Alte weiße Männer – Sophie Passmann [Rezension]

Donnerstag, Juni 27, 2019

Bestseller Feminismus Krawatte Interviews Sachbuch Kurzmeinung:

Durch das Buch "Alte weiße Männer" von Sophie Passmann habe ich inhaltlich wenig neues zum Thema Feminismus gelernt. Die Lektüre war dennoch keine Enttäuschung, denn Passmanns Schreibstil hat mir gut gefallen und ihre Analysen sind klug und interessant. Und außerdem schafft sie es, über dieses wichtige und komplexe Thema trotzdem mit viel Humor zu schreiben, ohne es jedoch ins Lächerliche zu ziehen. Eine schmale Gratwanderung, die Passmann sehr gut gelungen ist. Allerdings muss gesagt werden, dass die Autorin sich hier ausschließlich den Problemen weißer cis-Frauen annimmt. Von Intersektionalität fehlt hier jede Spur, was ich sehr schade finde.

Klappentext:

Sophie Passmann ist Feministin und so gar nicht einverstanden mit der Plattitüde, der alte weiße Mann sei an allem schuld. Sie will wissen, was hinter diesem Klischeebild steckt und fragt nach: Ab wann ist man ein alter weißer Mann? Und kann man vielleicht verhindern, einer zu werden? Sophie Passmann gehört zu einer neuen Generation junger Feministinnen; das sind Frauen, die stolz, laut und selbstbestimmt sind. Sie wollen Vorstandschefinnen werden oder Hausfrauen, Kinder kriegen oder Karriere machen oder beides. Und sie haben ein Feindbild, den alten weißen Mann. Dabei wurde nie genau geklärt, was der alte weiße Mann genau ist. Eines ist klar: Er hat Macht und er will diese Macht auf keinen Fall verlieren. Doch Sophie Passmann will Gewissheit statt billiger Punch-lines, deswegen trifft sie mächtige Männer, um mit ihnen darüber zu sprechen: »Sind Sie ein alter weißer Mann und wenn ja – warum?« Die Texte, die daraus entstanden sind, gehören zu den klügsten und gleichzeitig lustigsten, die man hierzulande finden kann.
Sophie Passmann war im Gespräch mit:
Christoph Amend, Micky Beisenherz, Kai Diekmann, Robert Habeck, Carl Jakob Haupt, Kevin Kühnert, Rainer Langhans, Sascha Lobo, Papa Passmann, Ulf Poschardt, Tim Raue, Marcel Reif, Peter Tauber, Jörg Thadeusz, Claus von Wagner



Meine Meinung:

Auf das Buch war ich schon sehr neugierig. Ich folge Sophie Passmann schon länger auf Twitter und Instagram und bin ein Fan davon, wie sie komplexe gesellschaftliche oder politische Sachverhalte analysiert und mit Hilfe weniger Haushaltsutensilien erklären kann. Sie ist eine sehr coole Frau und da war ich natürlich gespannt, was sie zum Thema Feminismus zu sagen hat.
Allerdings nimmt sich die Autorin sich hier ausschließlich den Problemen weißer cis-Frauen an. Von Intersektionalität fehlt hier jede Spur, was ich sehr schade finde. Dadurch lässt sie Erfahrungen von einem Großteil von Frauen einfach außen vor und vernachlässigt einen wichtigen Bereich des Feminismus.

Insgesamt hat mir das Buch aber gut gefallen. "Alte weiße Männer" ist ein Sachbuch, das sich sehr gut lesen lässt. Passmann schreibt in einer klugen, aber leicht verständlichen Sprache. Und auch Humor lässt das Buch nicht missen. Für mich haben allerdings die wirklich neuen Erkenntnisse gefehlt. Passmanns Buch geht inhaltlich wenig über die bekannten Meinungen und Standpunkte zum Feminismus hinaus. Mir fehlten neue Ideen und Aspekte.
Passmann interviewt für das Buch (alte weiße) Männer, ohne sie jedoch vorzuführen. Das war an manchen Stellen bestimmt sehr verlockend. Umso beeindruckender, dass die der Versuchung widerstanden hat und lieber mit klugen Argumenten und Analysen gekontert hat.
Das Buch bietet sehr viel Platz für die Meinungen der Männern (und Männer kommen ja generell viel zu selten zu Wort :P). Da hätte ich mir von der selbstbewussten Feministin irgendwie mehr eigene Standpunkte und Darlegung ihrer Meinung gewünscht. Ihre Gedanken und Analysen zu den Intetviews sind aber richtig gut. Davon hätte ich gern mehr gelesen. Am besten ein ganzes Buch. Aber vielleicht kommt das ja noch.



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Fazit:

"Alte weiße Männer" von Sophie Passmann ist ein gut geschriebenes Sachbuch zum Thema Feminismus, das allerdings auch seine Schwächen hat. Inhaltlich bietet es wenig neue Gedanken zum Thema, es lässt sehr viel Platz für die Gedanken von Männern und schließt den intersektionalen Feminismus komplett aus. Trotzdem war die Lektüre keine Enttäuschung, denn das Buch lässt sich trotz der komplexen Thematik gut lesen und ist dabei auch witzig. Passmanns Schreibstil hat mir gut gefallen. Die Analysen der dargestellten Männer-Gedanken sind klug und interessant. Und außerdem schafft Passmann es, über dieses wichtige und komplexe Thema trotzdem mit viel Humor zu schreiben, ohne es jedoch ins Lächerliche zu ziehen.  Ich empfehle das Buch allen, die eine Lektüre zum Einstieg in das Thema Feminismus suchen. Und allen Passmann-Fans sowieso. Und allen Männern! Damit sie im Idealfall keine alten weißen Männer werden. 

Biblio
Autorin: Sophie Passmann
Verlag: KiWi
Seiten: 283

Das Buch wurde mir vom KiWi Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Rezension basiert ausschließlich auf meinen persönlichen Leseeindrücken und wird durch die Bereitstellung des Buches nicht beeinflusst.


Romane Rund ums Thema Feminismus: 

Das weibliche Prinzip – Meg Wolitzer (Rezension)

Die Gabe – Naomi Alderman (Rezension)

Vox – Christina Dalcher (Rezension)



Plauderecke: 

Habt ihr das Buch schon gelesen? Wie hat es euch gefallen?
Lest ihr auch mal gern ein Sachbuch, oder bleibt ihr lieber bei Fiktion? 

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2 Kommentare

  1. Liebe Julia,
    guter Blog, schlechtes Buch. Nichts Neues darin, wie Du sagst, und auch ziemlich nervig, immer auf die "weissen Männer" zu schimpfen, wo doch "Männer" allgemein gereicht hätte. Die Benennung der Hautfarbe hat auch immer etwas rassistisches, finde ich. Na, zum Glück kann sie Schreiben. Das hilft immer. Grüße!
    Thorsten J. Pattberg, Autor der Lehre vom Unterschied

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    Antworten
    1. Lieber Thorsten,
      Danke für das Kompliment. Das freut mich sehr.
      So wie ich es verstanden habe, betont die Autorin "weiß", weil es noch eine besondere Machtposition unterstreicht. Gegen PoC gibt es Rassismus, gegen Frauen Sexismus. Weiße Männer haben in unserer Gesellschaft die meisten Privilegien und damit die besten Grundvoraussetzungen. Um diese Position zu betonen schreibt sie eben explizit von "weißen" Männern. Ich hoffe, dass konnte etwas Klarheit bringen.
      Liebe Grüße, Julia

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