Ich gebe dir die Sonne - Jandy Nelson [Rezension]

Donnerstag, Februar 23, 2017

Leselust Jugendbuch Buchtipp Kunst Liebe Tod Kurzmeinung:

Ein tolles Jugendbuch voller Kunst und Farbe. Über Liebe, Familie, Verletzungen, Lügen und Vergebung.

Bewertung: 3,5 Sterne

Verlag: cbt
Seiten: 480
Preis: 17,99€ (Hardcover)  13,99€ (eBook)

Klappentext:

Am Anfang sind Jude und ihr Zwillingsbruder Noah unzertrennlich. Noah malt ununterbrochen und verliebt sich Hals über Kopf in den neuen, faszinierenden Jungen von nebenan, während Draufgängerin Jude knallroten Lippenstift entdeckt, in ihrer Freizeit Kopfsprünge von den Klippen macht und für zwei redet. Ein paar Jahre später sprechen die Zwillinge kaum ein Wort miteinander. Etwas ist passiert, das die beiden auf unterschiedliche Art verändert und ihre Welt zerstört hat. Doch dann trifft Jude einen wilden, unwiderstehlichen Jungen und einen geheimnisvollen, charismatischen Künstler ...

Meine Meinung:

Zum Inhalt will ich gar nicht mehr so viel sagen, um den Lesern nichts von der Geschichte vorwegzunehmen.
Es geht also um ein Zwillingspaar, die sich so nahe stehen, dass schon die Rede von NoahundJude ist. Sie können fühlen, was der andere fühlt. Wissen, was der andere denkt. Zumindest mit 13 ist das so. Drei Jahre später gehen sie sich aus dem Weg und reden kaum miteinander. Ihre Verbindung haben sie verloren.
Noah hat eine große künstlerische Begabung und geht völlig in der Kunst auf. Er lebt in seiner eigenen Welt und zeichnet ständig in seinem Kopf. Das macht ihn auch ein wenig zum Sonderling und er wird des Öfteren Opfer der "coolen Kids" und ihrem Spott.
Jude ist ein echter Wildfang, surft, hängt mit den Älteren ab und geht auf Parties und flirtet mit jedem Jungen.
Doch drei Jahre später haben sich beide völlig verändert. Die Entwicklung der Figuren ist wirklich sehr interessant und das man am am Anfang noch nicht weiß, was Auslöser dafür war, macht es noch spannender.

Das Buch wird abwechselnd aus der Sicht von Noah und Jude erzählt. Dabei wird die Geschichte in zwei Zeitebenen unterteilt, da wir in Noahs Kapiteln die Ereignisse geschildert bekommen, als die Zwillinge 13 bis 14 Jahre alt waren. In Judes Abschnitten erfahren wir, wie das Leben der Zwillinge drei Jahre später, mit 16 Jahren, aussieht. Das fand ich sehr interessant und diese strenge Verknüpfung von Perspektive und Zeitebene habe ich auch bisher in keinem anderen Buch so gelesen. Allerdings waren mir gerade zu Anfang die Kapitel etwas zu lang. Nachdem ich so lange Teil von Judes Geschichte war, viel es mir dann erstmal schwer, wieder in Noahs Abschnitt reinzufinden, und umgekehrt.

Etwas anderes, was an "Ich gebe dir die Sonne" wirklich sehr besonders ist, ist der Schreibstil. Jandy Nelson benutzt eine sehr metaphernreiche, bildhafte Sprache. Daran musste ich mich am Anfang erst gewöhnen, doch schnell habe ich diesen besonderen Stil lieben gelernt und mich davon bezaubern lassen.

"Am liebsten würde ich die Hand meines Bruders packen und mit ihm durch die Zeit zurücklaufen, dabei die Jahre abstreifen wie Mäntel, die uns von den Schultern fallen
(aus "Ich gebe dir die Sonne von Jandy Nelson, S. 51 (eBook) 

Starke Charaktere 

Ich habe das Buch wirklich gern gelesen. Nicht nur wegen der schönen Sprache, sondern auch, weil mir die Protagonisten gleich sympathisch waren. Beide sind sie ganz speziell und heben sich von dem 0-8-15 Jugendbuchcharakter ab. Beide sind sie auf ihre eigene Art und Weise etwas verrückt und etwas anders. Und beide haben sie manchmal damit zu kämpfen, sich selbst treu zu sein und sich nicht zu verlieren. Sie sind versucht sich zu verbiegen, um sich anzupassen. Um dann aber schließlich doch sie selbst zu bleiben.
Das ist eine wunderbare Botschaft, die das Buch sendet: Das es ok ist, so zu sein, wie man ist. Auch wenn man vielleicht ganz anders ist, als all die anderen. Das gerade das dem Leben auch die besondere Farbe geben kann. Es ist ok, auch mal von seinem Weg abzukommen, solange man immer versucht, wieder zurück zu gelangen.

Liebesgeschichte 

Außerdem gibt es in dem Buch natürlich auch noch eine ordentliche Portion Liebe und Herzschmerz.
Mein persönliches Highlight war dabei der Engländer. Ich selbst habe eine Schwäche für den britischen Akzent und konnte Jude sehr gut verstehen, als sie diesen mehrmals im Buch besonders herausstreicht.

"Warum hören sich Engländer eigentlich immer schlauer an als alle anderen? So als müssten sie für einen simplen Gruß schon den Nobelpreis einheimsen?"
(aus: Ich gebe dir die Sonne von Jandy Nelson, S. 142 (eBook))

[Achtung: Spolier]

Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass mir das Ende zu perfekt ist. Ich saß beim Lesen zwar da und musste übers ganze Gesicht grinsen, weil alles einfach so schön war. Aber, und das ist jetzt nicht böse gemeint, als kritischer Leser muss ich sagen, dass diese sonst sehr "echte" Geschichte ein etwas weniger schablonenhaftes Ende verdient hätte. Und ja, ich weiß, dass es sich bei "Ich gebe dir die Sonne" um ein Jugendbuch handelt. Aber die müssen ja auch nicht immer mit "Glitzer, Sonnenschein und Happy Ever After" enden, oder?

Fazit:

Ich gebe dir die Sonne -ein Buch das zeigt, dass man die Menschen, die man liebt, auch am meisten verletzen kann. Was Schweigen alles anrichten kann. Wie eine ganz normale Familie durch einen furchtbaren Schicksalsschlag zerbricht und sich entfremdet. Aber auch, wie sie sich dadurch entwickeln und daran wachsen.
Besonders die reiche Sprache hat mich sehr beeindruckt und auch das große Thema Kunst ist meiner Meinung nach gut verarbeitet und ich habe noch so einiges gelernt.
Ein fast perfektes Jugendbuch.


Weitere Rezensionen findet ihr hier: 

Myri liest

Sternenbrise

Influenza Bookosa

Mein herzlicher Dank gilt dem cbt Verlag und dem Bloggerportal für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars. 

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6 Kommentare

  1. Hey :)
    Eine wirklich tolle Rezension! Und vielen Dank für die Verlinkung :*
    Mich hat das Buch nachhaltig noch beeindruckt - gerade weil auch ernstere Themen angesprochen wurden. Und das Cover ist natürlich ein Traum!

    Ganz liebe Grüße,
    Myri :)

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    1. Dankeschön. Und gern geschehen. :) Ja, das Buch ist echt schön und wirklich etwas Besonders. Mit all den Farben und der Kunst und diesen starken Worten. Aber eben auch mit den ernsten Themen und der starken Message. Da ist echt alles dabei. :)
      Liebe Grüße

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  2. Hallo Julia,

    vielen Dank für deine ehrliche Rezension. Trotz der kleinen Kritik zum Ende hört sich die Message des Buchs sehr gut an. Ich mag Bücher bei denen die Charaktere ungewöhnlich sind. Das Buch werde ich auf meine Wunschliste setzen.

    LG Ingrid
    von www.buchsichten.de

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    1. Hallo Ingrid,
      Danke für deinen lieben Kommentar. Das Buch lohnt sich auf jeden Fall. Und nicht nur die Charaktere sind etwas Besonderes, sondern auch die Sprache ist wirklich außergewöhnlich. Viel Spaß bei der Lektüre. Bin schon gespannt, wie es dir gefallen wird.
      Liebe Grüße, Julia

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  3. Vielen Dank für deine tolle Rezension, liebe Julia! Ich muss gestehen, ich habe bislang gedacht, das Buch wäre absolut nichts für mich, aber ich glaube, mit der Einschätzung lag ich ein wenig daneben. Das, was du über die Geschichte schreibst klingt nicht nur interessant, sondern auch ganz nach meinem Geschmack, weswegen das Buch nun auf direktem Wege auf meinem Wunschzettel landet. Vielen Dank dafür! :D


    Hab einen wunderschönen Sonntag
    Maike

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    1. Liebe Maike,
      Das freut mich aber, dass ich dich etwas für das Buch begeistern konnte. Ich kann es dir auf jeden Fall empfehlen. Schon allein die wunderschöne, bildhafte Sprache macht es sehr lesenswert. Nimmt man dann noch die starken und sehr individuellen Charaktere und das interessante Thema dazu, dann hat man wirklich mehr als genug Gründe, dieses Buch schnellstmöglich zu lesen.
      Ich bin gespannt, wie dir das Buch gefallen wird. Also lass es mich gerne wissen, wenn du das Buch gelesen hast.
      Liebe Grüße, Julia

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