Die beste Depression der Welt – Helene Bockhorst [Rezension]
Freitag, Juni 19, 2020Kurzmeinung:
Die beste Depression der Welt von Helene Bockhorst ist kein Highlight, aber auch kein Flop. Es ist einfach ganz ok. Und hat mich irgendwie einfach nicht so richtig abgeholt oder berührt. Für das Thema eigentlich komisch. Der ein oder andere schöne Satz war aber auf jeden Fall dabei.CN: Depressionen
Klappentext:
"Heutzutage reicht es nicht mehr, irgendeine Depression zu haben. Man hat immer dieses nagende Gefühl, andere Leute könnten bessere Depressionen haben. Mit meinem Buch kann jetzt endlich jeder Die beste Depression der Welt haben." Helene BockhorstVera war für fünf Minuten berühmt. Nachdem sie versucht hatte, sich umzubringen, ging ihr Blog viral. Nun soll sie einen Ratgeber zum Umgang mit Depressionen schreiben. Ihre Freundin Pony hat Zweifel, dass sie das schaffen wird. Sie selbst auch. Denn wie soll das gehen, wenn man ja nun eigentlich depressiv ist? Müde, antriebslos, nicht gerade an Erfolg interessiert? Wenn man geheiratet hat, unglücklich ist, aber nicht geschieden? Wenn man seine Oma vermisst, aber nicht weiß, ob sie noch lebt? Und hilft da meditieren? Oder gesünderes Essen? Vera probiert es aus – und scheitert, scheitert, scheitert. Um sich wirklich besser zu fühlen, muss sie sich ihren eigenen Problemen stellen. Ihrer Familiengeschichte. Den Lügen. Den Männern. Und das ist hart, lustig, fies und schön - und macht süchtig.
Meine Meinung:
Zunächst fängt das Buch sehr gut an. Man kommt leicht in die Geschicht rein. Das Buch ist unterhaltsam, witzig und lässt sich gut lesen. Ich habe mir zwischendurch immer wieder viele schöne Zitate angestrichen.Doch dann wird die Geschichte etwas zäh. Und leider auch ziemlich klischeehaft, angefangen von der schlimmen Kindheit bis zur besten Freundin als side kick.
Die Protagonistin macht sich erst darüber lustig, dass in Geschichten über Depressive immer ein plausibler Grund, eine Ursachen für die Depression erwartet wird und was für ein Quatsch das eigentlich ist, weil das mit den Depressionen eben nicht ganz so einfach ist. Nur um dann der Protagonistin auch eine Ursache anzudichten.
Insgesamt hat mir auch die emotionale Tiefe gefehlt, die ich bei der Bearbeitung des Themas Depressionen erwartet hätte. Ich bin ein großer Fan von Tragikomik. Doch hier fand ich teilweise den Ton nicht ganz getrroffen und die Sprüche teilweise zu flapsig und dem Thema nicht angemessen.
Die Geschichte ist episodenhaft erzählt. Die Protagonistin probiert Verschiedenes gegen ihre Depression. Das reicht von Meditation über Lachyoga bis zu Koks und Sex.
Außerdem werden in Rückblicken auch Episoden aus der Vergangenheit der Protagonistin erzählt. Diese Episoden haben mir am besten gefallen. Und waren mit ein Grund, warum ich das Buch nicht abgebrochen habe. Denn im Mittelteil hatte die Geschichte wirklich einige Schwächen und hat mir das Weiterlesen nicht leicht gemacht.
Zum Ende hin hat es aber noch mal die Kurve bekommen und ich bin froh, dass ich weitergelesen habe.
Fazit:
Die beste Depression der Welt von Helene Bockhorst ist ein Buch, dass sich sehr unverkrampft dem wichtigen Thema Depressionen annimmt. Leider ist es teilweise etwas zu flapsig, zu vereinfachend und mir hat auch die emotionale Tiefe bei diesem Thema gefehlt.Dafür gab es aber auch immer wieder richtig gute Sätze, die ich mir gern angestrichen habe.
Insgesamt ein Buch, was man gut lesen kann, was ich aber nicht als „must read“ empfehlen würde.
Wer nach ein bisschen Unterhaltung, ein bisschen Komik und einer Geschichte über mental health auf der Suche ist, der wird hier fündig.
Wer sich eine tiefe, emotionale und fachlich versierte Auseinandersetzung mit dem Thema Depression wünscht, der sollte lieber die Finger von dem Buch lassen.
Biblio
Titel: Die beste Depression der Welt
Autorin: Helene Bockhortst
Verlag: Ullstein
Seiten: 320
Das könnte dir auch gefallen:
Marianengraben – Jasmin Schreiber--> Ebenfalls ein Buch, welches sich unter anderem dem Thema Depression widmet, auch auf eine humorvolle Art und Weise. Auch keine uneingeschränkte Empfehlung von mir, aber durchaus unterhaltsam.
Bis zum Himmel und zurück – Catharina Junk
--> Für mich ein Paradebeispiel, wie die Balance zwischen Tragik und Humor gelingen kann.
Kurt – Sarah Kuttner
--> Auch hier gelingt die Mischung aus Trauer und Humor wesentlich besser, wie ich finde. Und das Buch verbindet emotionale Tiefe mit Witz und Leistigkeit. Sehr gelungen.
4 Kommentare
Hallo Julia,
AntwortenLöschenich als Betroffene bin natürlich am Thema Depression besonders interessiert. Ein lockerer und unverkrampfter Umgang damit ist mir gerade recht. Die Sache ist schon ernst genug. Klischees ... nun ja, leider stimmt es tatsächlich, dass Fachleute, gerade im tiefenpsychologischen Bereich, immer auf der Suche nach "der Ursache" sind und man direkt das Aufatmen merkt, wenn etwas gefunden wird, das dafür taugt. Puh, natürlich ist die Rechnung nicht so einfach und viele, viele Menschen mit wunderbar "geeigneten" Anlässen entwickeln keine Depression. Da kommt die Tiefe und der Dreh zur Ernsthaftigkeit ins Spiel - der hier wohl fehlt?
Ich bin nach wie vor neugierig auf das Buch aber Deine Rezension hat nicht dazu geführt, dass es in meiner Leseliste nach oben gerutscht ist. Wenn ich es mal in der Onleihe erwische, werde ich es wohl lesen. Irgendwann.
Danke auf jeden Fall für Deine hilfreiche Einschätzung!
LG Gabi
Liebe Gabi,
LöschenFreut mich sehr, dass du meine Rezension hilfreich fandest und immer noch neugierig auf den Titel bist. Wenn du diesen lockeren Umgang mit dem Thema magst, wird es dir ja vielleicht besser gefallen. Mir hat wie gesagt einfach die Tiefe gefehlt, bzw, dass es mich auf eine Art berühren kann.
Ich drücke dir die Daumen, dass es bald in die Onleihe kommt und das dir das Buch gefallen wird. Da bin ich dann auf deine Einschätzung natürlich auch sehr gespannt.
Liebe Grüße
Julia
Hallo liebe Julia
AntwortenLöschenMir geht es auch so: deine Rezension macht - trotz einiger Kritikpunkte - Lust auf das Buch und ich habe schon einige Rezensionen gelesen, die mich das Buch nun haben auf die Wunschliste setzen lassen.
Ganz liebe Grüsse
Livia
Liebe Livia,
LöschenDas freut mich. Dann wünsche ich dir ganz viel Spaß beim Lesen. Und ich kenn das von mir auch. Manchmal machen mich Rezensionen mit Kritikpunkten neugieriger, als nur Rezensionen voll des Lobes. :)
Liebe Grüße
Julia
Ich liebe den Austausch mit meinen Leser*innen und freue mich über jeden Kommentar.
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