letzten Jahre -und besonderes der letzte große Fall- nicht spurlos vorbeigegangen sind.
Dann gibt es die toughe Baxter, die nie um eine Antwort verlegen ist, keinen Schlagabtausch scheut und mit ihrer brüsken Art bloß niemanden zu nah an sich heran lassen will.
Der dritte im Bunde ist Frischling Edmunds. Dies ist sein erster Fall und er wird von den alten Hasen viel verarscht und rumgescheucht. Er lässt sich aber nicht unterkriegen und erkämpft sich mit unermüdlichem Einsatz und guten Instinkten schnell seinen Platz im Team.

Die Dynamik im Team ist spannend und auch das Geplänkel zwischen den Ermittlern ist großartig und erfrischend. Und so ist trotz des spannenden Falls ist immer viel Platz für eine ordentliche Portion Humor. Das bereichert dieses Buch um eine weitere Facette, den man nicht in jedem Thriller findet.
"Da er [Wolf] an jenem Morgen (und auch an allen anderen in den vergangenen vier Jahren) seine Liegestütze vergessen hatte, dachte er..." (aus Ragdoll von Daniel Cole, S. 99)

Eine weitere Besonderheit des Thrillers ist, das auch die Medien hier eine große Rolle spielen. Man begleitet die Reporterin (und Ex- Frau von Wolf) Andrea und bekommt so Einblicke in die Arbeit der Presse und kann einen Blick hinter die Kulissen werfen. Und was da (zumindest in diesem Buch) abläuft, ist wirklich erschreckend. Ich war schockiert über die Skrupellosigkeit der Medien, die keine Moral kennt und für eine hohe Einschaltquote alles tun würde.

 "Ein Mann ohne Feinde ist ein Mann ohne Prinzipien." (S.304) 

Der Fall ist auf jeden Fall sehr spannend und wird nach und nach immer persönlicher. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, was auch an dem sehr flüssigen Schreibstil lag.
Die Weiterentwicklung der Charaktere hat mir auch gut gefallen. Man bekommt als Leser ein immer komplexeres Bild der einzelnen Personen und ihren Beziehungen zueinander.

Absolutes Highlight war aber der trockene, britische Humor.
"Will er fliehen oder sich umbringen?" "Vierter Stock, ich würde sagen fünfzig-fünfzig" (S. 203)


Fazit: 

Mit "Ragdoll" hat Daniel Cole hier einen grandiosen Thriller abgeliefert. Spannend von der ersten bis zur letzen Seite, interessante Charaktere und unerwartete Wendungen. Auch den Schluss fand ich gelungen.


"Zum Schluss wird dir klar [...], dass es keine "Guten" gibt. Es gibt nur solche, die einfach noch nicht weit genug in die Enge getrieben wurden" (aus "Ragdoll von Daniel Cole, S.403)


Rezension Leselust Buchtipp Buchempfehlung Leseprobe



Ausblick:

Auf der Verlagsseite erfährt man, dass "Ragdoll" der erste Band der Reihe "New-Scotland-Yard-Thriller" ist. Band 2 soll wohl im Frühjahr 2018 erscheinen.


Gemeinsam gelesen 

Wie einige von euch ja wahrscheinlich mitbekommen haben, habe ich dieses Buch gemeinsam mit meiner BBF- Crew gelesen. Ausgetauscht haben wir uns auf Twitter unter dem Hashtag #bbfliest. Das hat auch wirklich gut geklappt. Und dadurch, dass ja auch alle anderen Twitter User bei unseren Kommentaren mitlesen konnten, sind so einige witzige Unterhaltungen zustande gekommen.
Das hat auf jeden Fall total viel Spaß gemacht und das Lesen noch mal zu etwas Besonderem gemacht.

Und auch bei der Leserunde von Lovelybooks habe ich mitgemacht und meine Meinung über das Buch auch zum Besten gegeben. Also an Austausch über das Buch hat es mir dieses mal wirklich nicht gemangelt.
Ein riesen Dank noch mal an Lovelybooks für die Überraschungspost. Ich habe mich wirklich wahnsinnig gefreut und was für ein Zufall das war, dass ich mir genau dieses Buch fast auf der Buchmesse gekauft hätte.

Plauderecke 

Dennoch will ich natürlich auch trotzdem noch mit euch über diesen Thriller schnacken. Also: Konnte ich euch mit meiner Rezension ein bisschen neugierig machen? Oder habt ihr Ragdoll auch schon gelesen? Und wenn ja, wie hat er euch gefallen? Und habt ihr unsere #bbfliest Tweets verfolgt?


Das könnte dir auch gefallen: 

Totenfang - Simon Beckett [Rezension]
Selfies - Jussi Adler-Olsen [Rezension]
Bittere Wunden - Karin Slaughter [Rezension]


Fremdlesen: Weitere Rezensionen zu Ragdoll

Kerstin und Janna von KeJas BlogBuch
Nisnis Bücherliebe
Der Leseratz
Laberladen
Kitsunebooks





Rezension

AchtNacht -Sebastian Fitzek

Dienstag, Mai 09, 2017

Psychothriller Rezension Leselust Blog Hetzjagd Spannung Buch Kurzmeinung:

Ein Anfang mit Sogfaktor. Danach herrscht leider nur mäßige Spannung. Die Handlung wirkt konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Die Grundidee ist aber sehr interessant.
Gegen Ende wird es dann auch wieder spannender und die Auflösungen ist sehr gelungen.

Bewertung: 2 Sterne

Verlag: Droemer Knaur
Seiten: 416
Preis: 12,99€ (TB), 9,99€ (eBook)

Klappentext:

Es ist der 8. 8., acht Uhr acht.
Sie haben 80 Millionen Feinde.
Werden Sie die AchtNacht überleben?

Stellen Sie sich vor, es gibt eine Todeslotterie.
Sie können den Namen eines verhassten Menschen in einen Lostopf werfen.
In der „AchtNacht“, am 8. 8. jedes Jahres, wird aus allen Vorschlägen ein Name gezogen.
Der Auserwählte ist eine AchtNacht lang geächtet, vogelfrei.
Jeder in Deutschland darf ihn straffrei töten - und wird mit einem Kopfgeld von zehn Millionen Euro belohnt.

Das ist kein Gedankenspiel. Sondern bitterer Ernst.
Es ist ein massenpsychologisches Experiment, das aus dem Ruder lief.
Und Ihr Name wurde gezogen!

Meine Meinung:

Der Klappentext klingt so spannend, da war ich sofort neugierig. Und was für eine gruselige, aber zugleich faszinierende Idee -eine Todeslotterie. Wer würde bei so etwas mitmachen, wer würde so etwas glauben?
Ein Ansatz mit viel Potential, das leider nur ansatzweise ausgeschöpft wurde.

Der Anfang ist noch ziemlich gut. Man findet leicht in die Geschichte hinein und ist sofort neugierig, was wohl passieren wird.
Doch schon nach dem ersten Viertel lässt das Buch dann deutlich nach.
Die Charaktere sind leider nicht sehr interessant und auch die Handlung dreht sich irgendwie im Kreis.
Der arbeitslose Ben wird von der Todesfee als AchtNächter bestimmt. Ebenso wie die Psychologiestudentin Arezu.
Ben war mir von Anfang an nicht sehr sympathisch und ist für mich die ganze Zeit irgendwie blass geblieben. Ein komplexer Charakter sieht anders aus.
Da hatte die junge Arezu mit ihren Narben und Geheimnissen schon mehr Ecken und Kanten zu bieten. Aber auch ihr fehlt irgendwie die Tiefe und sie hat mich einfach nicht berührt.
Die Bösewichter sind da schon um einiges Interessanter gewesen und von ihnen konnte ich mir viel besser ein Bild machen. Da kam bei mir als Leser mehr an; da haben sich bei mir teilweise richtig die Nackenhaare aufgestellt, bei so viel Kaltblütigkeit.

Zwischendurch hat der Handlung dann leider die Spannung komplett gefehlt, denn es drehte sich viel im Kreis. Ben und Arezu auf der Flucht vor dem Mob. Sie fliehen mal hierhin und mal dahin. Aber sehr abwechslungsreich oder aufregend fand ich das nicht. Teilweise musste ich mich zwingen weiterzulesen. Das sollte eigentlich bei keinem Buch so sein, aber erst recht nicht bei einem Thriller.
Herr Fitzek bedient sich außerdem einige Male beim beliebten Schema F. Das kann man mal machen, sehr zur Spannung beitragen tut das aber leider nicht.

Auch der Schreibstil konnte mich nicht überzeugen. Da gab es viele Phrasen, überflüssige Einschübe in unnötigen Klammern. Oder Stilperlen wie diese:
"Dafür war seine innere Lebensuhr zurückgestellt; von Sommer- auf Verzweiflungszeit." (AchtNacht, S. 338)
Und auch einige logische Fehler sind mir beim Lesen störend aufgefallen. Das hätte ich vom sogenannten "Meister des Wahns" nicht erwartet.

Lichtblicke waren aber die psychologischen Betrachtungen des Grundszenarios. Wie sich die Idee der Todeslotterie verbreitet. Wie sich ein Mob bildet, welche Legitimierung sie für ihr Verhalten finden. Wie weit der einzelne rechtschaffene Bürger gehen würde.
Auch das Verbreiten von Gerüchten um die Gejagten und die regelrechte Diffamierung von Ben sind sehr interessant und auch glaubwürdig dargestellt. Das hat bei mir als Leserin dann auch Gefühle ausgelöst. Ich wurde wütend ob dieser Ungerechtigkeit, diesen teils offensichtlichen Falschmeldungen, die von der Masse trotzdem geglaubt wurden und denen Ben als Beschuldigter wenig entgegenzusetzen hatte. Wie solche Geschichten im Netz ein Eigenleben entwickeln können.
Da konnte ich wirklich mitschwingen und war ganz in der Geschichte drin, was sonst leider eher selten der Fall war.

(Achtung: Bezug aufs Ende. Wer da empfindlich ist wegen Spoilern, bitte überlesen)
Zum Ende hin nimmt die Geschichte dann aber noch mal richtig Fahrt auf und überrascht mit einigen cleveren Wendungen.
Die Auflösung hat mir auch gut gefallen und war durchaus glaubwürdig. Es bleiben keine Fragezeichen übrig und die Geschichte findet einen guten Abschluss.

Leselust Rezension Buchempfehlung Leseprobe Jagd

Fazit:

Ein nur mäßig spannender Thriller mit an den Haaren herbeigezogenem Plot und einigen logischen Fehlern. Auch die Charaktere sind eher einfach und es fehlt die Nähe zum Leser.
Die Grundidee ist aber sehr interessant und daraus ergeben sich auch teilweise spannende Betrachtungen. Auch Die Auflösung ist gelungen und das Ende hat mir sehr gut gefallen.


AchtNacht war mein erstes Buch von Fitzek und nach all den Lobeshymnen und der Begeisterung über diesen Autor, hatte ich eigentlich mehr erwartet.
Allerdings gebe ich den Autor noch nicht so schnell auf und versuche es demnächst mal mit einem seiner früheren Werke. Hoffentlich gefällt mir das dann besser und kann die hohen Erwartungen erfüllen, die mit dem Namen "Fitzek" verbunden sind.



Mein herzlicher Dank gilt dem Verlag für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplars.


Das könnte dir auch gefallen:

Totenfang - Simon Beckett [Rezension]
Selfies - Jussi Adler-Olsen [Rezension]
Bittere Wunden - Karin Slaughter [Rezension]


Weitere Rezensionen zu AchtNacht:

Plauderecke:

Sind unter euch wahre Fitzek Fans? Dann empfehlt mir doch bitte ein Buch von ihm, auf das es mich eure Begeisterung teilen lässt.
Und wie hat euch das Buch gefallen? Wart ihr auch enttäuscht?


Über mich


Hallo, ich bin Julia, 28, und der Bücherwurm hinter dem Blog Leselust.
Seit 2016 blogge ich hier über Bücher, Literaturevents und was mich sonst so beschäftigt.
Ich liebe Bücher, Kaffee, das Meer und Musik.
Wenn ihr mehr über mich wissen wollt, dann schaut bei "Über mich" vorbei oder schreibt mir auch gern. Ich habe immer ein offenes Ohr für euch.