Uns gehört die Nacht – Jardine Libaire [Rezension]

Samstag, November 10, 2018

Liebe Leidenschaft Liebesroman Sex Klischees Drogen Geld Bestseller Kurzmeinung:

Uns gehört die Nacht von Jardine Libaire ist ein Buch, das mich zwiegespalten zurücklässt. Einerseits haben mich die Charaktere und die Geschichte sehr fasziniert und in ihren Bann gezogen. Eine Liebesgeschichte ohne Klischees, ganz anders, als man es bei der Prämisse erwarten würde. Allerdings hat das Buch im Mittelteil deutlich nachgelassen und es gab einiges, was mich gestört hat.

Klappentext:

Als Elise Perez an einem trostlosen Winternachmittag in New Haven den Yale-Studenten Jamey Hyde kennenlernt, ahnt keiner, dass hier und jetzt ihrer beider Schicksal besiegelt wird. Was als obsessive Affäre beginnt, wird zu einer alles verändernden Liebe. Doch Elise ist halb Puerto-Ricanerin, ohne Vater und Schulabschluss aufgewachsen, und Jamey der Erbe einer sagenhaft reichen Familie von Investmentbankern. Wie weit sind sie bereit zu gehen?



Meine Meinung:

Puh, dieses Buch lässt mich wirklich zwiegespalten zurück.
Am Anfang war ich absolut begeistert. Das Buch beginnt gleich absolut rasant und hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Wie im Rausch musste ich einfach immer weiter und weiter lesen. Der außergewöhnliche Schreibstil mit seinen vielen Beschreibungen hat mich fasziniert. Die Charaktere waren so ungewöhnlich, so anders, dass ich sie nicht in Schubladen stecken konnte und unglaublich neugierig war, was hinter ihrer Fassade steckt, wie sie sich weiterentwickeln. Die Handlung war für mich am Anfang absolut unvorhersehbar, ja manchmal fast schon verwirrend, so dass ich unbedingt weiterlesen musste, um zu erfahren, wie es weitergeht.  Die erste Zeit hatte ich beim Lesen so das Gefühl, dass ich die Figuren und auch die Geschichte nicht ganz zu fassen bekommen habe, nicht greifen konnte. Aber genau das hat für mich auch einen Teil der Faszination ausgemacht. Alles war so unvorhersehbar: Die Handlung, die Charaktere, selbst die Sprache. Dieses Buch war einfach so ganz anders als alles, was ich seit langer Zeit gelesen hatte.
Für mich war es sehr spannend, diese zwei Liebenden aus den völlig verschiedenen Welten zu beobachten und zu verfolgen. Was alles zwischen sie kommen konnte. Und was die beiden, trotz all der Leidenschaft und Liebe füreinander, trennt.
Libaire hat es geschafft eine Liebesgeschichte zu erzählen, ohne auch nur im Ansatz in die typischen "Love Story Klischees" zu verfallen.


"Manchmal muss es uns das Leben so richtig zeigen, manchmal musst du es am eigenen Leib spüren, damit es echt ist." (Aus "Uns gehört die Nacht", S. 204)


Doch dann hat sich irgendwann so ein Trott eingeschlichen. Die Handlung hat sich irgendwie immer um das selbe gedreht, nur an anderen Schauplätzen. So hat sich dann bei mir ein Gefühl von "auf der Stelle treten" eingestellt –es ging einfach nicht voran mit der Handlung.
Auch der außergewöhnliche Schreibstil, der mich am Anfang so begeistert hat, hat dann irgendwann angefangen, mich zu nerven, denn das Stilmittel der Beschreibung von selbst kleinsten Alltagsdingen wurde mich irgendwann zu viel, zu ausufernd. Statt für eine besonderen Atmosphäre sorgte das zunehmend eher für Längen im Text.

Auch die vielen, sehr detailliert beschriebenen Sexszenen haben mir nicht so gut gefallen. Für mich hatte das mit zunehmender Häufigkeit und Detailliertet weniger etwas Erotisches, sondern eher Voyeuristisches. Und die teils vulgäre Sprache hat den Eindruck bei mir noch verstärkt.

Doch trotzdem waren da zwischendurch immer wieder wundervolle Sätze, die mich beim Lesen haben innehalten lassen. Sätze voller Tiefe und Bedeutung.
Und trotz der Längen habe ich das Buch gern zu Ende gelesen, weil ich einfach wissen musste, wie es mit Elise und Jamey weitergeht. Die beiden Figuren haben mich fasziniert und mich in ihren Bann gezogen. Und es ist schon eine große Kunst der Autorin, so ein abgedroschenes Thema –reicher Junge trifft armes Mädchen und sie verlieben sich gegen den Willen seiner Familie– auf eine so neue und aufregende Art darzustellen. Schon alleine deswegen lohnt es sich, dieses Buch zu lesen.


"Keiner von beiden hatte einen verdammten Schimmer, was sie mit dem Leben machen sollten, außer leben." (Aus "Uns gehört die Nacht", S.12)


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Fazit:

Uns gehört die Nacht von Jardine Libaire hat einige Schwächen und hätte von mir aus gern 100 Seiten weniger haben können. Doch ich möchte es trotzdem empfehlen, weil es eine uralte Plotidee auf so außergewöhnliche und neue Art darstellt und mich –trotz aller Kritikpunkte– zu fesseln wusste.

Biblio
Verlag: Diogenes
Übersetzung: Sophie Zeitz
Seiten: 464

Das Buch wurde mir vom Diogenes Verlag als Überraschungsgeschenk geschickt. Meine Rezension basiert ausschließlich auf meinen persönlichen Leseeindrücken und wird durch die Bereitstellung des Buches nicht beeinflusst.


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Plauderecke:

Um dieses Buch gab es ja –zumindest was ich auf Instagram so mitbekommen habe– einen ganz schönen Hype. Habt ihr das Buch auch schon gelesen? Und wie hat es euch gefallen? Könnt ihr meine Kritikpunkte teilen, oder habt ihr es ganz anders empfunden?

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4 Kommentare

  1. Mir lief das Buch bereits über den Weg und eine Liebesgeschichte ohne Klischees, unvorhersehbar lässt danna uch mich aufhorchen. Dann kam der zweite Teil deiner Rezension und ehrlich? Dem Buch werde ich keine Aufmerksamkeit schenken. Ich bin ja keine Leserin in Bezug auf Liebe und Beziehungen (mit wenigen Ausnahmen wie Autorin Nika Sachs, aber da liegt der Fokus auch auf etwas anderem)wenn du schon so viel zu kritisieren hast, wie soll das buch dann erst bei mir abschneiden?! ;)
    Du schlägst zwar wieder den Bogen ins positive und mit derber Sprache und etwas anderen Sexszenen habe ich keine Probleme, dennoch … bei meiner WuLi und meines RuB, dann doch eher nein zu dieser Geschichte …

    Liebe Grüße :-*

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    1. Meine liebe Janna,
      Ja, also von der Idee her fand ich das Buch Wirkich großartig. Diese unvorhersehbaren Charaktere –echt toll. Und am Anfang war ich ja auch wirklich begeistert und völlig in den Bann gezogen.
      Aber wenn dich die Sprache und die Sexszenen nicht stören, dann wäre das Buch vielleicht ja doch was für dich. Denn es hat eben auch sehr viele positive Seiten. Und der Geschichte und den Charakteren wohnt irgendwie auch etwas Dunkles, Getriebenes inne. Das könnte dir gefallen.
      Andererseits sollte man ja auch auf seine Lesegefühl hören. Und wenn deins bei dem Buch eher "Nein danke" sagt, dann ist das ja auch irgendwie ein Zeichen...
      Hach, echt ein ambivalentes Buch.
      Liebe Grüße, Julia

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    2. Orr Julia! Nun schwanke ich wieder um, mach mich doch net kirre *lach. Auf der WuLi ist ja kein SuB-Zuwachs, von daher kommt das Buch mal dahin (=

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    3. hahaha. ;D Soooorry! (or not)
      Aber deine Einstellung gefällt mir sehr! Und wer weiß, vielleicht verwandelt sich ja das ein oder andere WuLi-Buch Weihnachten dann doch noch in ein SuB-Buch. ;)
      LG

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