Marianengraben – Jasmin Schreiber [Rezension]

Donnerstag, April 23, 2020

Jugendbuch Tod Verlust Depression Roadtrip Alter Familie HumorKurzmeinung: 

Meine hohen Erwartungen an Marianengraben von Jasmin Schreiber wurden leider eher enttäuscht. Statt tiefgreifender Handlung und emotional fordernder Geschichte gibt es stereotype Figuren und eine Geschichte, die zwar zu unterhalten weiß, aber in allzu vorhersehbaren Bahnen verläuft. 

Klappentext:

Paula braucht nicht viel zum Leben: ihre Wohnung, ein bisschen Geld für Essen und ihren kleinen Bruder Tim, den sie mehr liebt als alles auf der Welt. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall, der sie in eine tiefe Depression stürzt. Erst die Begegnung mit Helmut, einem schrulligen alten Herrn, erweckt wieder Lebenswillen in ihr. Und schließlich begibt Paula sich zusammen mit Helmut auf eine abenteuerliche Reise, die sie beide zu sich selbst zurückbringt – auf die eine oder andere Weise.

Meine Meinung: 

Das Buch Marianengraben von Jasmin Schreiber ist weit weniger tiefgründig, als der Klappentext und die vielen begeisterten Bewertungen es mich haben vermuten lassen. Im Gegenteil war es für mich eher voller Klischees. Die Kombination von traurigen und komischen Elementen war zu gewollt. Die rührenden Sätze wirkten auf mich wie extra eingebaut, nicht passend, erzwungen. Die Geschichte war eher flach und vorhersehbar und konnte mich nur an sehr wenigen Stellen wirklich berühren.

Die Metapher der Tiefe des Marianengrabens für die Trauer von Paula hat mir aber gefallen und das wurde auch über die ganze Geschichte hinweg sehr konsequent umgesetzt. Auch die immer wieder eingeschobenen Erinnerungen an Paulas kleinen Bruder Tim und seine Aussagen haben mir gefallen. Die Autorin schafft es gut, die kindliche Naivität, die manchmal aber auch so große Weisheit beinhaltet, einzufangen.

Das Buch lässt sich gut und schnell lesen. Und hat mich auch ganz gut unterhalten. Aber den Hype kann ich wirklich nicht verstehen. Das Buch war ok. Ein nettes Jugendbuch mit stereotypen Charakteren und vorhersehbarer Geschichte, die aber zu unterhalten weiß. Wenn man das alles weiß, dann kann einem das Buch auch durchaus gefallen. Und für junge Leser*innen ist es wahrscheinlich wirklich gut geeignet. Aber ich hatte andere Erwartungen und war daher enttäuscht von der eher anspruchs- und einfallslosen Story. So etwas habe ich schon tausend mal gelesen, und davon war einiges besser umgesetzt.  
Aber ja: die Geschichte liest sich leicht, ist unterhaltsam und am Ende habe auch ich die ein oder andere Träne im Auge gehabt. 

Jugendbuch Tod Verlust Depression Roadtrip Alter Familie Humor


Das könnte dir auch gefallen: 

--> Dieser Roman behandelt ähnliche Themen, die Umsetzung gelingt allerdings besser. Sowohl was die Kombination aus Tragik und Witz, die Themen Trauer und Verlust angeht, als auch was das Porträt des alten Menschen angeht. 

--> Auch hier geht es um den Tod eines Kindes. Der Roman verarbeitet es jedoch viel besser, wie ich finde. Und auch die Balance zwischen Witz und Trauer gelingt besser. 

--> Dieses Buch ist für mich ja ein Paradebeispiel, wie eine gute Balance aus Humor und Tiefe gelingen kann. 


Plauderecke: 

Jetzt bin ich aber wirklich gespannt. So viele Leser*innen haben diesen Roman in den Himmel gelobt. Und dann komme ich mit meiner wahrscheinlich eher unbeliebten Meinung. Ich möchte unbedingt wissen: wie geht es euch? Hat auch der Roman begeistert, oder auch eher enttäuscht? Oder weder noch? 
Lasst ihr auch von Hypes auf Insta & Co beeinflussen?
Erzählt mir davon. Ich bin gespannt auf eure Meinung.

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6 Kommentare

  1. Mir ging es tatsächlich so wie dir, denn während des Lesens hatte ich oft das Gefühl, einem deutschen Fernsehfilm zu folgen, so berechenbar und oftmals flach war das Buch. Gefallen haben mir nur die Rückblicke in die herzliche Beziehung zwischen Bruder und Schwester und die damit einhergehenden Bezüge zur (Meeres)Biologie. Kann mir den Hype nur so erklären, dass vor allem Leser*innen dazu gegriffen haben, die sonst gar nichts in der Richtung lesen.

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    1. Hallöchen,
      Ja stimmt, das Fernsehgefühl hatte ich auch echt oft. Als Verfilmung kann ich mir das auch total vorstellen.
      Genau die Beziehung zwischen Paula und ihrem Bruder und die Meeres-Metaphern haben mir auch besonders gefallen.
      Ist ja spannend, dass wir das so ähnlich empfunden haben beim Lesen.
      Liebe Grüße und einen guten Start in die neue Woche morgen.
      Julia

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  2. Hallo Julia,
    ich hatte wegen des großen Hypes natürlich auch schon ein Auge auf das Buch geworfen. Bei derart hoch gelobten Büchern bin ich allerdings immer vorsichtig - wie man hier sieht, zu Recht. Das hatte ich schon fast befürchtet und gerade bei Jugendbüchern, die ich eher selten lese, muss das Buch schon das Potenzial haben, mich vom Hocker zu hauen. In diesem Fall reicht mir Deine Rezension. Vielen Dank dafür!
    LG Gabi

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    1. Liebe Gabi,
      Nee, also "vom-Hocker-Hau-Potenzial" sehe ich hier leider nicht. Also würde ich dir auch eher von der Lektüre abraten. Würde mich ja freuen, wenn meine Rezension dich vor einer Enttäuschung bewahren könnte. Von daher: sehr gern geschehen. :)
      Liebe Grüße
      Julia

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  3. Ich gehöre zu denen, die begeistert waren und ich hatte nicht nur manchmal Tränen in den Augen. Ich finde es auch völlig okay wenn das bei dir nicht so war, ein Buch kann eben nicht jeden abholen. Mich interessiert aber, wieso du es als Jugendbuch siehst? Das hätte ich nämlich überhaupt nicht.

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    1. Hm, ich kann es gar nicht so genau sagen. So vom Gefühl her. Es hat mich sowohl vom Schreibstil, den Charakteren, als auch von der Geschichte her sehr an das erinnert, was für mich für Jugendbücher typisch ist.

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