Lesemonat

Lesemonat || Juni

Freitag, Juni 30, 2017

Hallo ihr Lieben,
Das neue Format des Monatsrückblicks ist bei euch ja gut angekommen. Das freut mich natürlich sehr. Es ist zwar etwas mehr Arbeit, aber ich freue mich, die Monatshighlights und andere spannende Infos für euch zusammenzutragen.
Also, was war so los im Juni?


Was macht der SuB? 

Diesen Monat habe ich immerhin  3 Bücher vom SuB gelesen. Allerdings sind dafür auch 2 neue Bücher bei mir eingezogen, das heißt insgesamt -1 für den SuB. Das ist zugegeben nur ein kleiner Schritt für den SuB Abbau, aber immerhin geht's in die richtige Richtung.
Und in den nächsten 6 Wochen wird dann ja richtig intensiv an der SuB Reduktion gearbeitet, denn ich habe mich entschlossen, bei der SuB den Sommer Challenge mitzumachen.


Neu im Regal


    Buchempfehlungen Lesemonat Lesestatistik Romane Thriller Leseprobe


    Gelesene Bücher

    Diesen Monat habe ich ganze 6 Bücher gelesen. Ingesamt komme ich damit auf 2.271 Seiten, also 76 Seiten pro Tag. Damit bin ich echt super zufrieden. So kann es gern weitergehen!
    Qualitätsmäßig war es eher ein durchwachsener Monat und ein absolut überwältigendes Highlight war leider nicht dabei, obwohl mir "Die Fotografin" schon sehr gut gefallen hat. Aber mit "Das Scherbenhaus" war leider ein echter Flop dabei und auch "Ein untadeliger Mann" hat mich ziemlich enttäuscht.


    1. Ein Untadeliger Mann - Jane Gardham (2 Sterne)

    Roman England Kolonie Anwalt Jura Schicksal Leselust Bücherblog --> Durch dieses Buch habe ich mich eigentlich eher durchgequält. Schlecht war die Geschichte nicht, aber so richtig packen konnte sie mich auch nicht. Die Charaktere sind ganz nett, die Geschichte ist ganz nett und konnte mir ab und an ein müdes Lächeln entlocken. Mehr aber auch nicht. 

    Klappentext:
    Alles an Edward Feathers ist ohne Fehl und Tadel – seine Garderobe, seine Manieren und sein Ruf als Anwalt mit glänzender Karriere in Hongkong. Nun ist er alt und muss mit dem Tod seiner Frau Betty zurechtkommen, so wie er immer mit allem zurechtgekommen ist. Seine perfekte Haltung täuscht alle und manchmal sogar ihn selbst. Doch mit Bettys Tod bricht etwas in ihm auf, und behutsam beginnt Feathers, vergangene Ereignisse ans Licht zu holen. An einem kalten englischen Wintermorgen setzt er sich ans Steuer seines Wagens und fährt los, das eigene Leben zu erkunden.



    2. Die Fotografin - William Boyd (4 Sterne) 

    Weltkrieg Fotografie Leselust Bücherblog Biografie Feminismus Berlin London Paris New York--> Zwar keine Biografie, aber ein Roman, basierend auf dem Leben von Amor Clay. Der Autor William Boyd versteht es hervorragend, Fakten und Fiktion zu verweben und erzählt sehr eindrücklich über das spannende und ereignisreiche Leben einer starken Frau. Das Leben der Fotografin bietet dafür auch ausreichend Stoff und so fliegen die knapp 600 Seiten nur so dahin. Zur Rezension "Die Fotografin"

    Klappentext:
    Ein Klick, die Blende schließt – der Startschuss zu einem neuen Leben. Mit sieben hält Amory Clay ihre erste Kamera in Händen, eine Kodak Brownie Nummer 2, und mit ihr sind alle Weichen gestellt. Amory Clay, Fotografin, Reisende, Kriegsberichterstatterin. Statt als Gesellschaftsfotografin in London zu reüssieren, lässt Amory alles Vertraute hinter sich und beginnt 1931 ein Leben voller Unwägbarkeiten in Berlin. Ein Berlin der Nachtclubs, des Jazz, der Extravaganz und Freizügigkeit – und der ersten Anzeichen von Bedrohung und Willkür.


    3. Als wir unbesiegbar waren - Alice Adams (3 Sterne)

    Rezension Liebe Freundschaft Erwachsenwerden London Leselust Bücherblog-->  Ein netter Roman, der mich aber erst gegen Ende wirklich fesseln konnte. Wir begleiten vier Freunde auf dem Weg durch ihr Leben, durch Höhen und Tiefen. Durch Herausforderungen in der Liebe und Familie. Aber eben auch durch ihren Alltag. Zur Rezension "Als wir unbesiegbar waren" 

    Klappentext:
    An der Universität sind Eva, Benedict, Sylvie und Lucien unzertrennlich. Als sie Ende der Neunzigerjahre ihr Studium beenden, glauben sie sich am Beginn eines aufregenden Lebens. Die Welt wird für sie nur das Beste bereithalten. Eva plant eine Karriere im Finanzbusiness. Sie will sich sowohl von ihrem Vater, einem bekennenden Sozialisten, als auch von ihrer unerwiderten Liebe zu Lucien befreien. Benedict verschreibt sich der Wissenschaft und hofft weiterhin, Eva für sich zu gewinnen – auch wenn er nicht so genau weiß wie. Die Geschwister Sylvie und Lucien dagegen
    streben vor allem eines an: ein freies Leben ohne Verpflichtungen und Verantwortung.
    Doch im Laufe der Jahre sehen die Freunde sich nur noch sporadisch, alle vier sind damit beschäftigt, ihre Träume und Pläne, die das Leben zu vereiteln scheint, zu retten. Zerbrochene Beziehungen und verhinderte Karrieren bringen sie schließlich wieder zusammen, jedoch ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatten.



    4. So, und jetzt kommst du - Arno Frank  (3 Sterne)

    Roadtrip Flucht Biografie Hochstapler wahre Geschichte --> Ein Roman, basierend auf eigenen Erlebnissen und Erinnerungen des Autors. Eine Flucht durch Europa, geschildert in lockerem Ton. Sehr authentisch, spannend und unterhaltsam.
    Wir begleiten ausgefallene und sympathische Charaktere auf ihrem Weg durch abwechslungsreiche Kulissen und vergessen dabei fast, dass es sich hier um einen autobiografisch angelehnten Roman handelt. Zur Rezension "So, und jetzt kommst du"

    Klappentext:
    Aufregend, wenn die Eltern auf der Flucht vor der Polizei ihre Kinder mitschleppen. Aber für die drei Geschwister verwandelt sich das Abenteuer bald in einen Albtraum. Ihre Odyssee führt sie quer durch Europa. Ein Roman wie ein Roadmovie.

    Eine ebenso tragische wie komische Familiengeschichte. Vater, Mutter und drei Kinder in der pfälzischen Provinz der Achtzigerjahre. Der Autoverkäufer Jürgen und seine Frau Jutta sind verschuldet, aber glücklich. Als auf einmal das »große Geld« da ist, wandert die Familie fluchtartig nach Südfrankreich aus. Dort leben vor allem die drei Geschwister wie im Paradies, doch die Eltern benehmen sich immer seltsamer – bis ein Zufall enthüllt, dass der Vater ein Hochstapler ist. Er hat das Geld unterschlagen und bereits aufgebraucht, als sich die Schlinge enger zieht. Im letzten Moment flieht die Familie vor dem Zugriff der Behörden und die Jagd durch Europa geht weiter. Es ist ein freier Fall auf Kosten der Kinder, bis es unweigerlich zum Aufprall kommt…



    5. Das Scherbenhaus - Susanne Kliem (1 Stern)

    Leselust Bücherblog Psychothriller Mord Überwachung --> Platte Charaktere treffen auf einen unglaubwürdigen, langweiligen und vorhersehbaren Plot. Alles wirkt unecht und konstruiert. Ein Wunder, dass ich bis zum Ende durchgehalten habe. Die Lesezeit kann man besser investieren. Zur Rezension "Das Scherbenhaus".

    Klappentext:
    Carla Brendel wird seit Monaten von einem Stalker verfolgt, der ihr Fotos mit bedrohlichen Motiven schickt: Menschliche Haut. Ein Messer. Wunden. Aus Angst vor dem Fremden flüchtet sie aus ihrer idyllischen Heimatstadt in Norddeutschland zu ihrer Halbschwester nach Berlin. In Ellens luxuriöser Wohnanlage "Safe Haven", die mit neuesten Sicherheitssystemen ausgestattet ist, fühlt sie sich beschützt. Doch kurz nach ihrer Ankunft verschwindet Ellen spurlos, ihre Leiche wird wenige Tage später aus der Spree geborgen. Ein tragischer Unfall? Oder wissen die anderen Hausbewohner mehr, als sie sagen? Carlas Zweifel wachsen. Sie bleibt und sucht nach der Wahrheit. Dabei merkt sie schnell, dass im "Safe Haven" ganz eigene Regeln und Gesetze herrschen. Und es tödlich enden kann, wenn man zu viele Fragen stellt...



    6. Fuchsteufelsstill - Niah Finnik (3 Sterne)

    Biografie Psychiatrie Autismus Schizophrenie Rezension Leselust Bücherblog --> Konnte leider meine (zugegeben) sehr hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Dennoch ein interessantes und sehr authentisches Buch über das Besiegen von Ängsten und der Frage: Was ist schon "normal"?
    Zur Rezension "Fuchsteufelsstill".

    Klappentext:
    Die siebenundzwanzigjährige Juli steht mitten im Leben – manchmal sogar ein bisschen zu sehr. Sie ist Autistin und jeder Tag bedeutet eine gewaltige Masse an Emotionen, die es zu meistern gilt. Als Juli nach einem missglückten Suizidversuch auf eine psychiatrische Station kommt, trifft sie dort auf die überschwänglich-herzliche Sophie und auf Philipp, der mal mehr und mal weniger er selbst, aber stets anziehend für Juli ist. Die drei nehmen Reißaus und verbringen ein gemeinsames Wochenende, nachdem nichts mehr so ist wie zuvor.



    Auf dem Blog

    Neues Blogdesign 
    Der aufmerksame Leser (und eigentlich auch der Unaufmerksame) wird es natürlich schon bemerkt haben: Der Blog kommt in einem nigelnagelneuen Gewand daher. Ich habe es mal wieder nicht mehr ausgehalten und musste etwas ändern. Erst war es der Header, jetzt war also das Design dran. Ich wollte es gern etwas Schlichter. Was sagt ihr zum neuen "Outfit"? Yay oder eher Nay? Denn im Endeffekt soll es euch ja gefallen und ihr hier gerne zum Lesen vorbeischauen.

    Neuerscheinungen
    Ich habe mal wieder in den Verlagsvorschauen gestöbert und für euch die vielversprechendsten Titel der Neuerscheinungen im Sommer 2017 zusammengetragen. Weil es aber mal wieder so viele tolle neue Bücher gibt, kommt am Sonntag noch ein zweiter Teil. Also haltet eure Wunschliste bereit.

    SuB Abbau 
    Das erscheint jetzt vielleicht etwas paradox, weil ich im Satz davor gerade über die vielen tollen Neuerscheinungen geschrieben habe, aber ich habe mich entschlossen, diesen Sommer mal den SuB Abbau etwas ernsthafter zu betreiben. Und weil ja gemeinsam alles leichter geht, mache ich bei der SuB den Sommer Challenge von Anna (Ink of Books) und Tabi (Ein Buch kommt selten allein) mit. Mal sehen, ob ich so meinen (erschreckend hohen) Stapel ungelesener Bücher etwas reduzieren kann.

    Rezensionen
    Diesen Monat habe ich auch wieder fleißig rezensiert und meine Meinung zu folgenden Bücher kundgetan:






    Ins Netz gegangen 

    In dieser Kategorie möchte ich euch gern interessante Artikel und Beiträge vorstellen, über die ich im Netz so gestolpert bin. Hier werde ich also ein paar Links sammeln, die ich selbst interessant fand und von denen ich denke, dass sie auch für euch spannend sein könnten. Und diesen Monat gab es wirklich viel zu entdecken.

    How to "Rezension schreiben"
    Die Rezensionen sind ja das Herzstück eines Bücherblogs. Anna von Ink of Books gibt auf ihrem Blog ein paar Tipps, wie man dabei am besten vorgeht und was man beachten sollte. Gerade für Neulinge in der Blogger- Welt vielleicht ganz interessant.

    Eine positive Meinung ist nicht gleich eine gekaufte Meinung
    Schon öfter ist mir im Netz die Aussage begegnet, dass ein Blog, auf dem Bücher überwiegend positiv bewertet werden, unglaubwürdig sei. Das man Blogger wegen positiver Bewertungen unter Generalverdacht stellt, sich von Verlagen zu Werbezwecken instrumentalisieren zu lassen, finde ich wirklich frech. Dem Beitrag von Sarah vom Blog Studierenichtdeinleben kann ich da nur vollkommen zustimmen. Man sollte Bloggern keinen Vorwurf daraus machen, dass sie ihren Buchgeschmack kennen und ein gutes Händchen für Bücher haben, die ihnen gefallen werden.

    Rezension zu "Unter Weißen" 

    Auf Elifs Blog "lost in written words" bin ich auf die Rezension zu "Unter Weißen" von Mohamed Amjahid gestoßen. Das Buch klingt sehr interessant und wird von der lieben Elif wunderbar vorgestellt. Man merkt, dass sie sich schon länger mit dem Thema Rassismus (und anderen -ismen) beschäftigt. Wer da interessiert ist, der sollte ruhig noch weiter auf ihrem Blog stöbern!

    Bücher mobil weiterlesen
    Kennt ihr das auch? Ihr lest gerade ein tolles Buch und wollt es immer dabei haben, um jede freie Minute lesen zu können? Aber das Buch ist ein echter Wälzer und ihr habt ständig Nackenschmerzen, weil eure Tasche gefühlt 1000kg wiegt?
    Dann könnte Papego die Lösung für euch sein. Mit der App kann man einfach bei seiner aktuellen Lektüre die Seite fotografieren, auf der man gerade ist, und dann auf dem Handy mobil weiterlesen. Wie cool ist das denn? Bis jetzt klappt das leider nur bei ausgewählten "papego- fähigen" Titeln, aber ich hoffe, dass sich die App durchsetzt und man das bald für alle Bücher benutzen kann.

    Digitale Bücherregale
    Stefan Mesch hat auf seinem Blog einen sehr interessanten Artikel über die Pros und Cons von Leseplattformen. Wie kann man Lovelybooks und Co nutzen, um seine Bücher zu verwalten und neue Bücher zu entdecken? 

    Plauderecke

    Habt ihr vielleicht auch eines der hier vorgestellten Bücher gelesen? Und war ein interessanter Link für euch dabei? Und was macht eigentlich euer SuB?
    Ich freue mich über eure Meinungen und Kommentare. :) 

    Besondere Beiträge

    SuB den Sommer

    Donnerstag, Juni 29, 2017

    (Design by: Freepik.com)

    Ein riesiger Stapel an ungelesenen Büchern türmt sich in der Zimmerecke und er wird und wird nicht kleiner, weil ständig neue tolle Bücher dazukommen? Ihr kennt das auch? Dann ist SuB den Sommer genau das richtige für euch. Gemeinsam wollen wir die lauen Sommernächte nutzen, um den SuB abzubauen und die Schätze zu lesen, die schon viel zu lange im Regal stehen.

    Der Sommer soll ganz im Zeichen des SuB Abbaus stehen!

    Wie ihr ja meinen Monatsrückblicken entnehmen könnt, versuche ich seit einiger Zeit (mehr oder weniger erfolgreich) meinen SuB (Stapel ungelesener Bücher) etwas zu reduzieren. Und weil schwierige Aufgaben ja gemeinsam immer leichter zu meistern sind, haben Anna von Ink of Books und Tabi von Ein Buch kommt selten allein eine SuB Abbau Challenge ins Leben gerufen. Gemeinsam sollen 15 abwechslungsreiche Aufgaben gelöst und dabei gleichzeitig tolle Bücher vom SuB befreit werden.

    Krankheit

    Fuchsteufelsstill - Niah Finnik [Rezension]

    Mittwoch, Juni 28, 2017

    Rezension Selbstmord Autismus psychische Störungen Psychiatrie Leselust Blog Kurzmeinung:

    Konnte leider meine (zugegeben) sehr hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Dennoch ein interessantes und sehr authentisches Buch über das Besiegen von Ängsten und der Frage: Was ist schon "normal"?

    Bewertung: 3 Sterne


    Klappentext:

    Die siebenundzwanzigjährige Juli steht mitten im Leben – manchmal sogar ein bisschen zu sehr. Sie ist Autistin und jeder Tag bedeutet eine gewaltige Masse an Emotionen, die es zu meistern gilt. Als Juli nach einem missglückten Suizidversuch auf eine psychiatrische Station kommt, trifft sie dort auf die überschwänglich-herzliche Sophie und auf Philipp, der mal mehr und mal weniger er selbst, aber stets anziehend für Juli ist. Die drei nehmen Reißaus und verbringen ein gemeinsames Wochenende, nachdem nichts mehr so ist wie zuvor.


    Meine Meinung:

    In diesem Buch werden viele wichtige Themen angesprochen. Es geht um Freundschaft und Liebe, um Ängste und um Tod. Aber vor allem geht es um die Frage, was eigentlich normal und was verrückt ist.
    Das geschieht allerdings, ohne die psychischen Leiden der drei Protagonisten zu sehr in den Fokus zu rücken. Ihre besonderen Stimmungen, Verhalten und Wahrnehmungen werden einfach als Teil von ihnen beschrieben, ohne sie zu bewerten. Und vor allen Dingen, ohne sie zu romantisieren. Das ist bei Büchern über psychische Störungen nämlich meiner Meinung nach oft die Gefahr. Jemand ist zum Beispiel Autist und wird als ganz besonders mit besonderen Fähigkeiten dargestellt. Es stimmt zwar, diesen Aspekte gibt es, aber die andere Seite, die Ausgrenzung und das Leid, wird dann oft vergessen. Nicht so in "Fuchsteufelsstill", wo eine sehr differenzierte Darstellung der Thematik erfolgt. Auch das Thema Suizid und seine Motive werden behandelt und auch sehr differenziert betrachtet. Das ist wirklich eine Gratwanderung, die Niah Finnik äußerst gut gelungen ist. Gerade der kühle, sachliche Blick mit dem die Protagonistin Juli die Dinge betrachtet ist sehr gut geeignet, solche schwierigen Themen darzustellen, ohne sie verklärt zu betrachten, aber auch nicht zu verurteilen.
    Auch der Aufenthalt in der Psychiatrie wird gut dargestellt. Die Ängste vor Stigmatisierung, die Anstrengungen, sich die ganze Zeit erklären und reflektieren zu müssen. Die Autorin, selbst Autisten, gibt sehr gute und authentische Einblicke und findet gute Metaphern für psychische Vorgänge.


    Was ist eigentlich normal?

    Und auch die Diskussionen, was als normal und was als "gestört" angesehen wird, ist sehr interessant. Wer legt die Definitionen fest? Sind diese Einteilungen naturgegeben oder doch nur Mensch gemacht? Diese eigentlich komplexen und schwierigen Gedanken werden aber immer mit einem Augenzwinkern dargestellt, sodass das Buch trotzdem keine schwere Lektüre ist.
    Herrlich fand ich zum Beispiel, als Juli sich wundert, warum Zwanghaftigkeit eine Störung ist, Intoleranz aber nicht. Kurzerhand schreibt sie einen imaginären DSM 5 Eintrag über Intoleranzitis. (S. 142) bei dem ich laut lachen musste.


    Es könnte so schön sein, aber...

    Das alles klingt ja nach einem großartigen Buch, oder? Und das könnte "Fuchsteufelsstill" auch sein. Warum gibt es dann "nur" drei Sterne, fragt ihr euch?
    Wegen des Schreibstils. Mit dem bin ich nämlich leider überhaupt nicht klar gekommen und der hat mich mit dem Buch kämpfen lassen und mir viel meiner Lesefreude genommen.
    Immer wieder schweift die Protagonistin Juli ab in Gedankenwelten, in die ich ihr einfach nicht folgen konnte oder wollte. Und dann wird das Lesen anstrengend.
    Autismus zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass das Gehirn die Umgebung ungefiltert wahrnimmt und die Betroffenen eine Informationsflut zu verarbeiten haben.
    Das macht die Gedankenausschweifungen, bei denen Juli von einem Aspekt zum nächsten, vom Hundertsten ins Tausendste kommt, zwar wahrscheinlich sehr authentisch, gleichzeitig hat es aber eben auch mein Lesevergnügen stark reduziert.
    Außerdem ist die nüchterne, analytische, manchmal fast schon emotionslose Schilderung zwar für viele der angesprochenen Themen sehr geeignet. Aber auf der anderen Seite sind mir dadurch die Charaktere auch nicht wirklich ans Herz gewachsen. Ich habe ihre Entwicklungen interessiert, aber doch eher distanziert verfolgt.


    Rezension Leselust Bücherblog Suizid Psychiatrie Freundschaft Selbstmord


    Fazit:

    In "Fuchsteufelsstill" gelingt Niah Finnik eine authentische und differenzierte Darstellung von psychischen Störungen und menschlichem Leid. Doch trotzdem ist die Botschaft eine positive, da in jeder Zeile Hoffnung, Kampfgeist und Lebensfreude mitschwingen. Und auch ernste Themen werden mit einem Augenzwinkern dargestellt und lassen den Leser nicht nur einmal schmunzeln.
    So richtig gern gelesen habe ich das Buch leider trotzdem nicht, weil ich sehr mit dem Schreibstil zu kämpfen hatte und mir das ziemlich die Lesefreude verdorben hat.


    Verlag: Ullstein (Fünf)
    Seiten: 304
    Preis: 14,99€ (Taschenbuch), 12,99€ (eBook)

    Meinen herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

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    Veronika beschließt zu sterben - Paulo Coelho
    Ich fühle was, was du nicht fühlst - Amelie Fried 
    Auf Null - Catharina Junk 
    Mein bester letzter Sommer - Anne Freitag

    Plauderecke:

    Habt ihr das Buch schon gelesen? Gehört ihr auch zu den begeisterten Fans des Buches, oder ging es euch eher wie mir?

    Neuerscheinungen

    Neuerscheinungen Sommer 2017 -Teil 1

    Montag, Juni 26, 2017

    Ich habe mal wieder in den Verlagsvorschauen gestöbert. Wie immer gibt es so viele tolle neue Bücher, dass man sich kaum entscheiden kann. Bei den "Recherchen" für diesen Post hat meine Wunschliste auch gleich wieder ordentlich Zuwachs bekommen.
    Eine Auswahl an vielversprechenden Titel habe ich euch hier mal zusammengestellt.

    Roman Thriller Buchtipp Buchempfehlung Leselust Buchblog


    Und weil es viel zu viele tolle neue Bücher gibt, habe ich gleich noch einen zweiten Teil mit Sommer- Neuerscheinungen für euch vorbereitet.
    Hoffentlich sind ein paar Inspirationen für euch dabei und ihr könnt euch mit gutem Lesestoff für den Sommer eindecken.

    Freundschaft

    Als wir unbesiegbar waren - Alice Adams [Rezension]

    Montag, Juni 19, 2017

    Alice Adams Roman Leselust Blog Liebe Liebesroman Studenten Kurzmeinung:

    Ein netter Roman, der mich aber erst gegen Ende wirklich fesseln konnte. Wir begleiten vier Freunde auf dem Weg durch ihr Leben, durch Höhen und Tiefen. Durch Herausforderungen in der Liebe und Familie. Aber eben auch durch ihren Alltag.


    Bewertung: 3 Sterne




    Klappentext:

    An der Universität sind Eva, Benedict, Sylvie und Lucien unzertrennlich. Als sie Ende der Neunzigerjahre ihr Studium beenden, glauben sie sich am Beginn eines aufregenden Lebens. Die Welt wird für sie nur das Beste bereithalten. Eva plant eine Karriere im Finanzbusiness. Sie will sich sowohl von ihrem Vater, einem bekennenden Sozialisten, als auch von ihrer unerwiderten Liebe zu Lucien befreien. Benedict verschreibt sich der Wissenschaft und hofft weiterhin, Eva für sich zu gewinnen – auch wenn er nicht so genau weiß wie. Die Geschwister Sylvie und Lucien dagegen
    streben vor allem eines an: ein freies Leben ohne Verpflichtungen und Verantwortung.
    Doch im Laufe der Jahre sehen die Freunde sich nur noch sporadisch, alle vier sind damit beschäftigt, ihre Träume und Pläne, die das Leben zu vereiteln scheint, zu retten. Zerbrochene Beziehungen und verhinderte Karrieren bringen sie schließlich wieder zusammen, jedoch ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatten.


    Meine Meinung:

    In dem Buch geht es um vier Freunde, die gerade ihr Studium und damit ihre gemeinsame unbeschwerte Zeit beendet haben. Über zwei Jahrzehnte begleiten wir zwei Männer und zwei Frauen nun auf ihrem Weg durchs Leben. Durch Höhen und Tiefen, aber größtenteils auch durch ihren Alltag. Die Geschichte ist dabei in Abschnitte unterteilt, die uns abwechselnd in das Leben je einer der Vier eintauchen lassen. Das Lesen gestaltet sich durch die großen Zeitsprünge zwischen den Abschnitten manchmal etwas schwierig und mehrmals musste ich beim Lesen zurückblättern, um nicht durcheinander zukommen.

    Das Buch liest sich sonst recht nett. Der Schreibstil ist nicht außergewöhnlich und lässt sich fließend lesen. Die einzelnen Protagonisten werden uns nach und nach näher gebracht und so entstehen immer komplexere Charakter. Manche waren mir beim Lesen sympathisch, andere überhaupt nicht. Aber auf jeden Fall konnte ich mir von allen vier ein Bild machen und sie haben mich als Figuren erreicht.

    Die Handlungen variieren sehr zwischen Banalität und Alltagsleben, aber dann auch immer wieder Wendepunkten und dramatischen Höhen und Tiefen.

    Auf der einen Seite musste ich etwas über Hedgefonds und die Arbeit als Banker lernen, ob ich nun wollte oder nicht. Auf der anderen Seiten taucht man aber auch ein in komplexe Gegenüberstellungen von Lebensstilen und Ideologien. Es werden verschiedene Lebensansicht auf abstrakterer Ebene gegenübergestellt, wenn die Bankerin Eva ihrem sozialistischen Vater gegenüber den Kapitalismus verteidigt. Leider gehen diese Ausführungen auch nicht sehr in die Tiefe, da hätte man mehr draus machen können.


    Liebesgeschichte Leselust Blog Rezension Leseprobe Liebe Vorablesen


    Fazit:

    Ich habe das Leben dieser sehr unterschiedlichen Freunde gern mitverfolgt. Die Charaktere sind gelungen dargestellt und ihre Entwicklung glaubwürdig. Wirklich gepackt hat mich das Buch aber erst gegen Ende.


    Meinen herzlichen Dank an Vorablesen und den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar.

    Verlag: Dumont
    Seiten: 336
    Preis: 20,00€ (Hardcover),  14,99€ (eBook)


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    Vom Ende der Einsamkeit - Benedict Wells [Rezension]
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    Plauderecke:

    Habt ihr das Buch schon gelesen? Was haltet ihr generell von Entwicklungsromanen? Habt ihr in dem Bereich vielleicht noch einen Buchtipp für mich?

    Biografie

    Die Fotografin - William Boyd [Rezension]

    Freitag, Juni 09, 2017

    Biografie Roman Amory Clay zweiter Weltkrieg Vietnam Krieg EmanzipationKurzmeinung:

    Ein großartiges Buch über eine starke Frau. William Boyd versteht es, Fakten und Fiktion zu verweben und erzählt einfühlsam vom spannenden und ereignisreichen Leben der Amory Clay.

    Bewertung: 4 Sterne


    Klappentext:

    Ein Klick, die Blende schließt – der Startschuss zu einem neuen Leben. Mit sieben hält Amory Clay ihre erste Kamera in Händen, eine Kodak Brownie Nummer 2, und mit ihr sind alle Weichen gestellt. Amory Clay, Fotografin, Reisende, Kriegsberichterstatterin. Statt als Gesellschaftsfotografin in London zu reüssieren, lässt Amory alles Vertraute hinter sich und beginnt 1931 ein Leben voller Unwägbarkeiten in Berlin. Ein Berlin der Nachtclubs, des Jazz, der Extravaganz und Freizügigkeit – und der ersten Anzeichen von Bedrohung und Willkür.


    Meine Meinung:

    Ich habe dieses Buch so gerne gelesen. Die knapp 600 Seiten habe ich innerhalb weniger Tage verschlungen. William Boyd schreibt über das Leben einer starken, selbstbewussten und abenteuerlustigen Frau. Und über ihr Leben gibt es wirklich viel zu berichten. Angefangen als Gesellschaftsfotografin in London, reist sie dann nach Deutschland und besucht Berliner Nachtclubs auf der Suche nach einem Skandal. Ihr Weg führt sie weiter nach New York, Paris, Saigon und schließlich in ein einsames Häuschen an der Küste Schottlands.

    All diese aufregenden Episoden aus Amor Clays leben sind so nah und eindrücklich geschildert, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Ich habe Amory gern auf ihren Reisen begleitet, habe mit ihr gelitten, mich mit ihr verliebt, gefreut und war immer gespannt, was das Leben als nächstes für sie bereithält.

    William Boyd zeichnet das Porträt einer starken Frau, die mutig ist, für sich einsteht und für ihren Traum kämpft. Zur Zeit des zweiten Weltkrieges war der Beruf des Fotografen, besonders des Kriegsfotografen, immer noch Männerdomäne und Amory Clay muss auf ihrem Weg zu Anerkennung viele Rückschläge einstecken. Doch sie gibt nicht auf. Doch Boyd zeigt auch die verletzliche, unsichere Seite dieser Frau und schafft so ein komplexes und glaubhaftes Bild.

    Bereichert wird dieser Roman außerdem durch zahlreiche Bilder, die Amory Clay in ihren jeweiligen Lebensabschnitten aufgenommen hat. Viele Bilder von Soldaten und Kriegen, aber auch Schnappschüsse von Familienmitgliedern und Liebhabern geben dem Leser einen zusätzlichen Einblick und lassen ihn noch tiefer in die Geschichte eintauchen.


    Rezension Buchtipp Biografie Leselust Blog Krieg Emanzipation

    Fazit:

    Ein biographischer Roman, spannend, berührend, und sehr unterhaltsam. Diese Lektüre kann ich nur jedem empfehlen.


    Verlag: Berlin Verlag
    Seiten: 560
    Preis: 24,00€ (Hardcover), 19,99€ (eBook), 12,00€ (Taschenbuch)

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    Stalins Kühe - Sofi Oksanen [Rezension]
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    Plauderecke

    Lest ihr auch gerne Biographien oder Bücher, über das Leben interessanter Persönlichkeiten? Wenn ja, habt ihr vielleicht Empfehlungen für mich, welches Buch ich nicht verpassen sollte?

    Familie

    Ich fühle was, was du nicht fühlst - Amelie Fried [Rezension]

    Montag, Juni 05, 2017

    Leselust Buchtipp Missbrauch Nazi Musik Synästhesie Klavier Erziehung Familie Liebe Kurzmeinung:

    Bei diesem Buch bin ich zwiegespalten. Einerseits gibt es sehr interessante und komplexe Charaktere und es werden viele spannende Themen behandelt. Das alles verpackt in einem wunderschönen Schreibstil.
    Allerdings wird das zentrale Thema viel zu schnell abgehandelt und zu unreflektiert dargestellt.

    Bewertung: 3 Sterne

    Verlag: Heyne  ||  Seiten: 400
    Preis: 16,99€ (Taschenbuch)

    Klappentext:

    Die 13-jährige India lebt mit ihren Hippie-Eltern und ihrem Bruder Che in der bürgerlichen Umgebung einer süddeutschen Kleinstadt. Intelligent und mit spöttischem Scharfblick betrachtet sie die Welt der Erwachsenen und durchschaut deren Lebenslügen. Ihr Nachbar, ein Musiklehrer, überredet sie zu Klavierstunden und entdeckt ihre große musikalische Begabung. Während ihre Eltern mit einer Ehekrise beschäftigt sind und Che in die Kriminalität abzudriften droht, entsteht zwischen India und ihrem Lehrer eine einzigartige Verbindung, getragen von der Liebe zur Musik. Doch in einem einzigen Moment zerstört er ihr Vertrauen, und India steht vor einer furchtbaren Entscheidung: Ihr Geheimnis öffentlich zu machen – oder für immer zu schweigen.

    Zum Buch:

    Die Geschichte wird aus Sicht der 13-jährigen India erzählt. Als Leser merkt man schnell, das India anders ist, als andere Kinder in ihrem Alter. Mit ihren Klassenkameraden kann sie nicht so viel anfangen und zur Beruhigung zählt sie Primzahlen. Ihr Blick auf die Welt ist herrlich klar und schonungslos ehrlich. Sie sieht Sachen, die andere übersehen würden. Auf der einen Seite besitzt sie eine große Empathie und emotionale Intelligenz. Auf der anderen Seite ist sie aber sozial so ungeschickt.
    "Ich nahm mein Ausgeschlossenen hin wie eine unheilbare Krankheit und versuchte nichts, um mich bei den anderen beliebter zu machen." (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 69)
    Dabei sehnt sie sich eigentlich danach, einfach dazuzugehören.

    Zur Familie gehören außerdem der Künstler Vater, der eigentlich hauptsächlich für seine Kunst lebt und kein echtes Interesse an den anderen zeigt und seine Rolle als Vater nur spielt.
    "Er war recht gut, als Vaterdarsteller, und andere ließen sich von ihm täuschen. Aber mir konnte er nichts vormachen, ich spürte sein Inneres Unbeteiligten, die Unsicherheit, das fehlende Interesse."  (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 10)

    Die Mutter ist eine "Suchende" und verbringt ihre Zeit mit Meditation und der Frage nach dem Sinne es Lebens. Sie ist auch viel zu sehr mit sich beschäftigt, um auf die Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen.
    "Weil die Momente, in denen sie sich mit mir beschäftigte so selten und deshalb kostbar waren, ließ ich alles mit mir geschehen." (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 35)
    Indias 16-jühriger Bruder Che leidet unter diesen Umständen am meisten. Ihm fehlen Grenzen und Regeln. Er weiß nicht so richtig, wer er ist und wo er hingehört. Er sucht verzweifelt nach Orientierung und versucht, seinen Platz zu finden. Dabei gerät er auf die schiefe Bahn und rutscht vom einen ins andere Extrem.
    "Ich spürte schon damals, dass Che um ihre Liebe bettelte die, er -hätte er sie bekommen- wahrscheinlich gar nicht hätte annehmen können."  (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 39)
    Alles in allem also ein eher unkonventionelles Elternhaus, wenn man es nett ausdrücken möchte. Nicht so nett, sprechen manche Nachbarn auch von emotionaler Verwahrlosung.
    Neben der Hippie- Familie, wird auch noch die typisch bürgerliche Familie von nebenan portraitiert. Doch die oberflächliche Idylle trügt und auch hier schlummern hinter der heilen Fassade einige Probleme und Konflikte.


    Meine Meinung:

    In diesem Buch steckt so viel drin und größtenteils hat es mir wirklich unglaublich gut gefallen.
    Die Sprache ist wunderschön und es gibt so viele tolle Zitate in dem Buch, dass ich beim Lesen kaum vorangekommen bin, weil ich mir gefühlt jeden zweiten Satz rausschreiben musste.
    "Deshalb haben wir euch immer große Freiheit gelassen. Aber Freiheit beinhaltet nicht die Freiheit, andere zu verletzen." (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 145)

    Die Themenvielfalt in dem Buch ist bemerkenswert. Es geht um Familie, Erziehung, Freundschaft und erste Liebe. Aber auch um Kunst, Musik, um Religion und Glauben. Um Emanzipation. Um Synästesie. Aber auch die Aufarbeitung bzw der Umgang mit der Nazi- Vergangenheit wird thematisiert.


    Rezension Missbrauch Synästesie Leselust Blog Leseprobe Musik Klavier Nationalsozialismus


    "Die Welt war so viel komplizierter, als sie erschien. Wie konnte man auf den Gedanken kommen, sie in handliche Kästchen zu füllen und Etikette mit der Aufschrift richtig und falsch daraufzulegen?"  (Aus Ich fühle was, was du nicht fühlst von A. Fried, S. 88)

    Zwischendurch hat die Geschichte aber leider auch einige Längen. Es gibt ausführliche Schilderungen von Dingen, die für den Verlauf der Handlung nicht unbedingt nötig gewesen wären. Dennoch habe ich auch diese Stellen meist gern gelesen, weil sie eben trotzdem schön geschrieben waren.

    -- Achtung, die folgenden Abschnitte könnte kleine Spoiler enthalten-- 
    Der "Spoiler" ist aber ein wichtiger Punkt, der mir an dem Buch nicht gefallen hat, deswegen war es für mich wichtig, das hier aufzugreifen und zu besprechen. 

    Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Klappentext schon viel zu viel von der Handlung verrät. Der Klappentext lässt vermuten, dass der Missbrauch das Hauptthema des Buches sein wird. So ist es aber nicht. Der Missbrauch geschieht erst im letzten Viertel des Buches. Und so kommt es, das man als Leser quasi die ganze Zeit darauf wartet und immer eine dunkle Vorahnung hat. Ich hatte Thema die ganze Zeit im Hinterkopf und habe das Buch nach Hinweisen abgesucht, wann dieser Teil der Handlung wohl geschehen wird.

    Wenig Raum für das Hauptthema
    Negativ aufgefallen ist mir außerdem, dass der Missbrauch so kurz abgehandelt wurde.
    Die buddhistischen Rituale der Mutter werden über mehrere Seiten ausführlich beschrieben, aber der Missbrauch wird in einem Absatz abgehandelt? Bitte was? Ein weiteren Absatz lang hadert India mit sich, in einem weiteren Absatz vertraut sie sich ihren Eltern an. Und das war es dann auch fast schon. Ein so sensibles Thema hätte findet ich eine ausführlichere und komplexere Darstellung verdient. Obwohl die Vorbereitung des Übergriffes schon sehr gelungen war. Man kann den typischen Verlauf erkennen: Das Auserwähltsein, dann einen Pakt schließen, ein Geheimnis haben. Das wird gut dargestellt. Eine ähnlich ausführliche Entwicklung hätte ich mir für den Verlauf nach dem Übergriff gewünscht.
    Ich verstehe allerdings nicht, warum man diese Handlung schon im Klappentext andeuten muss, wenn es erstens nicht so relevant für die Handlung ist und zweitens erst so spät im Buch passiert.

    Eine fragwürdige Message
    Aber am meisten gestört hat mich die Message des Buches. India wird missbraucht, vertraut sich schließlich ihren Eltern an, und die glauben ihr nicht. Niemand glaubt ihr. Schon allein das ist ungeheuerlich. Dann missbraucht der Lehrer auch noch zwei weitere Mädchen, und auch denen wird nicht geglaubt. Sie werden von der Schule geschmissen, während der Lehrer sich bejubeln lässt. Was ist das denn für eine Aussage?
    Ich als erwachsene Leserin kann das reflektieren und weiß, dass es in solchen Fällen leider manchmal wirklich so läuft.
    Aber was ist, wenn das Buch junge Mädchen lesen, die eine ähnliche Situation erlebt haben? Sollen die sich dann denken, dass es eh nichts bringt, sich jemandem anzuvertrauen, weil ihnen eh niemand glauben wird und es nur negative Konsequenzen für sie haben wird? Also lieber runterschlucken und so tun, als wäre nichts passiert? Das ist nämlich der Eindruck, der in dem Buch vermittelt wird. Und das finde ich wirklich problematisch.
    Deswegen kann ich dieses Buch leider nicht uneingeschränkt weiterempfehlen.


    Fazit:

    Eigentlich ein großartiges Buch, das durch seine schöne Sprache, seine Themenvielfalt und die komplexen Charaktere besticht.
    Leider kann ich das Buch dennoch nicht uneingeschränkt weiterempfehlen, da mit dem Thema Missbrauch in meinen Augen nicht sorgfältig genug umgegangen wurde.

    Meinen herzlichen Dank an den Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.

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    Plauderecke: 

    Habt ihr das Buch schon gelesen? Und hat es euch gefallen? Bin ich zu sensibel, was die Umsetzung des Themas Missbrauch angeht, oder seht ihr das auch so? Eure Meinung würde mich wirklich interessieren.


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