Herz auf Eis – Isabelle Autissier [Rezension]

Donnerstag, Dezember 19, 2019

Roman Abenteuer Katastrophe Tod Gefahr Liebe BeziehungKurzmeinung:

"Herz auf Eis" von Isabelle Autissier besticht durch seine psychologisch genauen Analysen und die großartige, eiskalte Atmosphäre.

Klappentext:

Sie sind jung und verliebt und haben alles, was sie brauchen. Aber ihr Pariser Leben langweilt sie, also nehmen Louise und Ludovic ein Sabbatjahr und umsegeln die Welt. Bei einem Ausflug auf eine unbewohnte Insel vor Kap Hoorn reißt ein Sturm ihre Jacht und damit jegliche Verbindung zur Außenwelt mit sich fort. Was als kleiner Ausbruch aus dem Alltagsleben moderner Großstädter gedacht war, mündet urplötzlich in einen existenziellen Kampf gegen Hunger und Kälte. Nicht weniger aufreibend ist das psychologische Drama, das sich zwischen den Partnern entspinnt. Wer trägt die Schuld an der Misere? Wer behält die Nerven und trifft die richtigen Entscheidungen? Und was wird aus der Liebe, wenn es ums nackte Überleben geht? »Herz auf Eis« wagt sich an die Frage, was mit uns und unseren Beziehungen geschieht, wenn wir unsere Komfortzone verlassen.


Meine Meinung:

Das Buch wollte ich schon seit seinem Erscheinen 2017 lesen, weil so viele Blogger*innen davon geschwärmt haben. Nun bin ich endlich dazu gekommen und kann mich den Lobeshymnen meiner Kolleg*innen nur anschließen.

Ein Buch über zwei Menschen in einer absoluten Ausnahmesituation. Welche Werte zählen, wenn es um das eigene Überleben geht? Was macht so eine "Leben oder Tod" Situation mit einem Menschen? Wie verhalten sich diese Menschen, die so lange vollkommen auf sich gestellt sind und abgeschnitten von jeglicher Kultur, Zivilisation, sozialen Normen und Regeln. Mit keinerlei Gesellschaft außer einander?

Mit feinen Beobachtungen seziert Autissier die Beziehung und die Psyche des auf einer einsamen Insel gestrandeten Paares und beleuchtet schonungslos die Abgründe ihrer Protagonist*innen.
Die Atmosphäre auf dieser eiskalten, lebensfeindlichen Insel wird dabei unheimlich gut übertragen. Die Gedanken in einer so ausweglosen Situation werden sehr gut dargestellt. Zunächst das Leugnen, dann Angst, Panik, Verzweiflung, Schuldzuweisungen und schließlich Resignation oder Akzeptanz der Lage. Die Aktivierung des Überlebenswillens und das Zurückschrauben aller sozialen Normen oder moralischen Bedenken bringt die Autorin auf den Punkt, ohne ihre Protagonist*innen dabei zu verurteilen. Ich fand es unglaublich spannend, die Entwicklung der beiden unfreiwilligen Inselbewohner*innen zu verfolgen. Wie sich die Dynamik in ihrer Beziehung verändert. Wie sie mit dem Fehlen der normalen gesellschaftlichen Regeln umgehen. Welche Ressourcen sie aktivieren, um ihr Überleben zu sichern. Das alles, das Streiten, das Jagen der Tiere auf der Insel, um etwas zu essen zu haben, das Aufstellen eigener Regeln, um etwas zu haben, was ihnen Struktur gibt –das alles wirkt sehr authentisch und hat mich absolut gefesselt.


Roman Abenteuer Katastrophe Tod Gefahr Liebe Beziehung


Fazit:

"Herz auf Eis" von Isabelle Autissier erzählt in atmosphärisch dichten Bildern mit psychologisch feinen Beobachtungen vom Schicksal zweier auf einer Insel gestrandeten Menschen, die um ihr Überleben kämpfen müssen.
Zur Lektüre empfehle ich dringend einen warmen Tee und eine kuschelige Decke, denn diese kalte Geschichte mit Setting auf der lebensfeindlichen Insel hat mir mehr als einen Schauer über den Rücken gejagt.


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Everland - Rebecca Hunt
--> Auch hier ist der Schauplatz eine einsame, eiskalte Insel. Dort finden hundert Jahre nacheinander zwei Antarktisexpeditionen statt und auch hier müssen die Protagonist*innen gegen Hunger und Kälte kämpfen. Auch diese Autorin betrachtet die Psyche ihrer Charaktere sehr genau und stellt auch die dunklen Seiten der Menschen dar. 

Die Terranauten – T.C. Boyle
--> Auch hier sind eine Gruppe von Menschen von der Außenwelt abgeschnitten in einer Ausnahmesituation. Und auch in dieser Geschichte fand ich vor allem die Beziehungsdynamiken und die Entwicklung der Charaktere sehr spannend.


Plauderecke: 

Habt ihr schon von dem Buch gehört oder es sogar schon gelesen? Wie hat es euch gefallen? Bei welcher Geschichte wurde euch zuletzt so richtig kalt? Und lest ihr gern Bücher passend zur Jahreszeit?

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