In diesem Buch stirbt jeder – Beka Adamaschwili [Rezension]

Donnerstag, September 03, 2020


Roman Bestseller Literatur Mord Humor Buchbesprechung Buchempfehlung Buchkritik Kurzmeinung:

"In diesem Buch stirbt jeder" von Beka Adamaschwili ist ein außergewöhnlicher Roman, der wegen des Humors, der vielen interessanten Anspielungen und des außergewöhnlichen Stils sehr lesenswert ist. Mit seinem Vorgänger "Bestseller" kann er jedoch nicht ganz mithalten.


Klappentext:

Als Memento Mori eines Morgens aus unruhigen Träumen erwacht, findet er heraus, dass er eine Romanfigur ist und die Superkraft hat, durch Bücher zu reisen. Er setzt sie gegen die gnadenlosen Autorinnen und Autoren der Weltliteratur ein, indem er versucht, ihre Figuren vor dem sicheren Tod zu bewahren: Romeo und Julia etwa will er vom Selbstmord abhalten, und Professor Moriarty stößt er selbst den Reichenbachfall hinunter, um Sherlock Holmes zu helfen. Doch dann erfährt Memento Mori, dass in seinem eigenen Roman jemand sterben soll, und er beschließt, alle Figuren zu retten. Aber sein Gegner ist der allmächtigste Antagonist aller Zeiten — der Autor selbst ...


Meine Meinung:

Wie manche von euch vielleicht wissen, habe ich den ersten Roman des Autors "Bestseller" geliebt. Er gehörte sogar zu meinen Jahreshighlights. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an das neue Buch. Und die konnte der Autor leider nicht ganz erfüllen. Dabei hat mir der Einstieg zunächst unglaublich gut gefallen. Der Roman ist wieder voller literarischer und popkultureller Anspielungen.
Und genau wie bei Bestseller habe ich die Fußnoten geliebt.
Ich mag diesen Stil, dass sich der Autor nicht zu ernst nimmt und sich selbst, das Schreiben und die ganze Literaturszene mit einem Augenzwinkern darstellt. Zum Beispiel, indem er bekannte Romanfiguren durch den Kakao zieht und völlig schmerzlos typische literarische Phrasen, Metaphern und Vergleiche kommentiert. Er schafft innerhalb seines Romans diese zweite Ebene (obwohl ich mir gar nicht sicher bin, ob zwei da überhaupt ausreichen) und schafft so eine Distanz zur Geschichte und kann sich der Literatur, Sprache, Autor*innen und sich selbst auf kritische, aber dabei immer auch liebevolle und humorvoller Art und Weise widmen.
So kommentiert Adamaschwili zum Beispiel typische Wendungen in Romanen (zB jemand stirbt und hinterlässt geheimnisvolle Tagebücher) und verwendet sie aber gleichzeitig für seine eigene Geschichte.  Außerdem macht der Autor in seinem Buch eine Reise durch die verschiedenen Stile und Genres. Vom Theaterstück übers Märchen bis zur Fabel, Enzykopädie und religiöser Schrift ist in diesem Roman alles dabei.

In der Geschichte, die der Autor erzählt geht es um die Romanfigur Memento Mori, der mit Hilfe einiger anderer, teils aus "Bestseller" bekannter Romanfiguren, den Autor der Geschichte davon abhalten möchte, Romanfiguren zu töten. Adamaschwili geht dabei durchaus hart mit den Autor*innen ins Gericht, die einfach ungestraft ihre Romanfiguren töten können.
Im Verlauf der Handlung geht es dann noch um Zeitreisen, Verschwörungstheorien, fremde Welten und natürlich gibt es auch wie bei "Bestseller" wieder die Rätselkomponente.

Leider verliert die Geschichte in meinen Augen irgendwann komplett den roten Faden. Sie driftet ab in Nebenschauplätze, die Anspielungen verlieren das Subtile und zwischenzeitlich war ich echt genervt von dem Buch. Der Autor lässt eine seine Figuren sagen, er habe Angst, die Leser*innen würden sagen, sein erstes Buch sei besser. Und da muss ich leider sagen: das stimmt.
Das Ende bzw. die Enden haben mir wieder besser gefallen. Die Idee, dass sich die Leser*innen das Ende selber aussuchen können, fand ich echt cool. 

Besonders positiv herausheben möchte ich die Covergestaltung. Von den neun Kreisen auf dem Cover lässt sich die graue Beschichtung abkratzen und darunter verbergen sich in acht Fällen Spoiler zu anderen bekannten Geschichten. Nur wenn man Dank der im Text versteckten Hinweise den richtigen Kreis freikratzt, findet man dort die Lösung zum Rätsel aus dem Roman. Eine mega coole Idee, wie ich finde, und ein echtes Alleinstellungsmerkmal, das das Buch aus der Masse heraushebt und gut zu dem sehr außergewöhnlichen Stil des Romans passt.


Roman Bestseller Literatur Mord Humor Buchbesprechung Buchempfehlung Buchkritik


Fazit:

"In diesem Buch stirbt jeder" von Beka Adamaschwili kann in meinen Augen nicht ganz mit dem Debüt des Autors mithalten. Die Geschichte verliert sich zu sehr in Nebenschauplätzen, mir hat teilweise der rote Faden und der Spannungsbogen gefehlt. Dennoch hat mir das Buch wegen des grandiosen Humors und der vielen literarischen und popkulturellen Anspielungen gefallen.


Biblio
Autor: Beka Adamaschwili
Übersetzung: Sybilla Heinze
Verlag: Voland & Quist



Das könnte dir auch gefallen:

Bestseller – Beka Adamaschwili 
--> Das erste Buch des Autors, das mir sehr gut gefallen hat.

Die dicke Prinzessin Petronia – Katharina Greve 
--> Zwar ein Comic und kein Roman, aber mit einem ähnlichen Humor, finde ich. Auch sehr ironisch, mit vielen Anspielungen.



Plauderecke:

Habt ihr dieses Buch oder den ersten Roman des Autors schon gelesen? Falls ja, wie hat es euch gefallen? 
Kennt ihr das, wenn ihr das erste Buch eines Autors so gemocht habt, und dann das zweite Buch nicht so ganz mit den Erwartungen mithalten konnte? Wann ist euch das schon mal passiert? 

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4 Kommentare

  1. Liebe Julia,
    leider sagen mir beide Buchtitel nichts. Die Handlung hört sich jedoch interessant an.

    Mir erging es mit den Büchern von Lori Nelson Spielman ähnlich.
    Ich habe ihren ersten Roman "Morgen kommt ein neuer Himmel" in zwei Tagen gelesen, weil mich die Handlung nicht losgelassen hat. Von ihren darauffolgenden Büchern war ich jedoch sehr enttäuscht. Ich mit den Hintergrundgeschichten und den Charakteren einfach nicht warm geworden.

    Liebe Grüße
    Lisa Marie von https://sonneimherzen.net/

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    1. Liebe Lisa Marie,
      Das ist ja echt schade, dass du von den weiteren Büchern von Spielman enttäuscht warst. Ich hab noch keins von ihr gelesen.
      "Bestseller" von Adamaschwili, kann ich dir sehr empfehlen. Das neue Buch ist nicht schlecht und hat wieder diesen Humor, den ich an "Bestseller" so mochte. Aber es hat eben auch seine Schwächen, daher kann ich es nicht uneingeschränkt oder als "must read" empfehlen.
      Liebe Grüße und morgen einen guten Start in die neue Woche.
      Julia

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  2. Ach, liebe Julia

    Bei dir entdecke ich immer so spannende Bücher, die ich sofort nachkaufen will und auch wenn dir "Bestseller" besser gefallen hat (das Buch ist übrigens auch schon auf der Wunschliste", möchte ich "In diesem Buch stirbt jeder" nur schon aufgrund des Titels lesen. Ich meine....come on :-) Und die Handlung klingt ebenfalls toll, Fussnoten liebe ich auch immer, worauf warte ich also noch?

    Alles Liebe und vielen Dank für den Buchtipp
    Livia

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    1. Liebe Livia,
      Ich freue mich immer sehr, wenn ich andere Leser*innen mit meinen Besprechungen für Bücher begeistern kann. :) Hast du eines der Bücher mittlerweile gelesen? Falls ja: wie hat es dir gefallen?
      Ja, Fußnoten liebe ich auch total. Außer bei eBooks. Da habe ich irgendwie noch keine gute Methode gefunden, die in meinen Lesefluss zu integrieren...
      Liebe Grüße
      Julia

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